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 Stern meines Lebens

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Stern meines Lebens Empty
BeitragThema: Stern meines Lebens   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:35

hallo  Ich wünsche euch viel spaß bei meinem ersten Beitrag hier flowers  Und ich freue mich auf ganz viele Feedbacks, egal ob positiv oder negativ. Na dann, los geht's super 
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Stern meines Lebens Empty
BeitragThema: Kapitel 1   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:37

Kapitel 1

7 Jahre ist es jetzt her, als ich von hier weg ging.. 7 lange Jahre, in denen ich
meine Familie und meine Freunde sehr vermisste. Doch ich wollte damals
etwas anderes, etwas neues. Eigentlich wollte ich in München nur studieren,
aber es kam anders. Ich lernte eine tolle Frau kennen, wir waren lange
zusammen und sie war es, die mich so lange Zeit dort hielt. Aber jetzt, 3
Monate nach unserer Trennung, hatte ich mich dazu entschlossen zurück
nach Köln zu gehen, mein altes Leben hinter mir zu lassen und nach vorn zu
schauen. Zu viel war in den letzten Jahren passiert und ich wollte es einfach
nur vergessen..

Ich war jetzt seit knapp 2 Wochen wieder hier, meine Familie hatte mich
herzlich wieder aufgenommen und ich war wirklich froh darüber, wieder
hier zu sein. Einen neuen Job hatte ich noch nicht wieder gefunden, war in
zwei Wochen auch nicht unbedingt einfach. Also hielt ich mich erst einmal
mit einem Nebenjob als Kellner über Wasser. Fürs erste würde es schon
reichen.

Und bevor ich jetzt weiter erzähle, vielleicht erst einmal ein paar Worte zu
mir. Ich heiße Ben, bin 28 Jahre alt, ca. 1,90m groß und wiege knapp 82
Kilo. Ich habe kurze schwarze Haare, blaue Augen und ja, ich würde mich
als sportlich bezeichnen. Ich habe Jura studiert, was ich aber mittlerweile
ziemlich bereute. Aber dazu vielleicht später mehr.

Es war ziemlich kalt in dieser Nacht, typisch für Ende Januar. Ich musste an
diesem Abend lange arbeiten, mittlerweile war es schon nach 2 Uhr und
jetzt fing es auch noch an zu schneien. Der Wind wehte mir um die Nase
und ich hatte das Gefühl erfrieren zu müssen. Dass ich natürlich auch noch
über die Autobahnbrücke laufen musste, machte das Ganze nicht besser.
Dort war es noch windiger und ich lief erst einmal einen Schritt schneller.
Ich war schon fast in der Mitte der Brücke, als ich im Augenwinkel
jemanden am Brückengeländer stehen sah. Im ersten Moment dachte ich
mir nichts dabei, doch dann musste ich mit Erschrecken feststellen, dass
derjenige nicht so am Geländer stand, wie man es normalerweise tat. Erst
nach und nach begriff ich, was da wirklich vor sich ging.. Es wollte sich
jemand das Leben nehmen..

Langsam ging ich in ihre Richtung. Ich konnte nicht wirklich erkennen, ob
es sich um eine Frau oder einen Mann handelte, dafür war der Schneefall
einfach zu stark. Mir ging alles mögliche durch den Kopf, doch ich wusste
absolut nicht, wie ich jetzt handeln sollte. Noch nie vorher, war ich in so
einer Situation gewesen.

Erst zwei Meter vor dem Geländer blieb ich stehen, wusste immer noch
nicht wirklich was ich tun sollte. Doch ich musste handeln und zwar
schnell.

„Hey..“, ich merkte wie meine Stimme zitterte.

Erschrocken drehte die Person sich um, es war ein Mädchen, ich würde
sagen Anfang 20.

„Verschwinde und lass mich in Ruhe.“, schrie sie mich an.

„Hör zu.. Egal was es ist, wir finden eine Lösung..“

„Du hast keine Ahnung wovon du sprichst.“

„Nein vielleicht nicht, aber es gibt immer einen Weg... Mach
keinen Mist und komm darunter... Du bist doch noch so jung...“

„Was weißt du denn schon von mir??“, sie schrie immer noch, fing
an zu weinen „Lass mich das hier zu Ende bringen, es hat doch
sowieso keinen Sinn.“

Ich ging einen Schritt näher, ich durfte sie nicht springen lassen. Ich musste
das verhindern.

„Bleib wo du bist! Oder ich lass los!“, ihre Stimme wurde leiser,
ich sah, dass sie zitterte.

„Komm schon, gib mir deine Hand...“, ich hielt ihr meine hin, in
der Hoffnung, sie würde endlich zur Vernunft kommen.

„Geh endlich weg verdammt...“, jetzt weinte sie nur noch.

Ich musste irgendetwas tun, die letzten paar Minuten kamen mir vor wie
endlose Stunden. Ich stand hier, vor mir ein verzweifelter Mensch der sich
das Leben nehmen wollte, aus welchem Grund auch immer und ich war so
hilflos.

„Ich geh hier nicht ohne dich weg hörst du?“, plötzlich fiel mir
etwas ein „Entweder du kommst da jetzt runter, oder ich springe
auch..“, ich ging auf das Brückengeländer zu, hoffte, dass ich nicht
erst rüber klettern musste, bevor sie zur Vernunft kam..

„Mensch hör auf mit dem Mist. Was soll denn das??“

„Hast du doch gehört. Springst du, springe ich auch.“

„Warum solltest du das tun?? Du kennst mich nicht einmal.“

„Muss man einen Menschen kennen, um ihn vor einer riesigen
Dummheit zu bewahren?“

Ich sah sie fragend an, war mit einem Bein schon über dem Geländer.
Meine Beine und Arme zitterten, ich hatte verdammte Angst.

„Stop!!“, rief sie plötzlich „Ich hab es verstanden. Ich komme
runter.“

Ich ging zurück auf die Brücke, beobachtete dabei, wie sie sich langsam
umdrehte und auch wieder zurück klettern wollte.

„Warte, ich helfe dir.“, sagte ich zu ihr, doch da war es schon zu
spät.

Sie rutschte ab, fiel nach unten, konnte sich gerade so mit einer Hand noch
festhalten. Ich lief hin, beugte mich über das Geländer, versuchte sie
irgendwie festzuhalten, doch ich kam nicht an sie heran.

„Bitte... hilf mir.“, sie hatte Panik in den Augen.

„Los, gib mir deine Hand.“

Ich streckte meinen Arm so weit es ging nach unten, versuchte immer wieder nach ihrer Hand zu greifen. Immer und immer wieder, doch ich
bekam sie einfach nicht zu fassen.

„Komm schon.. Du schaffst das!“, schrie ich sie immer wieder an.

„Ich kann nicht mehr.“, sie weinte immer mehr „Ich hab keine
Kraft mehr.“

Ich weiß nicht wie, aber irgendwie bekam ich sie dann doch endlich zu
fassen, zog sie mit letzter Kraft über das Geländer. Erschöpft fiel ich zu
Boden, bemerkte erst gar nicht, dass sie komplett weinend neben mir
zusammen gebrochen war.

Ich stand auf, ging mit zitternden Knien zu ihr und nahm sie in den Arm.
Sie war total durch gefroren, ich wollte gar nicht wissen, wie lange sie
schon hier draußen war..

„Hey...“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Alles wird wieder gut
ok?“

„Nichts wird gut hörst du?? Einfach gar nichts wird wieder gut!!“

Sie weinte und weinte, zitterte am ganzen Körper. Wieder einmal wusste ich
nicht was ich tun soll, saß einfach nur hilflos da und hielt sie im Arm. Ich
selbst war den Tränen nah.. Was war nur passiert, dass sie so verzweifelt
gewesen war?

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Doch so
langsam hörte das Zittern auf und sie weinte auch nicht mehr so viel.

„Hör mal.. kann ich dich vielleicht irgendwo hin bringen? Zudeiner Familie vielleicht? Du kannst jetzt so nicht alleine bleiben.“

Sie sagte eine ganze Weile nichts, saß nur schweigend vor mir.

„Ich kann nicht zu meiner Familie.“, sagte sie plötzlich.
„Aber warum..?“

„Sie würden es nicht verstehen..“, ihre Stimme war ganz ruhig
geworden.

„Gut dann komm.“, ich stand auf, packte sie am Arm.

Sie sah mich nur an, wusste nicht wirklich was ich von ihr wollte. „Du kommst
mit zu mir, wärmst dich auf. Wir schlafen ein bisschen und in ein
paar Stunden sehen wir dann weiter.“

Sie nickte nur und versuchte aufzustehen. Es viel ihr unheimlich schwer, sie
hatte einfach keine Kraft mehr. Ich versuchte sie zu stützen, war aber
mittlerweile selbst einfach völlig am Ende. Keine Ahnung wie wir es
schafften, aber irgendwann kamen wir dann doch bei mir Zuhause an.

Ich brachte sie in mein Schlafzimmer, zog ihr die nassen Klamotten aus und
gab ihr neue von mir. Danach legte sie sich in mein Bett und kuschelte sich
unter die Decke, wie ein kleines Kind.

„Ich mache uns einen Tee, okay?“

Sie nickte nur und drehte sich dann von mir weg. Ich ging also in die Küche
und kochte uns einen Tee. Erst jetzt bemerkte ich, wie durchnässt auch ich
war. Mir war kalt, ich zitterte und erst jetzt wurde mir klar, was da gerade
wirklich alles passiert war.

Ich zog mich um, nahm den Tee und ging zurück ins Schlafzimmer. Sie lag
immer noch genauso da, wie vorhin als ich gegangen war. Ich wusste nicht,
ob sie vielleicht doch schon schlief, deshalb setzte ich mich erst einmal
langsam neben sie aufs Bett.

„Hey..? Schläfst du schon?“, fragte ich leise.

Sie schüttelte langsam den Kopf. „Nein.. ich bin noch wach..“

„Hier... dein Tee. Trink ihn, wird dir gut tun.“

Sie drehte sich um, setzte sich und nahm mir die Tasse ab. Eine ganze Weile
saßen wir wieder schweigend nebeneinander. Wieder einmal wusste ich
nicht was ich tun oder sagen sollte und das kam heute definitiv viel zu oft
vor.

„Es tut mir leid..“, sagte sie auf einmal.

„Was tut dir leid?“

„Na.. das alles heute. War nicht so geplant, dass mich jemand sieht.
Um die Uhrzeit läuft da ja normalerweise niemand mehr herum.“

„Mal gut, dass ich es getan habe.“

„Ansichtssache.“

Wieder schwiegen wir. Ich suchte nach den passenden Worten, wollte sie
fragen warum sie es tun wollte, aber ich konnte nicht.

„Wie geht es dir überhaupt?“, fragte ich nach einer ganzen Weile,
um wieder ein Gespräch zu beginnen.

„Ganz Okay und dir?“, zum ersten Mal seit wir hier waren, sah sie
mich an.

„Mir auch.“

„Das ist sehr gut.“, ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Ja das finde ich auch, aber...“, und ich erwiderte es „darf ich
vielleicht mit unter die Decke? Mir ist ziemlich kalt.“

„Klar, komm her.“, sie rutschte zur Seite, hob die Decke hoch und
ich krabbelte drunter.

Nachdem wir beide unseren Tee getrunken hatten, legten wir uns dann auch
hin. Allerdings schliefen wir nicht, wir redeten. Wir redeten über Gott und
die Welt, über alles mögliche was uns einfiel. Und ich genoss es. Keine
Ahnung warum, aber ich hatte das Gefühl, sie schon ewig zu kennen, wir
waren uns so vertraut, dass es schon fast unheimlich war. Ich weiß nicht, wie lange wir so da lagen, doch irgendwann waren wir dann
doch eingeschlafen.
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BeitragThema: Kapitel 2   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:38

Kapitel 2

Als ich wieder wach wurde fühlte ich mich ziemlich kaputt. Ich hatte das
Gefühl kaum geschlafen zu haben. Und irgendwie war es ja auch so. Wenn
es hoch kommt waren es vielleicht zwei oder drei Stunden. Mehr aber mit
Sicherheit nicht.

Ich drehte mich zur Seite, um zu sehen, ob sie noch schläft. Allerdings lag
sie nicht mehr neben mir. Naja, dachte ich, vielleicht war sie bereits
duschen gegangen. Ich blieb noch ein paar Minuten liegen, musste erst
einmal vernünftig wach werden.

Langsam schleppte ich mich aus dem Bett, die letzte Nacht hatte mir doch
mehr zugesetzt als ich gedacht hatte.

„Bist du im Bad?“, rief ich, bekam aber keine Antwort.

Ich ging ins Bad, schaute nach, aber da war sie nicht. Auch sonst schien sie
nirgendwo zu sein, sie war also ohne ein einziges Wort gegangen. Na ganz
klasse. Nicht dass ich ein Danke erwartet hatte, aber wenigstens
verabschieden hätte sie sich können. Ich hoffte nur, dass sie nicht auf die
Idee kam, ihr Vorhaben von gestern, jetzt in die Tat umzusetzen.
Um die Gedanken erst einmal bei Seite zu schieben, ging ich in die Küche
und machte mir etwas zum Frühstück. Und einen Kaffee brauchte ich, dann
konnte ich vielleicht auch wieder einigermaßen klar denken. Ich setzte mich
an den Küchentisch und erst einige Minuten später entdeckte ich den Zettel,
der fein säuberlich gefaltet darauf lag. Ich faltete ihn auseinander und
begann zu lesen..

Hey,
Du wunderst Dich sicherlich, dass ich so einfach verschwunden bin, aber
ich konnte nicht anders. Wäre ich geblieben und hätte mich verabschiedet,
wäre ich vielleicht noch auf die Idee gekommen mit dir in Kontakt zu
bleiben. Und das geht einfach nicht. Ich kann dir nicht erklären warum,
aber es ist besser so.

Ich möchte Dir danken, für das, was Du gestern Abend und auch heute
Nacht für mich getan hast. Du hast mich vor einer riesigen Dummheit
bewahrt und mir zudem auch noch das Leben gerettet. Und dafür bin ich dir
verdammt dankbar. Auch die Gespräche mit dir haben mir sehr geholfen,
ich hatte das Gefühl dich schon ewig zu kennen und genau das ist der
Grund warum ich ohne ein Wort gehen musste.

Mach es gut, Du bist wirklich etwas Besonderes.

Ich las den Brief bestimmt fünf Mal, verstand nicht so wirklich, was sie mir
damit sagen wollte. Warum war es besser, dass sie einfach so gegangen
war? Und warum konnte sie nicht mit mir in Kontakt bleiben. Es war nicht
wirklich zu verstehen. Ich legte den Brief erst einmal bei Seite und aß den
Rest meines Frühstücks auf. Es war schon recht spät und ich hatte nur noch
wenig Zeit um mich fertig zu machen.

Ich wollte zur Uni, Chris, mein bester Freund wartete da auf mich. Seine
kleine Schwester gab dort ein Konzert. Ich kannte Chris schon ewig, wir
sind zusammen zur Schule gegangen und auch zu seiner Schwester hatte ich
immer ein gutes Verhältnis. Sie war 6 Jahre jünger als wir gewesen, als sie
noch kleiner war habe ich oft auf sie aufgepasst, da ihre Eltern viel
unterwegs waren. Und als sie dann älter war, haben Chris und ich sie viel
mitgenommen. Ich mochte sie immer, man hatte so gut wie nie Probleme
mit ihr. Ich fragte mich, ob ich sie wieder erkennen würde nach so langer
Zeit. Immerhin hatte ich sie das letzte mal gesehen, da war sie gerade 15
geworden..

Ich ging schnell duschen, zog mich an und machte mich auf den Weg. Ich
war schon viel zu spät dran, sicherlich würde ich den ganzen Anfang
verpassen. Das war wieder so typisch für mich.

Zu meinem Erstaunen, schaffte ich es dann aber doch noch rechtzeitig. Das
Konzert hatte nicht einmal angefangen, so dass ich sogar noch genug Zeit
hatte, um Chris zu suchen.

Kurze Zeit später fand ich ihn dann auch, zusammen mit Mara, einer
Freundin. Ich war froh ihn gefunden zu haben. Alleine hätte ich wirklich
keine Lust auf das Ganze gehabt.

„Hey ihr zwei. Alles klar bei euch?“, begrüßte ich die Beiden.

„Hi Ben, ja alles super und bei dir?“, fragte mich Chris.

„Mir geht es ganz gut ja. Wann fängt es an?“

„In 10 Min, hast also noch nichts verpasst, so wie es eigentlich
typisch für dich ist.“, er lachte.

„Jaja, mach dich nur über mich lustig.“, auch ich musste lachen.

„Bin mal gespannt, ob ich deine Schwester auch wieder erkenne
nach so langer Zeit.“

„Das bezweifle ich, sie hat sich ganz schön verändert und das nicht
nur äußerlich.“

Ich sagte nichts weiter dazu, schaute mich nur ein bisschen um. Ich selbst
hatte früher sehr oft hier auf der Bühne gestanden und gesungen. Aber das
war nun auch schon wieder eine halbe Ewigkeit her.

Plötzlich ging das Licht aus, die Bühne wurde beleuchtet und die Musik
ging an. Es würde also jetzt endlich los gehen. Und dann fing sie an zu
singen, man sah sie nicht, aber es reichte, dass ich sie hörte. Ich dachte nur,
wow.. Was für eine Wahnsinns-Stimme. Chris muss meinen erstaunten
Blick bemerkt haben, denn er sprach mich sofort darauf an.

„Da bist du platt was? Sarah ist richtig richtig gut.“

„Ja das ist sie wirklich, ihre Stimme ist der Hammer.“

Chris grinste nur und ich schaute wieder zur Bühne. Sarah stand immer
noch im Dunkeln und ich konnte es kaum erwarten, dieses Mädchen endlich
zu sehen. Doch als die Lichter dann endlich auf sie gingen und ich endlich
das Mädchen sah, das sich hinter dieser tollen Stimme verbarg, wollte ich es
einfach nicht glauben.

Es war das Mädchen von gestern Nacht, das durfte doch nicht wahr sein.
Sarah... Ausgerechnet sie... Der ich gestern das Leben gerettet hatte, die
kleine Schwester von meinem besten Freund, stand da oben auf dieser
großen Bühne. Das Mädchen, mit dem ich damals fast täglich zusammen
war. Ich konnte und wollte es einfach nicht fassen. Chris musste meinen
Blick bemerkt haben, denn er sprach mich sofort darauf an.

„Ben? Alles okay?“

„Was? Nein... Ja... Ich denke schon.“

„Du guckst so komisch.“

„Alles in Ordnung. Wirklich.“

„Dann ist gut.“

Den Rest des Konzertes stand ich nur noch da und hörte zu, beobachtete
Sarah. Dachte über die gestrige Nacht nach, über das, was Sarah mir
geschrieben hatte. Ich war immer noch sprachlos, konnte kaum einen klaren
Gedanken fassen. Wie sollte ich ihr gleich nur gegenüber treten? Wie würde
sie auf mich reagieren? Am liebsten hätte ich jetzt die Flucht ergriffen, da
ich ihr das gern irgendwie erspart hätte, aber das konnte ich nicht.
Als das Konzert zu Ende war, waren die Leute wirklich total begeistert. Und
das auch zurecht. Es war wirklich der Wahnsinn was die Band und nicht
zuletzt auch Sarah da oben abgeliefert hatten.

„So und jetzt suchen wir Sarah mal, sie wird sich bestimmt freuen
dich wiederzusehen Ben.“, Chris grinste, wenn der wüsste.

„Sollten wir ihr nicht erst noch ein bisschen Zeit geben? Also ich
meine, das war doch bestimmt auch anstrengend.“

„Ach was, Sarah kann das ab. Jetzt komm schon!“

Ich sagte nichts mehr, hatte ja sowieso keinen Sinn. Ich lief also hinter Chris
her und wir gingen hinter die Bühne. Irgendwie war ich total nervös,
obwohl ich ja eigentlich gar keinen Grund dazu hatte. Schnell hatten wir
Sarah auch gefunden, sie stand an einem Tresen, quatsche mit ihren
Bandkollegen. Sie wirkte ganz locker, gar nicht so ängstlich und verzweifelt
wie noch in der gestrigen Nacht.

Chris ging zu ihr, begrüßte und gratulierte ihr. Ich hielt mich bewusst im
Hintergrund, doch ich wusste, dass ich dieser Begegnung nicht aus dem
Weg gehen konnte. Die Beiden unterhielten sich eine ganze Weile, schienen
mich schon fast vergessen, als Chris mich dann doch zu ihnen rief.

„Hey Ben, jetzt steh da nicht so dumm rum, komm endlich zu
uns.“, er winkte mich zu sich rüber.

Sarah sah immer noch nicht in meine Richtung, hatte also noch keine
Ahnung davon, wer ich wirklich war. Erst als ich schon fast bei ihnen war,
sah sie mich an. Ich konnte sehen wie geschockt sie war, mit mir hatte sie
definitiv nicht gerechnet.

„Ja ich sehe schon, ihr beide hättet euch so nicht wieder erkannt,
oder?“, wieder lachte er.

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte und auch Sarah fehlten die
Worte. Wir sahen uns nur an, waren beide mit der Situation überfordert.

„Hallo? Alles klar bei euch?“, Chris holte mich aus meinen
Gedanken.

„Was? Ja, ich... Nein, ich hätte sie nicht wieder erkannt.“, und das
war ja nicht einmal gelogen. „Hey Sarah.“

„Hey.“, mehr sagte sie erst einmal nicht, sah mich wieder nur an,
ihr Blick war einfach nicht zu deuten. „Ich muss los, die anderen
warten auf mich.“

Ohne ein weiteres Wort ging sie an uns vorbei und lief in Richtung
Ausgang. Na das war ja mal total schief gegangen.

„Was ist nur mit ihr los in letzter Zeit?“, Chris sprach mehr zu sich
selbst als zu mir. „Es tut mir leid Ben, sie ist einfach scheiße drauf
im Moment.“

„Mach dir keinen Kopf, ich werde dann auch nach Hause gehen.
Wir sehen uns dann heute Abend.“

„Ja ist gut, aber komm nicht zu spät.“

„Nein, ich bin um acht Uhr da, keine Sorge.“

„Gut, dann bis später.“

„Ja, bis später.“

Wir wollten heute Abend erst zusammen essen und danach vielleicht auch
noch feiern gehen. Ich fragte mich, ob Sarah auch da sein würde und wie sie
dieses Mal reagieren würde. Sie konnte mir schließlich nicht ständig aus
dem Weg gehen.

Ich fuhr also nach Hause, beschäftigte mich den Rest des Nachmittags mit
Hausarbeit und irgendwelchem anderen Quatsch. Versuchte mich irgendwie
von meinen Gedanken um Sarah abzulenken, aber es wollte mir einfach
nicht gelingen. Warum nur wollte sie sich das Leben nehmen, was war nur
passiert mit dem fröhlichen Mädchen von damals? Tausend Gedanken
gingen mir durch den Kopf, aber ich fand keine Antwort auf meine Fragen.
Ich musste unbedingt mit ihr sprechen, wenn ich sie das nächste Mal sehen
würde und ich hoffte, dass sie mir auch die Gelegenheit dazu geben würde.
Gegen halb acht machte ich mich dann auf den Weg zu Chris, ließ das Auto
stehen, da ich nicht wusste, was genau wir machen würden und ob ich nicht
vielleicht doch ein bisschen Alkohol trinken würde. Ich trank zwar sehr
selten und dann auch recht wenig, aber sicher war sicher.

Bei Chris angekommen, war ich wieder sichtlich nervös, auch wenn ich
eigentlich keinen Grund dazu hatte. Aber die Gedanken um Sarah und um
ihre momentane Situation machten mich irgendwie fertig.

„Hey Ben, da bist du ja.“


„Hi Chris, alles klar?“
„Ja soweit, Sarah ist noch nicht da, sie kommt aber auch gleich.“

„Das ist gut.“, mehr konnte ich nicht dazu sagen.

Wir gingen in die Küche, Chris hatte den Tisch bereits gedeckt und das
Essen war auch schon fertig.

„Weiß Sarah, dass ich auch hier bin?“, fragte ich nach einiger
Zeit.

„Nein, nach heute Mittag wusste ich nicht so recht, ob ich es ihr
sagen sollte, sie hatte schon sehr komisch reagiert.“

„Schon ja.“

„Ich frage mich nur warum. Ich meine ok, sie fand das damals
nicht gut, dass du so einfach und so plötzlich weg bist. Aber das
kann ja nach so langer Zeit nicht mehr der Grund dazu sein.“

„Vielleicht hat es auch einfach nur getäuscht Chris.“, log ich.

„Ja vielleicht, setz dich, sie ist bestimmt gleich da.“

Ich setzte mich an den Tisch und sah Chris dabei zu, wie er das Essen auf
den Tisch stellte. Kurze Zeit später hörten wir dann auch schon die Tür ins
Schloss fallen.

„Ich bin wieder zurück.“, rief Sarah aus dem Flur zu uns.

„Dann komm direkt her, es gibt Essen.“

„Ich habe keinen Hunger Chris.“

„Jetzt komm schon her, du musst essen.“

Man hörte nur noch ein Grummeln und Nuscheln, ich verstand nicht
wirklich was Sarah so vor sich her quatschte und ich musste ein bisschen
schmunzeln. Kurze Zeit später stand sie auch schon in der Tür, sprach sofort
mit Chris, so dass sie mich auch dieses Mal nicht sofort bemerkte.

„Ich hab dir schon mal gesagt, ich kann selbst entscheiden, wann
ich was mache oder nicht.“, meckerte sie sofort los.

„Verdammt Sarah, du isst seit Tagen nichts, wo soll das denn noch
hinführen? Jetzt setz dich an den Tisch und iss was. Außerdem
haben wir Besuch.“

Chris sah in meine Richtung und auch Sarah drehte sich jetzt zu mir.
Hey Sarah.“, sagte ich.

„Hi, mal wieder.“, antwortete sie und ging Richtung Tür. „Ich gehe
in mein Zimmer.“

„Sarah verdammt jetzt bleib doch.“, rief Chris ihr noch hinterher,
aber sie reagierte nicht mehr. „Es tut mir leid Ben.“

„Das muss es nicht. Warte mal, ich schau mal nach ihr.“, sagte ich
und stand auf.

Keine Ahnung, warum ich das sagte, oder was ich überhaupt zu Sarah sagen
sollte. Aber ich ging aus der Küche und blieb vor ihrer Zimmertür stehen.
Ich überlegte einen Moment, ob ich nicht vielleicht doch wieder zurück
gehen sollte. Entschied mich aber dann dagegen und klopfte an die Tür.

„Man Chris hau ab, ich habe keinen Hunger. Nicht jetzt und auch
nicht später.“

Ich antwortete gar nicht erst, öffnete einfach die Tür ohne großartig darüber
nachzudenken.

„Sag mal, hörst du schlecht?? Du sollst abhauen!“, schrie sie mich
an, stoppte aber dann, als sie sah, dass ich nicht Chris war. „Was
willst du?“

„Mit dir reden.“

„Ich wüsste nicht, was wir beide zu besprechen haben.“

Ich schloss die Tür, erneut ohne ihr zu antworten, ging ein paar Schritte auf
sie zu und setzte mich dann auf ihr Bett. Sah sie erst einmal nur an.


Ben, bitte geh.“, sagte sie ganz ruhig.
„Nein Sarah, wir haben was zu klären.“

„Was bitte willst du denn klären??“

„Das von gestern Nacht? Warum bist du ohne ein Wort gegangen?
Warum verdammt wolltest du dich umbringen Sarah??“

„Das geht dich einen Scheißdreck an Ben.“

„Sarah...“

„Nichts da Sarah. Es geht dich nichts an okay? Halte dich aus
meinem Leben raus, so wie du es die letzten sieben Jahre auch
getan hast und lass mich in Ruhe. Du hast mir das Leben gerettet,
dafür bin ich dir auch sehr dankbar, aber das war es dann auch.
Alles andere geht dich verdammt nochmal nichts mehr an Ben!“, ihre Stimme wurde wieder lauter, es hatte wohl jetzt keinen Sinn mehr mit ihr darüber zu sprechen.

„Ok pass auf, ich gehe jetzt, aber Sarah... Wenn du mich brauchst,
wenn du reden willst... Ich bin da... ok?“

„Spar dir das Ben.“

Ich sagte nichts mehr, stand auf und ging zur Tür, wollte sie gerade öffnen,
als sie mich nochmal zurück hielt.

„Ben? Warte mal bitte.“

„Was?“, fragte ich und drehte mich wieder zu ihr.

„Kannst du bitte... also...“

„Ich behalte es für mich, das hätte ich aber auch so getan.“

„Danke.“

Ich öffnete die Tür und ging aus dem Zimmer, vielleicht half es ihr ja, wenn
ich ihr ein bisschen Zeit gab. Sie musste das Ganze ja auch erst einmal
verarbeiten.

„Da bist du ja wieder.“, sagte Chris zu mir, als ich zurück in die
Küche kam.

„Ja, bin wieder da, aber ich denke, Sarah wird nicht mit uns
zusammen essen.“

„Das dachte ich mir schon, dann komm und setz dich, sonst ist
gleich alles wieder kalt.“

Ich setzte mich zu ihm an den Tisch und wir fingen an zu essen, quatschten
ein bisschen über dieses und jenes. Irgendwann hörten wir wieder eine Tür
ins Schloss fallen und ich war mir sicher, dass Sarah sich mal wieder vom
Acker gemacht hatte. Allerdings rechnete ich nicht mit dem, was dann
passierte. Sie kam in die Küche, nahm sich einen Teller und setzte sich zu
uns.

„Hab ich irgendetwas verpasst?“, fragte Chris sie und sah sie
unglaubwürdig an.

„Was sollst du verpasst haben? Ich esse! Das war doch das, was du
wolltest oder nicht?“

„Ja schon, aber...“, weiter sprach er nicht.

„Was machen wir denn jetzt gleich noch Chris?“, versuchte ich das
Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.

„Keine Ahnung, ich dachte wir gehen ein bisschen raus. Feiern
oder etwas trinken, das ist mir gleich.“

„Klingt sehr gut. Was ist mit dir Sarah? Kommst du mit?“

Sie sah mich an und zu ersten mal vielen mir ihre unglaublich schönen
Augen auf. Sie funkelten wie tausend Sterne.

„Naja ich...“

„Oder hast du schon was anderes vor?“, fragte ich.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Das heißt du kommst mit?“

„Ich weiß nicht, eigentlich ist mir da gar nicht nach.“

„Hey komm schon, das wird bestimmt lustig.“

Chris schaute immer wieder von einem von uns zum anderen.

„Wenn ihr mir dann mal sagen würdet wohin, überlege ich es mir
vielleicht.“

Ich musste ein bisschen grinsen, da hatte aber jemand schnell seine
Meinung gewechselt.

„Also ich wäre fürs No limits.“, mischte Chris sich schließlich
wieder ein.

„Das kenne ich nicht, ist das gut?“, fragte ich.

„Kann man hingehen ja. Also gut, ich komme mit. Aber dann gehe
ich erst einmal duschen.“, sagte Sarah.

Sie stand auf und ging aus der Küche. Chris sah mich jetzt ungläubig und
fragend an.

„Was hast du mit ihr gemacht?“

„Ich? Nichts, warum?“

„Weil sie seit Ewigkeiten nicht mehr raus war, vorhin nicht einmal
mit dir reden wollte und jetzt bereit dazu ist mit uns weg zu
gehen.“

„Tja...“, ich lachte ein wenig. „Das ist mein Charme Chrissi.“

„Hör auf mit dem Scheiß man.“, auch er lachte jetzt.

„Stell keine Fragen, freu dich einfach darüber, dass sie mit
kommt.“

„Ja du hast recht und vielleicht sollten wir uns dann auch fertig
machen. Brauchst du andere Klamotten?“

„Kommt drauf an, ich kenne den Laden nicht.“

„Ja, wir werden schon was finden, aber ich gehe jetzt auch erst
einmal duschen.“

„Alles klar.“

Jetzt saß ich allein in der Küche und starrte so vor mich hin. Dachte über
das nach, was Chris vor ein paar Minuten gesagt hatte. Dass Sarah seit
langer Zeit nicht mehr weg gewesen war und ich fragte mich warum. Sie
war noch so jung, sie war erst 22. Was war nur mit dem Mädchen los?
Eine ganze Weile saß ich so da, dachte über dies und jenes nach, aber
hauptsächlich über Sarah. Chris war es, der mich schließlich wieder aus
meinen Gedanken holte.

„Was ist? Kommst du heute noch?“

„Was? Warum?“

„Weil du schon seit einer halben Stunde hier rum sitzt. Was ist
denn nur los?“

„Nichts, ich komm ja schon.“, ich hatte gar nicht bemerkt, wie
lange ich hier schon gesessen hatte.

Ich ging mit Chris zusammen in sein Zimmer, suchte mir ein paar
Klamotten aus und zog mich um.

Gegen 22 Uhr wollten wir uns dann auch endlich auf den Weg machen.
Chris und ich waren schon längst fertig und standen schon im Hausflur, aber
von Sarah war keine Spur.

„Mein Gott, dass das bei Frauen immer alles so lange dauern
muss.“, beschwerte sich Chris.

Ich musste lachen. „Naja, sie muss halt für die Männerwelt gut
aussehen.“

„Dafür muss sie aber nicht doppelt solange im Bad stehen wie
unser eins. Sarah, jetzt hau rein Mensch.“, rief er in die Wohnung.
„JAAAA ICH KOMME DOCH!“, rief sie zurück.

Einige Sekunden später stand sie auch schon im Flur und ich war wieder hin
und weg von dieser Frau. Sie sah verdammt gut aus, so hatte sie selbst auf
dem Konzert nicht ausgesehen. Wieder konnte ich meinen Blick kaum von
ihr lassen, ich sollte mir das echt abgewöhnen.

„So, da bin ich. Können wir jetzt endlich gehen?“, fragte sie
genervt.

„Endlich??“, Chris lachte. „Wir warten doch nur auf dich.“

Sie grinste nur vor sich hin und ging die Treppen hinunter. Von dem
traurigen Mädchen von vor noch ein paar Stunden, war nichts mehr übrig
geblieben.
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BeitragThema: Kapitel 3   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:39

Kapitel 3

Im „No Limits“ angekommen, stellten wir fest, dass es noch nicht
sonderlich voll war. Wir fanden direkt einen kleinen Tisch und machten es
uns bequem. Wir bestellten uns etwas zu trinken und zu Chris Überraschung
bestellte Sarah sich nur eine Cola.

„Was ist? Bist du krank?“, fragte er sie ungläubig.

„Warum? Hast du n Problem damit, dass ich keinen Alkohol trinke
oder was?“, Sarah wurde sofort sehr aggressiv.

„Nein, ich... Sorry, ich frag doch nur. So kenne ich dich eben
nicht.“

„Ja, dann lernst du mich jetzt eben so kennen.“, sie schien sehr
sauer zu sein.

„Meine Güte, geht’s noch? Ich hab dich nur was gefragt. Krieg
dich mal wieder ein.“

Ich sagte nichts dazu, mischte mich nicht ein. Aber ich fand schon, dass
Sarah sehr überreagierte. Auch Chris sagte nichts weiter und wir schwiegen
eine ganze Zeit lang. Doch nach und nach wurde dieses Schweigen sehr
unangenehm und ich versuchte mit Chris ein Gespräch zu beginnen, was
mir dann auch schließlich gelang. Irgendwann mischte auch Sarah wieder
kräftig mit und es schien sich so langsam alles wieder beruhigt zu haben.
Nach und nach wurde der Laden dann auch voller und ich war froh, dass
wir so früh her gefahren waren. Um diese Zeit hätten wir sicherlich keinen
Platz mehr bekommen. Wir quatschten und quatschten, lachten viel. Auch
Sarah war jetzt richtig gut drauf.

„Hat jemand Lust zu tanzen?“, fragte ich irgendwann.

„Vergiss es!“, antwortete Chris ziemlich energisch. „Du weißt, dass
ich nicht tanzen kann.“

Ich musste ein wenig lachen. „Und was ist mit dir Sarah?“, ich sah sie fragend an.

„Ja klar, nichts lieber als das.“, sie lächelte und ich muss zugeben,
ich war schon ein bisschen überrascht.

„Na dann los. Komm schon.“, forderte ich sie auf und lief schon
mal in Richtung der Tanzfläche.

Sarah lief mir hinterher und kurze Zeit später standen wir auch schon auf
der Tanzfläche. Der Song war noch nicht wirklich die Art von Musik auf die
wir tanzen wollten, deshalb beschlossen wir, auf den nächsten zu warten.
Und wie es der Zufall so wollte lief einen Moment später auch schon mein
Lieblingssong. Chris Brown – Turn up the Music. Ich bewegte mich ein
bisschen zur Musik, muss leider auch zugeben, dass ich tänzerisch nicht
gerade sehr begabt war, aber ich tanzte gerne. Es befreite mich einfach. Erst
registrierte ich so gar nicht was um mich herum passierte, doch plötzlich
bemerkte ich, dass alles um mich herum irgendwie ein Stück nach hinten
rutschte. Und dann sah ich auch warum – Sarah tanzte. Und wie sie tanzte,
es war einfach der Wahnsinn. Ich war wieder einmal fasziniert von ihr, von
der Art wie sie sich bewegte. Ich hätte ihr stundenlang zusehen können.
Als der Song zu Ende war, klatschten alle um uns herum und ich hatte das
Gefühl, dass Sarah erst jetzt bemerkte, was um sie herum passierte. Ihr
schien das Ganze sehr unangenehm gewesen zu sein. Sie kam zu mir und
die Leute, die ihr gerade noch so interessiert zugeguckt hatten, kümmerten
sich wieder alle um sich selbst.

„Wow, das war wirklich verdammt toll.“, sagte ich zu ihr.

„Danke, wenn ich tanze, vergesse ich irgendwie alles um mich
herum, ich hatte gar nicht bemerkt dass...“, sie sprach nicht weiter,
wurde plötzlich total blass.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte ich besorgt.

„Ja... Ich...“, sie sackte zusammen und ich konnte sie gerade noch
rechtzeitig festhalten.

„Sarah? Was ist denn los? Kann ich irgendetwas tun?“, ich machte mir wirklich Sorgen.

Sie sah mich nicht an, hatte ihren Blick nach unten gesenkt. Plötzlich sah
ich, dass ihre rechte Hand komplett voller Blut war. Sie hatte Nasenbluten.

„Komm, wir gehen zu Chris und dann nach Hause.“

„NEIN!“, sie schrie mich an. „Bitte nicht zu Chris, bring mich erst
einmal ins Bad. Bitte...“

Ich fragte nicht weiter nach, nickte nur und schleppte sie zu den Toiletten.
Sie wusch sich das Gesicht und die Hände, noch immer musste ich sie
stützen. Ich hatte das Gefühl, dass sie immer blasser wurde. Sie sah
überhaupt nicht gut aus und ich machte mir so langsam richtige Sorgen um
sie.

„Geht es wieder?“, fragte ich nach einer ganzen Weile.

„Ich denke schon.“, antwortete sie mir so leise, dass ich sie kaum
verstand.

„Was ist denn nur los?“

„Ich... Ich weiß nicht. Vielleicht der Kreislauf. Mach dir keine
Gedanken.“

„Mache ich aber, du siehst schrecklich aus.“

„Vielen Dank für das nette Kompliment.“, sie lachte ein wenig.

„Ich finde das nicht lustig, du weißt genau wie ich das meine.“

„Ja... Es tut mir leid okay? Es geht gleich wieder, alles nicht so
schlimm. Mach dir bitte keine Sorgen.“

Sie nahm meine Hand und das so plötzlich, dass ich total zusammen zuckte.
Ich weiß nicht, ob sie es bemerkt hatte, aber kurz darauf sah sie mich an,
blickte mir direkt in die Augen. Und sie hatte verdammt schöne Augen, sie
waren grün, mit einem Hauch von grau gesprenkelt. Ich versank in ihnen,
konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen.

„Ben? Hörst du? Mach dir bitte keine Sorgen um mich ja?“

„Ich...“, noch immer sah sie mich an, ich versuchte mich zu
sammeln. „Das sagst du so einfach.“

„Ja das sage ich, mir geht es gut und das hier, das ist gleich wieder
vorbei.“

„Wirklich? Dir geht es wirklich gut?“, so langsam hatte ich mich
wieder gefangen.

„Ja wirklich, es ist alles in Ordnung Ben.“, sie drückte meine Hand
ein bisschen, das Ganze hier war einfach total verrückt.

„Meinst du...“, ich löste meine Hand aus ihrer. „Meinst du wir
können zurück gehen?“

Sie nickte, „ja, lass uns gehen, Chris sucht uns bestimmt schon.“

Ich drehte mich um, wollte zur Tür gehen, als Sarah mich noch einmal
zurück rief.

„Ben?“

„Ja?“

„Ich weiß, ich verlange das Heute echt oft von dir, aber könnte
auch das hier unter uns bleiben? Bitte?“

Ich nickte nur, auch wenn ich nicht verstand warum.
Wir gingen zurück zu Chris, der sich natürlich längst fragte, wo wir so lange
bleiben.

„Wo ward ihr denn?? Lasst mich hier sitzen und mich langweilen.
Was soll denn der Scheiß???“, er schien ziemlich sauer zu sein.

„Wie lange waren wir denn weg?“, fragte ich.

„Fast eine Stunde!!“

„Das... Das tut mir leid Chris. Ich war...“, ich unterbrach Sarah
bevor sie weiter sprechen konnte.

„Es ging mir nicht gut. Mir war schwindelig und schlecht. Ich
brauchte einfach ein bisschen frische Luft und Sarah hat mich
begleitet. Es tut mir leid, aber wir haben nicht daran gedacht dir
Bescheid zu sagen.“, log ich.

Sarah sah mich an, ich konnte ihr ansehen, dass sie irgendwie erleichtert
war.

„Gut, dann sollten wir vielleicht nach Hause fahren, wenn es dir
nicht gut geht, oder?“, Chris sah mich fragend an.

„Ja, ich denke das ist eine gute Idee.“

Ohne ein weiteres Wort gingen wir aus dem Laden und direkt zurück nach
Hause. Auf dem Weg sprach auch niemand von uns ein Wort. Chris schien
immer noch ein bisschen sauer zu sein und Sarah ging es wohl immer noch
nicht besser. Wenn ich doch nur irgendetwas für sie hätte tun können.
Ich ging noch mit nach oben in die Wohnung, da ich meinen
Haustürschlüssel dort hatte liegen lassen. Chris ging sofort ins Bad und
Sarah in ihr Zimmer. Ich nahm meine Schlüssel und wollte schon wieder
aus der Wohnung gehen, als Sarah plötzlich wieder im Flur stand.

„Du willst schon gehen?“, fragte sie mich und sah mich an.

„Ja, eigentlich schon, es ist auch schon spät.“

„Ich weiß...“, sagte sie und machte eine kurze Pause. „Aber...“,
wieder sagte sie nichts.

„Aber? Sarah sprich mit mir.“

„Ich möchte heute Nacht nicht alleine sein Ben.“, sie sah mich
bittend an, stand da wie ein kleines Kind.

„Soll ich bei dir bleiben?“

„Ja... Bitte... Natürlich nur, wenn es keine Umstände macht.“

Ich schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich bleibe gerne.“

„Danke.“, flüsterte sie und ging zurück in ihr Zimmer.

Ich ging ihr hinterher, fragte mich, was mit ihr los war. Immer noch gingen
mir die Bilder von vorhin durch den Kopf, wie sie wie ein Häufchen Elend
vor mir stand, total blass und total am Ende. Wie sie im Bad meine Hand
hielt, mir in die Augen sah. Das Ganze machte mich total verrückt, vor
allem, weil ich einfach nicht wusste, was los war.

Sarah stand am Fenster, als ich ins Zimmer kam und schaute nach draußen.
Allerdings glaubte ich kaum, dass sie in der Dunkelheit überhaupt
irgendetwas erkennen konnte. Ich ging zu ihr und stellte mich neben sie,
stand lange Zeit einfach nur schweigend da, wusste einfach nicht was ich
sagen sollte.

„Es tut mir leid Ben.“, sagte sie plötzlich.

Wieder einmal sah ich sie fragend an. „Was tut dir leid Sarah?“

„Naja... in den zwei Tagen in denen wir uns wieder gesehen haben,
ist eine Menge passiert und jetzt... jetzt bitte ich dich wieder darum
für mich da zu sein. Und das tut mir leid, ich denke, das ist so nicht
okay.“

Ich drehte mich zu ihr, konnte irgendwie nicht glauben, was sie da gerade
zu mir sagte.

„Warum glaubst du denn, dass es nicht ok ist? Ich war doch immer
für dich da, auch früher schon und daran hat sich nichts geändert.
Und das wird es auch nicht. Ich bin für dich da wenn du mich
brauchst, hörst du?“

„Schon, aber das hier ist... es ist... anders.“

„Was meinst du mit anders?“, ich verstand es einfach nicht.

„Nichts, ist schon gut. Lass uns schlafen gehen ja?“, jetzt sah sie
mich wieder an und ich hatte das Gefühl, dass da Tränen in ihren
Augen waren.

„Sarah, wenn es etwas gibt, was du mir sagen musst, dann...“,
weiter kam ich nicht, denn sie legte mir einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Lass uns einfach schlafen gehen Ben... bitte...“

„Okay.“, mehr sagte ich nicht.

Sarah sah mir immer noch in die Augen und es machte mich einfach nur
wahnsinnig. Ich war kurz davor, mich in sie zu verlieben und ich war mir
nicht sicher, ob das überhaupt so eine gute Idee war. Keiner von uns beiden
sagte etwas, wir sahen uns einfach nur an und das Kribbeln in meinen
Bauch wurde immer stärker. Ich musste raus aus dieser Situation und zwar
ganz schnell.

„Komm schon, es ist spät. Wir sollten schlafen, ansonsten kommen
wir morgen nicht aus dem Bett.“

Ich ging zu ihrem Bett, zog mich aus und legte mich rein. Es war kein
großes Bett, ich würde sagen etwas größer wie ein Einzelbett, ca. 1,20 m
breit. Sie würde mir also auch hier total nah sein, der Gedanke daran lies
mein Herz schneller schlagen.

„Ich geh noch einmal kurz ins Bad.“, sagte sie und war dann auch
schon verschwunden.

Ich stand nochmal kurz auf, um schon mal das Licht aus zu machen. Dann
legte ich mich wieder hin und kuschelte mich in die Decke. Ich schloss
meine Augen und hatte sofort wieder Sarah vor mir. Ich versuchte die Bilder
zu verdrängen und auch die Gefühle die in mir hoch kamen.

Ich war so sehr in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht einmal mehr
gemerkt hatte, dass Sarah bereits wieder neben mir lag. Erst als sie mich ansprach und mich etwas erschrak, registrierte ich sie.

„Ben? Schläfst du schon?“, flüsterte sie.

„Nein, ich bin noch wach.“

„Das ist gut. Würdest du vielleicht... Also könntest du?“

„Was ist denn los?“

„Nimmst du mich in den Arm?“, flüsterte sie wieder fast unhörbar.

Ich antwortete nicht, rückte einfach näher an sie und zog sie in meine Arme.
Sie war total warm und roch unheimlich gut. Wie sollte ich in dieser Nacht
auch nur ein Auge zumachen können? Sie kuschelte sich nah an mich, legte
auch ihre Arme um mich. Es war ein unglaublich tolles Gefühl sie bei mir
zu haben. Ich streichelte ihr sanft über den Rücken und kurze Zeit später
war sie auch schon eingeschlafen.
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BeitragThema: Kapitel 4   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:40


Kapitel 4

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Sarah immer noch in meinen
Armen und ich fragte mich, ob wir uns in dieser Nacht überhaupt ein
einziges Mal vom Fleck bewegt hatten. Ich beobachtete sie eine ganze
Weile, sie war so wunderschön wie sie da lag, ich hätte Stunden lang so
weiter machen können. Keine Ahnung wie lange ich einfach nur da lag und
sie ansah, doch irgendwann wurde sie, und ich muss zugeben ich war ein
bisschen enttäuscht, dann auch wach.

„Guten Morgen.“, nuschelte sie vor sich hin und sah mich mit
kleinen Augen an. Sie war so verdammt süß.

„Morgen Sarah, hast du gut geschlafen?“

„Ja... So gut wie schon lange nicht mehr.“, sie lächelte ein wenig.

Einen Moment lang sahen wir uns tief in die Augen und ich wünschte,
dieser Augenblick würde nie zu Ende gehen.

„Und du? Hast du auch gut geschlafen?“, fragte sie plötzlich.

„Was?“, ich war immer noch total verwirrt.

„Ob du gut geschlafen hast möchte ich wissen.“, wieder lächelte
sie mich an.

„Habe ich, ja. Sehr gut sogar.“, diese Augen machten mich
wahnsinnig.

Wieder schwiegen wir, aber es war kein unangenehmes Schweigen. Ich
fühlte mich richtig wohl bei ihr, hätte auch einfach den ganzen Tag hier
liegen bleiben und sie einfach nur anschauen können. Doch dann tat ich
etwas, was ich vielleicht besser nicht hätte tun sollen. Ich strich ihr ein paar
Haarsträhnen aus dem Gesicht, gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Zuerst hatte
ich das Gefühl, es gefiel ihr, sie schloss die Augen, sagte erst einmal nichts.
Doch dann sprang sie plötzlich auf, ging zum Fenster und schaute nach
draußen.

„Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst Ben.“, sagte sie in
einem ruhigen Ton.

„Sarah, hör zu, ich wollte nicht...“, weiter kam ich nicht.

„Ben bitte... geh einfach.“, ihre Stimme wurde schärfer.

Ich stand auf und zog mich an. Ich wusste nicht wie ich das ganze deuten
sollte. Warum reagierte sie jetzt plötzlich so komisch?
Immer noch stand sie am Fenster, sah mich nicht an, sprach kein Wort mehr.
Die Situation war für mich unerträglich, ich musste wissen was los ist.

„Sarah, was ist los? Warum reagierst du so komisch? Ich wollte
dich nicht anmachen okay? Das habe ich nie getan und das werde
ich auch nicht. Ich weiß doch, dass du es nicht willst.“

„Das ist nicht das Problem Ben und das weißt du auch. Wenn es so
wäre, dann hättest du heute Nacht nicht hier geschlafen.“

„Aber was ist es dann? Warum schickst du mich jetzt weg?“

Ich ging näher zu ihr, stellte mich hinter sie und legte meine Hände an ihre
Arme.

„Verdammt noch mal Ben.“, plötzlich drehte sie sich um, stieß
mich von sich, so dass ich ein Stück nach hinten fiel. „Jetzt hau
einfach ab und lass mich alleine. Was daran verstehst du nicht???“

Sarah war sauer und mir wurde klar, dass es so keinen Sinn machte sie
weiter auszufragen. Ich sah sie an, ihre Augen glänzten, sie war kurz davor
zu weinen. Wieder schwankte ich, wieder wusste ich nicht was ich tun
sollte. Ich wäre am liebsten zu ihr gegangen und hätte sie in den Arm
genommen, aber ich wusste auch, dass sie es jetzt niemals zulassen würde.
Ich stand auf, nahm meine restlichen Sachen und verließ das Zimmer. Ich
schloss die Tür, lehnte mich dagegen und holte erst einmal tief Luft. Das
alles nahm mich ziemlich mit, vor allem, weil ich es einfach nicht verstehen
konnte. Nichts von all dem was in den letzten zwei Tagen passiert war. Ich
war so in Gedanken, dass ich nicht einmal Chris bemerkte, der mittlerweile neben mir stand.

„Ben!“, er schrie mich schon fast an.

„Chris... Sorry ich war in Gedanken.“

„Ja, das hab ich gemerkt. Warst du die ganze Nacht hier? Bei
Sarah?“

Ich nickte. „Ja ich... ich hatte keine Lust mehr nach Hause zu
laufen, es war so kalt. Und Sarah meinte ich könnte bei ihr
pennen.“

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich, er sah schon fast besorgt
aus.

„Ja alles in Ordnung, ich war einfach nur in Gedanken, nicht weiter
tragisch.“

„Dann ist ja gut, möchtest du was essen?“

„Nein, ich werde jetzt nach Hause gehen. Ich muss duschen und
ich glaube ein bisschen Schlaf brauche ich auch noch.“

„Okay, wir sehen uns ja?“

„Ja, ich melde mich. Tschau.“

„Tschau Ben.“

Ich ging aus dem Haus und machte mich auf den Weg nach Hause. Es war
bitter kalt draußen und wieder einmal schneite es. Ich musste an die Nacht
auf der Brücke denken, die Nacht, in der Sarah versucht hatte, sich das
Leben zu nehmen. Es war schrecklich und ich wusste immer noch nicht,
wieso sie überhaupt versucht hatte ihr Leben zu beenden...

Einige Wochen später...

In den nächsten Wochen sah ich Sarah kaum, sie ging mir so gut es ging aus
dem Weg. Wenn ich zu ihnen nach Hause kam, verließ sie kurze Zeit später
das Haus und wenn ich sie doch mal irgendwie erwischte, fand sie immer
irgendeine Ausrede, warum sie gerade keine Zeit hatte. Das einzig Positive
an der ganzen Sache war, dass sie sich zumindest psychisch wieder
gefangen und mit dem Gedanken sich umzubringen, wohl abgeschlossen
hatte.

Heute war wieder einmal ein komischer Abend. Es war Freitag, ich hatte
frei und saß alleine zuhause auf der Couch. Irgendwie fühlte ich mich mies
und einsam, hätte gerne irgendwas unternommen, aber Chris hatte heute
Abend keine Zeit und andere Leute kannte ich nicht wirklich. Also
beschloss ich, mir eine DVD rein zu schmeißen und mich so ein bisschen
abzulenken.

Allerdings lief die DVD keine 10 Minuten, als das Telefon plötzlich
klingelte.

„Hallo?“

„Hey Ben, ich bin es Chris.“

„Hey, na was gibt’s? Ich dachte du bist unterwegs?“

„Ja wollte ich auch, aber es ist was dazwischen gekommen. Was
machst du gerade?“

„Mich langweilen, hab mir gerade eine DVD rein geschmissen.“

„Hast Bock vorbei zu kommen? Wir könnten Fußball gucken.“

„Wer spielt?“

„Köln gegen Dortmund.“
„Alles klar, bin in 20 Minuten da.“

„Gut, bis gleich.“

Ich zog mich an und machte mich auf den Weg, zum Glück kam ich jetzt
noch noch ein bisschen hier raus. Und Fußball war definitiv das beste Mittel
gegen negative Gedanken, allerdings drehten sich schon auf dem Weg zu
Chris, die Gedanken schon wieder nur noch um Sarah. Ich fragte mich, ob
sie wohl auch da sein würde und ob wir vielleicht endlich anfangen
konnten, normal miteinander umzugehen. Chris stand schon in der Tür und
wartete auf mich, als ich ankam.

„Hey, das ging ja schnell.“

„Ja, ich habe doch gesagt ich bin in 20 Minuten da.“

„Ja schon, aber das heißt bei dir ja nicht viel.“, er lachte. „Na los,
komm rein.“

Wir gingen ins Wohnzimmer und ich schmiss mich auf die Couch.
„Ist Sarah nicht da?“, fragte ich.

„Nein bisher nicht, ich habe auch keine Ahnung, ob sie überhaupt
noch kommt. Sie ist kaum zuhause in letzter Zeit.“

„Hmm...“

„Warum fragst du?“

„Ach nur so, zu dritt wäre es vielleicht lustiger.“

„Ich denke nicht, mit Sarah ist in letzter Zeit nicht mal ein bisschen
an Spaß zu denken. Sie ist echt sehr merkwürdig geworden.“, jetzt
klang Chris ein bisschen besorgt.

„Hey, mach dir keinen Kopf. Sie beruhigt sich auch wieder, ist
wahrscheinlich nur so eine doofe Phase.“

„Ja ich hoffe es, aber jetzt lass uns das Spiel gucken. Ich hole uns
mal Bier.“

Chris stand auf und ging in die Küche und ich saß hier, mit meinem Wissen
über das Geschehene und konnte Chris nichts sagen, obwohl er sich große
Sorgen um seine Schwester machte. Es war wirklich eine miese Situation
für mich.

„So hier nimm.“, sagte Chris, hielt mir das Bier hin und setzte sich
neben mich.

Wir schauten das Spiel, unterhielten uns darüber, welch schlechten Fußball
die Kölner an diesem Abend mal wieder spielten und nicht zu unrecht
verloren sie das Spiel gegen die Borussen mit 1:3.

„Das war wieder so klar, die steigen ab diese Saison, da geht kein
Weg mehr dran vorbei.“, Chris war so wütend, dass es echt schon
wieder lustig war und ich mich zusammen reißen musste, nicht zu
lachen.

„Chris komm mal wieder runter.“, jetzt musste ich doch lachen.

„Die Saison ist noch lang, warten wir mal ab.“

„Nein, da muss ich mich drüber aufregen über so einen Scheiß.“,
auch er lachte jetzt. „Bleibst du noch?“

„Ne ich hau ab, ich bin irgendwie ganz schön platt.“

„Alles klar, dann bis Morgen.“

„Ja bis Morgen, tschau.“

„Tschau Ben.“

Ich beschloss, einen kleinen Umweg durch den Park zu machen, es war
noch sehr früh und Lust auf Zuhause hatte ich irgendwie immer noch nicht.
Mittlerweile war es auch nicht mehr ganz so kalt, so dass ein Spaziergang
durchaus zu ertragen war.

Kaum jemand war noch draußen, höchstens war jemand mal mit seinem
Hund unterwegs, aber das war auch eher eine Seltenheit. Lange lief ich
einfach so rum, ohne ein bestimmtes Ziel, mir war einfach nur wichtig, dass
ich noch nicht nach Hause musste, da fühlte ich mich ja doch nur wieder
allein.

Ich lief ein ganzes Stück unten am See entlang, als ich ein Stück weiter
etwas auf dem Boden liegen sah. Ich ging näher ran, da ich nicht erkennen
konnte, was es war und war ziemlich geschockt, als ich erkennen konnte,
dass dort ein Mensch lag. Ich rannte hin, irgendwie schien ich solche
Sachen in letzter Zeit anzuziehen.

Doch als ich endlich dort ankam und ich die Person zu mir drehte, konnte
ich einfach nicht glauben, wen ich da sah. Es war Sarah, sie lag da, rührte
sich nicht. Ich bekam Panik, versuchte sie wach zu rütteln.

„Sarah... Sarah hörst du mich?? Verdammt Sarah wach auf.“, ich
schrie sie an, aber sie reagierte nicht. „Scheiße, scheiße, scheiße,
wo ist denn dieses verdammte Handy bloß???“, ich sprach mit mir
selbst, suchte mein Handy, zitterte am ganzen Körper.

Bis plötzlich jemand nach meiner Hand griff.

„Ben nicht...“, sie sprach ganz leise.

„Sarah...“, mir fiel ein Stein vom Herzen. „Du brauchst einen Arzt,
warte ich hab mein Handy gleich.“

„Ben...“, sie drückte meine Hand und ich sah sie an. „Keinen Arzt,
bitte...“

„Aber du musst doch...“

„Sshhhh...“, sie unterbrach mich, schüttelte den Kopf. „Mir war
nur schwindelig und dann bin ich umgekippt, der Kreislauf, du
weißt doch.“

„Das ist doch nicht normal Sarah. Verdammt ich mach mir Sorgen
um dich.“, ich hatte plötzlich Tränen in den Augen.

Sie setzte sich langsam auf, nahm mich in den Arm. Ich merkte wie sehr ich
immer noch zitterte, aber auch wie gut es tat, ihr so nah zu sein.

„Das brauchst du nicht okay? Du brauchst dir um mich keine
Sorgen zu machen. Ich bin einfach manchmal ein bisschen
unvorsichtig.“, sie vergrub ihr Gesicht an meinem Hals, zog mich
immer fester an sich.

Auch ich legte jetzt meine Arme um sie, hielt sie ganz nah bei mir. Was war
hier nur los? Warum passierten immer wieder diese komischen Dinge? Und
was war nur mit Sarah los? Das war doch alles nicht mehr normal. Aber
warum wollte sie nicht mit mir reden? Ich verstand es einfach nicht.
Eine ganze Weile saßen wir so da, ohne auch nur ein einziges Wort zu
sagen. Ich genoss ihre Nähe, hätte sie am liebsten nie wieder los gelassen.
Doch das tat sie irgendwann, löste sich leicht von mir und sah mir dann in
die Augen.

„Kannst du mich nach Hause bringen? Bitte?“, sie sah mich schon
fast flehend an, so wie an dem Abend, als sie mich gebeten hatte,
bei ihr zu bleiben.

„Sicher dass wir nicht doch lieber zu einem Arzt fahren sollten?“

„Ganz sicher, bring mich einfach nur nach Hause bitte.“, sie
flüsterte schon fast.

„Okay...“, mehr sagte ich nicht und stand auf.

Ich zog sie zu mir hoch, sie konnte sich kaum auf den Beinen halten und
sank gleich wieder in meine Arme. Wieder hielt ich sie bei mir, wusste nicht
was ich tun sollte, ich war immer noch der Meinung, dass es besser wäre sie
zu einem Arzt zu bringen.

„Sarah bitte... Wäre es nicht doch besser wenn...“, weiter kam ich
nicht, noch bevor ich zu Ende sprechen konnte, legte sie mir einen
Finger auf die Lippen und ihre Stirn an meine.

„Ben bitte.“, sie sprach ganz leise. „Vertrau mir einfach, es geht
gleich wieder, genau wie an dem Tag im „No Limits“, ich möchte
einfach nur in mein Bett. Ben bitte...“, sie sah mir in die Augen und
ich dachte wirklich, die Welt bleibt stehen.

Ich versuchte, mich wieder einigermaßen zu fangen und lief ohne ein
weiteres Wort zu sagen mit ihr Arm in Arm in Richtung Hauptstraße. Ich
hoffte, dass sie es überhaupt den ganzen Weg über schaffen würde, sich auf
den Beinen zu halten. Es war schon ein ganzen Stück zu laufen.
Sie sprach kein Wort mit mir, schaute nur durch die Gegend oder sah mich
zwischendurch immer wieder an. Ich zitterte irgendwie immer noch, hatte
den Schrecken von vorhin einfach noch nicht überstanden. Ich dachte
wirklich sie sei tot, keine Ahnung was ich getan hätte, wenn es so gewesen
wäre.

„Ist Chris da?“, fragte sie mich als wir vor dem Haus standen.

„Ich denke schon, ich war vorhin noch bei ihm.“

„Hmm...“

„Willst du alleine hoch? Ich kann auch direkt nach Hause gehen.“

„Nein bitte nicht.“, sie hielt meine Hand fest. „Sorry ich...“

„Was ist los Sarah?“, ich streichelte ihre Hand ein wenig und sie
schaute auf unsere Hände.

„Ich weiß auch nicht, ich kann einfach nicht...“, sie sprach nicht
weiter.

„Was kannst du nicht?“

„Ich kann nicht alleine bleiben heute Nacht.“, wieder flüsterte sie
und sah mich an. Sie hatte Tränen in den Augen und auch ich war
fast wieder so weit.

„Ich bleib bei dir wenn du das möchtest.“

„Wirklich?“

„Ja wirklich. Komm schon, ich lass mir was einfallen für Chris.“

„Danke...“

„Nichts danke, komm schon.“

Ich nahm sie an die Hand und zog sie hinter mir her. Sie war wieder wie ein
kleines Kind, total hilflos. Warum nur konnte und wollte sie heute Nacht
nicht alleine bleiben? Ich wollte das alles einfach nur verstehen, konnte es
aber nicht.

Als wir zur Tür reinkamen, kam uns Chris natürlich schon entgegen und
wunderte sich sofort, warum ich mit Sarah zusammen kam.

„Hey ihr zwei, alles in Ordnung? Warum bist du wieder hier Ben?“

„Wir haben uns zufällig getroffen und wollten noch ein bisschen
quatschen.“

Chris sah uns ziemlich skeptisch an, nahm meine Antwort dann aber so hin.

„Alles klar, dachte schon es ist etwas passiert.“

„Nein es ist alles okay.“, mischte sich Sarah jetzt auch ein.

„Können wir gehen Ben?“

„Ja sicher.“

Ich sah Chris an und ging dann wortlos an ihm vorbei in Sarah Zimmer. Ich
setzte mich auf ihr Bett, beobachtete sie, als sie auch ins Zimmer kam. Sie
setzte sich neben mich, legte sich dann aber kurze Zeit später hin und starrte an die Decke. Eine ganze Weile sah ich sie einfach nur an, doch diese Stille machte mich wahnsinnig, ich wollte endlich wissen was los war. Wieso
Sarah ständig umkippte, wieso sie sich umbringen wollte, diese
Ungewissheit machte mich noch wahnsinnig.

„Sarah?“

„Hmm?“

„Können wir reden?“

Sie sah mich an. „Worüber willst du reden?“

„Über alles Sarah, was mit dir los ist. Was passiert ist, warum du
dich umbringen wolltest.“

„Ben...“, sie sah mich weiterhin nur an, diese Blicke machten mich
wahnsinnig.

„Bitte Sarah. Ich mach mir solche Sorgen.“

Sie sagte nichts, fasste mich nur am Arm und zog mich zu sich runter. Ich
legte mich neben sie und sie drehte sich zu mir, sah mir in die Augen und
schwieg weiter. Meine Gefühle fuhren Achterbahn, ich war dabei mich
unsterblich zu verlieben, wenn ich es nicht schon längst getan hatte.

„Sarah ich...“, wieder legte sie mir ihren Finger auf die Lippen.

„Ben... Ich sagte dir vorhin schon, du brauchst dir keine Sorgen
machen. Es ist alles in Ordnung und das mit dem Selbstmordversuch...“, sie stoppte.

„Ja?“, ich drehte mich auch zu ihr.

„Das war... einfach... Ich hab etwas überreagiert. Das ist alles.“

„Etwas??“, ich konnte nicht glauben, dass sie das so herunter
spielte.

„Mensch Ben, können wir das nicht einfach vergessen?“

„Wie soll ich das bitte vergessen können?“

„Ich weiß nicht...“, sie streichelte mir kurz über die Wange. „Mir
zu liebe, ja?“

„Ja...“, ich glaube ich hätte ihr in diesem Moment alles
versprochen.

„Danke...“, flüsterte sie und sah mich weiter an, streichelte immer noch meine Wange. Was war hier nur los?

Es war eine verdammt schöne Situation, wir waren uns irgendwie so nah, so
nah wie noch nie. Ich genoss ihre Nähe und ihr schien es nicht anders zu
gehen. Doch so schön wie dieser Moment auch war, so schnell war er auch
wieder vorbei.

„Ich hole uns mal was zu trinken.“, sagte sie und sprang auf.
Sie ging aus dem Raum und ich musste erst einmal durchatmen. Ich fragte
mich, ob Sarah vielleicht ähnlich empfand wie ich, konnte es mir aber nicht
wirklich vorstellen. Aber was hatte das gerade dann zu bedeuten?
Ein paar Minuten später kam sie auch schon wieder zurück und drückte mir
ein Glas Cola in die Hand.

„Wir sollten gleich schlafen, ist schon spät.“, sagte sie.

„Ja, vielleicht sollten wir das tun.“

Ich nahm ihr die Cola aus der Hand und trank sie aus, anschließend zog ich
mich aus und legte mich ins Bett. Kurze Zeit später legte Sarah sich dann
auch zu mir. Wieder war ich ihr so nah, wieder fuhren meine Gefühle
Achterbahn. Mein Herz schlug wie wild und ich wäre am liebsten auf der
Stelle verschwunden.

„Ben?“, flüsterte sie.

„Ja?“

„Nimmst du mich in den Arm?“

„Ja... Komm her.“

Sie rutsche an mich heran, ich spürte ihre Wärme und dabei war sie noch
nicht einmal ganz bei mir. Ich nahm sie in den Arm, zog sie an mich, hielt
sie fest. Wie sollte ich diese Nacht nur überstehen?

„Danke Ben.“

„Wofür?“

„Dafür dass du bei mir bist.“

„Nichts zu danken. Ich bin es gerne.“

„Trotzdem.“, sie gab mir einen Kuss auf die Wange und kuschelte
sich wieder an mich.

Ich schloss die Augen und es dauerte nicht lange und wir waren auch schon
eingeschlafen.
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BeitragThema: Kapitel 5   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:41

Kapitel 5

Als ich am nächsten Morgen aufwachte lag Sarah schon nicht mehr neben
mir. Ich schaute mich kurz im Zimmer um, da ich sie aber nicht entdecken
konnte, beschloss ich, noch ein paar Minuten die Augen zu zu machen.

„Ben? Ben wach auf...“, hörte ich sie irgendwann sagen.
Einen Moment später spürte ich, wie sie mir durchs Gesicht streichelte. Ich
öffnete meine Augen nicht, genoss einfach den Moment, ihre Berührungen.
Ich hinterfragte nicht, was hier gerade passierte, dafür war es einfach zu
schön. Eine ganze Weile lag ich so da, sie streichelte weiter mein Gesicht,
fuhr mir zwischendurch durch die Haare, es war einfach wunderschön.

„Ben? Hey... Schlafmütze wach auf.“, an der Art wie sie sprach
merkte ich, dass sie ein Lächeln auf den Lippen hatte.
Auch ich musste jetzt lächeln und öffnete die Augen, sah direkt in ihre
Augen und hatte plötzlich ein unglaubliches Kribbeln im Bauch.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte sie mich.

„Ja, wie ein Baby und du?“, ich grinste.

„Ich auch, ja. Magst du mitkommen? Ich habe Frühstück
gemacht.“

„Ja gern, ich zieh mir eben was an, okay?“

„Alles klar, ich geh schon mal in die Küche.“, sie hatte den Satz
noch nicht ganz ausgesprochen, da war sie auch schon
verschwunden.

Ich zog mich an, ging danach kurz ins Bad und dann direkt zu Sarah in die
Küche. Sie hatte den Tisch gedeckt, es fehlte wirklich an nichts. Ich setzte
mich zu ihr, wir frühstückten und unterhielten uns eine ganze Weile über
Gott und die Welt. Ungefähr eine Stunde später beschloss ich, mich auf den
Heimweg zu machen, da ich mir nicht sicher war, ob Sarah den Tag
überhaupt mit mir verbringen wollte.

„So, ich denke ich verschwinde jetzt. Danke fürs Essen Sarah.“

„Du willst gehen? Musst du arbeiten? Oder hast du irgendwas
vor?“, sie sah mich fragend an.

„Ich hab nichts vor, nein. Ich dachte nur...“

„Was dachtest du?“, sie sah mir in die Augen, ich drohte wieder in
ihnen zu versinken und ein erneutes Mal war da wieder dieses
unglaubliche Kribbeln in meinem Bauch.

„Ich war mir nicht sicher, ob du möchtest, dass ich noch bleibe.“,
ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden.

„Du solltest nicht immer so viel denken Ben.“, sie grinste. „Ich
dachte, wir könnten vielleicht irgendetwas zusammen
unternehmen. Ist doch Wochenende und schönes Wetter haben wir
auch.“

Im ersten Moment war ich ziemlich baff, damit hatte ich jetzt überhaupt
nicht gerechnet.

„An was hast du gedacht?“, ich stand auf, um nicht noch ganz
verrückt zu werden.

„Keine Ahnung, ich dachte... Also ich soll heute Nachmittag auf
meine kleine Cousine aufpassen. Wir könnten in den Zoo gehen.
Wenn du Lust hast.“, sie sah mich fragend an und ich fand die Idee
verdammt süß.

„Wann soll ich euch abholen?“, fragte ich und grinste sie an.

„So um 13 Uhr?, auch sie grinste jetzt.

„Gut, ich bin dann da. Ich fahr dann eben nach Hause mich
umziehen usw. Okay?“

„Ok. Dann bis später.“

„Bis später.“, sagte ich, lächelte sie wieder an und verließ die
Wohnung.

Ich lief nach Hause, hatte ein totales Grinsen im Gesicht. Ich freute mich
auf den Nachmittag, auf den Nachmittag mit Sarah und ihrer kleinen
Cousine. Auch wenn ich überrascht gewesen war, dass sie mich danach
fragte, freute ich mich riesig.

Zuhause angekommen, sprang ich schnell unter die Dusche, zog mir
anschließend ein paar frische Klamotten an und machte mir noch kurz etwas
zu essen. Die Zeit verging irgendwie wie im Flug und ich war gerade mit
dem Essen fertig, da musste ich auch schon wieder los. Ich packte ein
bisschen was zu Essen und zu Trinken ein. Auch ein paar Süßigkeiten für
die Kleine. Auch wenn ich nicht wusste wie alt sie war, für Süßes war man
ja schließlich nie zu groß.

Ich setzte mich ins Auto und fuhr los, es war nicht weit bis zu Sarah und
Chris nach Hause, deshalb war ich fünf Minuten später auch schon da. Da
die Beiden noch nicht unten standen, beschloss ich noch kurz rein zu gehen.
Vielleicht konnte ich ihr ja auch noch irgendwo bei helfen.

Ich klingelte an und sie machte mir auch sofort die Tür auf, ich ging hoch,
die Wohnungstür stand offen, allerdings stand niemand in der Tür.

„Sarah?“, rief ich in die Wohnung.

„Komm rein, wir sind in der Küche. Lara hat zu viel Spielzeug, das
sie mitnehmen möchte.“, sie lachte.

Ich schloss die Tür hinter mir und ging in die Küche, blieb allerdings in der
Tür stehen. Die Beiden saßen auf dem Boden und packten eine riesige
Tasche voll mit Spielzeug. Es war ein verdammt schönes Bild, aber ich
fragte mich, was sie mit dem ganzen Zeug vor hatten.

„Hey ihr zwei.“, sagte ich und ging ein bisschen auf die Beiden zu.

„Das wollt ihr aber nicht alles mitnehmen oder?“, ich grinste.

„Glaub mir, ich habe schon alles versucht, um sie davon zu
überzeugen, dass es einfach zu viel ist. Aber sie lässt sich nicht davon abbringen.“, sie lächelte mich an und wir sahen uns einen
Moment lang tief in die Augen.

Ich brauchte einen Moment lang, um mich wieder zu fangen. Sah dann die
Kleine an, sie war wirklich noch klein, ich würde sagen, ca. 4 oder 5 Jahre
alt und verdammt süß.

„Sag mal Lara, sollen wir das ganze Zeug nicht einfach hier liegen
lassen und sofort in den Zoo fahren, bevor die Tiere Mittagsschlaf
machen? Sonst sehen wir die nachher alle gar nicht.“

„Die machen Mittagsschlaf?“, sie sah mich ungläubig an.

„Natürlich, du doch auch oder nicht?“

„Nein, ich bin schon groß.“, sie sah mich an, als wäre es das
Selbstverständlichste der Welt und ich musste lachen.

„Na gut, du bist schon groß, aber die Tiere nicht, also denke ich,
sollten wir schnell los fahren. Oder was meinst du?“

Sie sprang so schnell auf, dass ich mich sogar ein bisschen erschrak.

„Komm schon Sarah, sonst schlafen die Tiere alle, wenn wir da hin
kommen.“, sie fasste Sarah an der Hand, wollte sie hinter sich
herziehen und schmiss sie fast um.

„Stopp, stopp, stopp.“, sie lachte. „Erst einmal in Ruhe anziehen
ja?“

Sie sagte nichts mehr, rannte statt dessen sofort in den Flur um sich
anzuziehen. Ich musste ein bisschen schmunzeln, das war einfacher, als ich
es mir vorgestellt hatte.

„Danke.“, sie lachte immer noch. „Ich hatte schon befürchtet, ich
müsste einen Koffer mit den Zoo schleppen.“

„Kein Problem.“, auch ich lachte wieder. „Aber sie ist wirklich
süß.“

„Ja das ist sie, sie ist mein kleiner Sonnenschein.“, sie wurde
plötzlich sehr ernst, war von jetzt auf gleich wie ausgewechselt.

„Alles ok mit dir?“, ich sah sie an.

Sie reagierte erst nicht, starrte stur Richtung Tür. Ich war total verwirrt und
verstand nicht, was jetzt auf einmal mit ihr los war.

„Hey Sarah...“, ich sprach sie erneut an. „Geht es dir gut?“

„Was? Ja... Ich... Ich war nur in Gedanken. Tut mir leid.“, sie hatte
Tränen in den Augen, ich musste irgendetwas tun.

Ich ging zu ihr, sie saß immer noch auf dem Boden, kniete mich vor sie,
nahm ihr Gesicht in meine Hände und sah ihr in die Augen.

„Sarah... Was ist los mit dir?“, Tränen liefen ihr übers Gesicht.

Ich strich ihr die Tränen weg, legte meine Stirn an ihre. Sie sagte kein Wort
und diese Stille machte mich wahnsinnig.

„Verdammt sag doch was. Was hast du? Warum bist du plötzlich so
traurig?“

Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß es nicht, ich weiß es
einfach nicht.“, flüsterte sie. „Sei bitte einfach nur da.“

Jetzt fing sie richtig an zu weinen, war völlig am Ende. Ich nahm sie in den
Arm, hielt sie fest bei mir. Ich versuchte für sie da zu sein, so wie sie mich
darum gebeten hatte. Wusste nicht, ob ich wirklich dazu in der Lage war
und ihr gerade das geben konnte, was sie wirklich brauchte.

Nach ein paar Minuten beruhigte sie sich wieder, ihre Atmung wurde
wieder deutlich ruhiger. Ich fasste sie leicht an den Schultern, drückte sie
sanft von mir weg. sie sah mich nicht an, blickte auf den Boden.

„Es tut mir leid Ben.“, flüsterte sie.

„Das muss es nicht, hörst du? Du kannst mit mir über alles reden, egal was es ist. Ich bin für dich da und ich tu was ich kann, damit
es dir gut geht.“

Plötzlich fing sie an zu lachen, doch es war kein ehrliches Lachen, es wirkte
eher gequält, als ob sie an irgendetwas zweifelte.

„Lass uns das hier einfach vergessen ja?“, sie hob den Kopf, sah
mir wieder in die Augen.

„Ich kann nicht immer alles vergessen Sarah. Ich kann und will es
einfach nicht.“

„Ben... Bitte... Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht.“, sie
wurde immer leiser, nahm meine Hand und sah sie an. „Lass uns
gehen, die Kleine wartet doch schon.“, jetzt sah sie mich wieder
an.

Ich strich ihr die letzte Träne aus dem Gesicht. „Sarah, du kannst
jeder Zeit zu mir kommen, ok? Ich bin da, immer, egal wann und
egal wo.“

„Ich weiß, danke dafür Ben.“

„Nichts zu danken.“, wir sahen uns immer noch in die Augen, ich
war ihr so verdammt nah, wollte ihr einfach noch näher sein.

Keine Ahnung warum ich es tat, aber mir waren die eventuellen
Konsequenzen total egal. Ich legte meinen Daumen auf ihre Lippen,
streichelte langsam über sie. Dann zog ich ihr Gesicht langsam zu mir, jetzt
war sie mir so nah wie noch nie zuvor, ihre Lippen berührten nur leicht
meine. Ich streichelte ihr über die Wange, fühlte mich so wohl bei ihr. Ich
wünschte mir nichts mehr wie sie zu spüren, sie einfach zu küssen und die
Chance dazu, war jetzt so nah wie noch nie.

Aber sie gab sie mir nicht, löste sich abrupt aus der Situation, stand auf und
ging zur Tür. Ich bewegte mich nicht vom Fleck, kam mir plötzlich so
lächerlich vor. Ich blieb einfach sitzen, wusste nicht, wie ich reagieren
sollte.

„Vielleicht sollte ich mit Lara alleine fahren Ben.“, sagte sie
plötzlich, sie stand immer noch dort.

„Wie du willst.“, mehr konnte ich nicht sagen, ich fühlte mich
plötzlich so leer.

„Es tut mir leid okay? Ich wollte das nicht.“

Ich nickte nur, bekam kein einziges Wort mehr raus. Eine ganze Zeit lang
war es still, ich konnte nicht einmal mehr sagen, ob sie noch in der Tür
stand, oder schon längst gegangen war. Die Kleine jedenfalls hörte ich auch
nicht mehr.

„Ben eins noch.“, sagte sie so plötzlich, dass ich etwas
zusammenzuckte.

„Was willst du Sarah? Reicht das nicht für Heute?“, immer noch
saß ich auf dem Boden, ich wollte sie einfach nicht ansehen.

„Tu mir bitte einen Gefallen ja?“, sie sprach ganz ruhig, flüsterte
schon wieder fast.

„Und der wäre?“, ich war etwas genervt.

„Bitte... Verlieb dich nicht in mich...“

Ich dachte wirklich, ich hör nicht richtig, drehte mich zu ihr um und wollte
ihr sofort meine Meinung sagen, doch sie war nicht mehr da. Kurze Zeit
später hörte ich nur noch die Tür ins Schloss fallen, sie war weg. Ich saß da,
wie bestellt und nicht abgeholt, kam mir so verdammt mies vor. Ich soll
mich nicht in sie verlieben hatte sie gesagt. Ob sie sich überhaupt schon mal
gefragt hatte, ob das nicht schon längst passiert war? Ich konnte einfach
nicht glauben, was da gerade passiert war.

Ich stand auf, ging zum Fenster und schaute nach draußen. Die Sonne
schien, es war so wunderschön draußen und das passte so gar nicht zu dem
heutigen Tag, dabei hatte dieser eigentlich total gut angefangen. Ich blieb
eine ganze Weile einfach nur dort stehen, starrte nach draußen, dachte über
das Geschehene nach. Es war einfach wieder zu viel auf einmal, vieles was
ich wieder einmal nicht verstand. Ich würde irgendwann noch einmal verrückt werden, wenn das so weiter ging.

Nach einer ganzen Zeit hörte ich plötzlich wieder die Tür ins Schloss fallen
und ich hatte den Hauch einer Hoffnung, dass Sarah vielleicht doch noch
einmal zurück gekommen war, aber ich täuschte mich.

„Sarah? Bist du da?“, es war Chris.

„Nein ist sie nicht, aber ich bin da.“

Er kam in die Küche. „Was machst du hier? Vor allem allein?“

„Ich... Ich wollte eigentlich mit Sarah und Lara in den Zoo.“, was
sollte ich auch anderes sagen.

„Aber? Warum bist du noch hier und die Beiden sind weg?“

„Wir hatten...“, ich stoppte kurz, wusste nicht was ich sagen sollte.

„Ja? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen Mensch.“

„Wir hatten einfach eine kleine Meinungsverschiedenheit, mehr
nicht.“

„Und die war so klein, dass du gleich nicht mehr mitfahren
konntest?“, er sah mich skeptisch an.

„Ja vielleicht war es auch eine größere Meinungsverschiedenheit.
Wird schon wieder, alles halb so wild. Und ich geh jetzt nach
Hause.“

„Du musst nicht gehen, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Sorry.“

„Schon gut, aber es ist wirklich besser ich gehe. Ein bisschen
frische Luft schadet garantiert auch nicht.“

„Gut, wie du meinst. Aber wenn du reden musst, du weißt ja wo du
mich findest.“, er legte mir eine Hand auf die Schulter und sah
mich an. „Ich geh jetzt duschen, komm gut nach Hause ja?“

„Sicher und danke.“

„Für? Ich darf ja nichts tun.“, er grinste mich kurz an und
verschwand dann.

Ich blieb noch einen kurzen Moment am Fenster stehen, schaute nach
draußen, verließ dann aber kurz darauf auch die Wohnung und fuhr nach
Hause.
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BeitragThema: Kapitel 6   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:42

Kapitel 6

Die nächsten Wochen verliefen wieder genau so wie die letzten. Ich ging
arbeiten, saß fast jeden Abend allein zuhause rum und der Kontakt zu Sarah
war genau wie vorher, fast auch wieder komplett abgebrochen. Ich bekam
sie nur zu Gesicht, wenn ich bei Chris zu Besuch war und selbst dann
sprachen wir kein Wort miteinander. Ich hatte versucht, das was zwischen
uns passiert war, noch einmal mit ihr zu klären, aber es hatte keinen Zweck.
Sie blockte komplett ab, ließ mich einfach nicht an sich ran. Mittlerweile
hatte ich sie seit über drei Wochen nicht mehr gesehen.

Das Wetter war mittlerweile wundervoll, die Sonne schien, es war total
warm. Genau so, wie es sein Anfang Juni auch sein sollte. Ich hatte mich an
diesem Tag mit Chris verabredet, wir wollten schwimmen gehen, nur so
konnte man es heute aushalten.

Ich setzte mich gegen zwölf ins Auto und fuhr zu ihm, er hatte mich gebeten
ihn abzuholen, so musste er nicht auch extra fahren. Natürlich war er noch
nicht fertig, als ich ankam, deshalb ging ich erst noch einmal hoch in die
Wohnung.

„Am Besten setzt du dich noch ein bisschen ins Wohnzimmer, ich
brauche noch eine halbe Ewigkeit.“, er lachte.

„Ja das ist ja nichts neues.“, auch ich lachte jetzt. „Komm schon
mach hin, wir wollen keine Weiber aufreißen.“

„Na du vielleicht nicht, ich kann mir durchaus vorstellen da heute
jemanden kennenzulernen, also nerve nicht.“, er lachte immer noch
und verschwand im Bad.

Ich setzte mich ins Wohnzimmer, nahm mir eine Zeitung aus der
Tischschublade und versuchte, mich irgendwie so lange zu beschäftigen.
Eine ganze Weile saß ich da, dachte schon, Chris würde überhaupt nicht
mehr wieder kommen, als ich eine Tür auf und zu gehen hörte.
Ich stand auf, ging aus dem Raum.

„Chris, also selbst eine Frau wäre jetzt schon zehn mal fertig.“, ich lachte wieder.

Doch vor mir stand nicht der, den ich erwartet hatte, sondern dort stand
Sarah und ich dachte wirklich, ich traue meinen Augen nicht. Sie sah
verdammt schlecht aus, war total dünn geworden. Ihr Gesicht war blass, fast
weiß. Ihre Augen waren so leer, ich erkannte sie kaum wieder. Sie hatte eine
schwarze Wollmütze auf dem Kopf, die ihr Gesicht noch blasser erscheinen
lies, sie sah überhaupt nicht gut aus.

„Sarah...“, mehr bekam ich nicht heraus, ich war immer noch
geschockt.

„Was willst du Ben?“, ihre Stimme klang kalt, ohne Gefühl.

„Was ist los mit dir? Wie geht es dir?“

„Mir geht es super und jetzt lass mich in Ruhe.“, sie wurde richtig
schroff.

„Sarah bitte, ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht.“

„Lass mich verdammt noch mal in Ruhe Ben. LASS... MICH...
IN... RUHE...!!!“, sie schrie mich an, ich wusste so schnell gar
nicht, wie mir geschah.

Bevor ich auch überhaupt nur etwas sagen konnte, kam Chris auch schon
aus dem Badezimmer.

„Was ist denn los hier?“, fragte Chris sichtlich überrascht.

„Ich weiß auch nicht, ich...“, ich kam nicht dazu, zu Ende zu
sprechen, denn im nächsten Moment rannte Sarah mich auch schon
um und verschwand aus der Wohnung.

Ich stand starr im Flur, schaute ihr nur hinterher, wusste nicht, was ich dazu
sagen sollte.

„Was ist passiert Ben?“, er kam zu mir.

„Sie sieht schrecklich aus.“, meine Stimme zitterte.

„Ja ich weiß, aber ich kann nichts tun. Ich komme nicht mehr an
sie ran. Ich habe das Gefühl, dass es von Tag zu Tag schlimmer
wird.“

„Hast du eine Vermutung?“

„Schon ja.“

„Und die wäre?“, ich sah ihn fragend an.

„Ich glaube, sie nimmt irgendwelche Drogen. Ich meine, sie hat so
viel abgenommen, sie ist scheiße aggressiv manchmal. Schau dir
an wie blass sie ist, das ist doch alles nicht normal.“

„Nein ist es auch nicht.“, ich war total geschockt, das hätte ich
einfach nicht erwartet.

„Was ist? Wollen wir trotzdem los? Wir können es gerade eh nicht
ändern und ich habe keine Lust, mir wegen ihr den Tag verderben
zu lassen.“

„Ja vielleicht hast du recht, lass uns abhauen.“

Chris nahm seine Klamotten und wir machten uns auf den Weg zum See.
Klar, Chris hatte recht, es brachte nichts, sich den Tag von Sarah kaputt
machen zu lassen. Und dennoch machte ich mir große Sorgen um sie. Ich
hatte Angst, davor, dass ihr etwas passiert, dass sie vielleicht wieder
versuchen würde, sich das Leben zu nehmen. Aber ich wusste auch nicht,
was ich tun sollte. Alles war so verdammt schwer und kompliziert.

Wir verbrachten den ganzen Nachmittag am See, hatten auch eigentlich
wirklich viel Spaß. Ich schaffte es zeitweise, auch mal nicht an Sarah zu
denken und das tat mir wirklich verdammt gut. Ich fühlte mich zum ersten
mal seit langem mal wieder befreit, bis plötzlich mein Handy klingelte.

„Ja?“

„Ben, ich bin es, Mama.“

„Hey Mum. Was ist los?“

„Du musst sofort kommen Ben.“, sie klang plötzlich total panisch.

„Mum, was ist passiert??“

„Dein Vater liegt im Krankenhaus Ben, er hatte einen Herzinfarkt.
Bitte komm hier her.“

„Wo liegt er?“

„Im Marienhospital, bitte Ben, beeile dich.“

„Ich bin schon unterwegs.“, ich hatte den Satz noch nicht ganz
ausgesprochen, da hatte ich schon aufgelegt.

Ich schnappte mir mein Handtuch, stopfte es schnell in den Rucksack und
wollte schon los rennen, als Chris mich am Arm packte und zurück hielt.

„Was ist passiert Ben? Du wirkst plötzlich so aufgebracht.“

„Mein Dad liegt im Krankenhaus, Herzinfarkt, ich muss sofort los.
Kommst du klar?“

„Scheiße... Ja klar, man hau ab.“

„Danke.“

Ich rannte so schnell ich konnte zu meinem Auto und fuhr ins Krankenhaus.
Hoffentlich ging es meinem Dad den Umständen entsprechend gut. Keine
zehn Minuten später war ich auch schon da, rannte wieder wie ein Irrer über
das Krankenhausgelände. An der Anmeldung schickten sie mich direkt
weiter auf die Intensivstation, ich konnte nur hoffen, dass ich nicht zu spät
kam.

Als ich auf der Intensivstation ankam, sah ich auch schon von weitem
meine Mutter vor der Tür stehen.

„Mum, wie geht es Dad? Geht es ihm gut?“, ich war völlig außer
Atem.

„Ben, gut dass du endlich da bist.“, ich nahm sie in den Arm, sie
weinte.

„Alles wird gut Mum, ich bin jetzt bei dir. Erzähl mir was los ist.“
Ich lies sie wieder los und wir setzten uns zusammen auf die Wartebank, die
vor dem Raum stand.

„Ich weiß noch gar nichts, seit wir hier sind, war noch keiner der
Ärzte hier draußen, um mir zu sagen was los ist. Ich werde noch
verrückt.“

„Sie werden sich schon melden Mum, mach dich jetzt bitte nicht
verrückt.“, es sagte sich leichter, als es getan war.

Es verging noch ca. eine ganze Stunde, bis endlich ein Arzt aus dieser
bescheuerten Tür kam, um uns endlich zu sagen, wie es meinem Dad ging.
Es ging ihm, Gott sei Dank, den Umständen entsprechend gut. Sie mussten
ihn notoperieren, aber er hatte alles sehr gut überstanden. Nun mussten sie
noch die Nacht abwarten, um genaueres zu sagen. Mir fiel wirklich ein
Stein vom Herzen.

„Können wir zu ihm?“, fragte meine Mum schließlich.

„Nicht sie beide, ihr Mann braucht sehr viel Ruhe, aber einer von
Ihnen kann gerne einen Moment zu ihm.“

„Geh nur Mum, er braucht dich jetzt.“

„Und was ist mit dir?“, sie sah mich traurig an.

„Ich fahre dann nach Hause und komme morgen früh zu den
Besuchszeiten wieder, ok?

„Ist gut, ich melde mich nachher bei dir und sage dir, wie es ihm
geht.“

„Ja mach das Mum.“, ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Bis
später.“

„Bis später.“

Ich lief den Gang zurück in Richtung Ausgang, war wirklich sehr glücklich
darüber, dass mein Dad alles einigermaßen überstanden hatte und hoffte,
dass das auch die Nacht über so bleiben würde.

Noch nicht ganz am Ausgang angekommen, sah ich im Augenwinkel eine
Person sitzen. Ich weiß nicht warum, aber ich blieb stehen, weil sie mir
irgendwie bekannt vor kam. Sie saß auf einem Stuhl vor einer weißen Tür,
ich konnte nicht wirklich etwas erkennen und trotzdem war mir, als würde
ich sie kennen. Ich ging näher ran, lief ein bisschen auf sie zu. Sie hatte den
Kopf in die Hände gelegt, schaute starr auf den Boden. Irgendetwas war da,
was mich dort hinzog und ich konnte nichts dagegen tun. Als ich näher kam,
sah ich, dass es ein Mädchen war und ich weiß nicht warum ich es tat, aber
ich konnte nicht anders, als sie anzusprechen.

„Hey, hör mal, ich weiß, das klingt vielleicht blöd jetzt, aber kann
es sein, dass wir uns vielleicht kennen?“

Zuerst reagierte sie nicht, hob dann aber den Kopf und ich fiel fast aus allen
Wolken.

„Sarah?!?! Was machst du denn hier?“

„Oh mein Gott Ben.“, sie war mindestens genauso geschockt wie
ich.

„Was zum Teufel...“, weiter kam ich nicht, denn plötzlich ging die
Tür auf.

„Sarah kommst du? Es ist alles vorbereitet.“, sagte die
Krankenschwester die aus der Tür kam.

Sarah sah mich an, sagte aber kein Wort, drehte sich um und wollte in den
Raum gehen. Das konnte doch jetzt nicht ihr ernst sein.

„Stopp, Sarah, was ist hier los?“

Sie blieb stehen. „Ich komme sofort ja? Ich muss das hier eben
klären.“, sie sprach noch einen Moment mit der Krankenschwester
und schloss dann die Tür.

Ich sah sie nur an, wartete auf eine Erklärung. Was war hier los? Warum
war sie hier? Und was um Gottes Willen war vorbereitet?

„Ben was tust du hier?“

„Das Selbe habe ich dich gerade schon einmal gefragt.“

„Ich weiß.“, sie war kurz still. „Sagst du es mir trotzdem?“

„Mein Dad hatte einen Herzinfarkt, er liegt auf der
Intensivstation.“

„Oh, das tut mir leid.“, sie sah mich immer noch an, ihre Augen
waren so leer.

„Warum bist du hier Sarah?“

Sie drehte sich von mir weg, schlug die Hände über den Kopf zusammen,
sagte aber nichts. Warum konnte sie mir nicht endlich sagen, was los war?

„Sarah bitte, ich möchte doch nur wissen was los ist.“

„Das möchtest du immer.“

„Ja, weil du mir wichtig bist und ich mir Sorgen mache.“

„Kannst du nicht einfach gehen und vergessen, dass du mich hier
getroffen hast?“, immer noch sah sie mich nicht an, ich hatte das
Gefühl, dass sie kaum noch sprechen konnte.

Ich ging zu ihr, legte meine Hand auf ihre Schulter. „Sarah bitte,
sag mir was los ist.“

Sie legte ihre Hand auf meine, hielt sie kurz fest. „Ich komme
gleich wieder ja? Ich kläre das nur kurz ab.“

„Ja ist gut.“
Sie verschwand in dem Raum, war etwa fünf Minuten weg, als sie
schließlich wieder kam.

„Los komm.“, sagte sie zu mir.

„Wo gehen wir hin?“

„In den Park, das hier ist kein guter Ort, um so etwas zu
besprechen. Einverstanden?“

„Ja klar, einverstanden.“

Wir gingen den langen Flur entlang, bis wir schließlich zum Hinterausgang
des Krankenhauses kamen, an den ein wirklich wunderschöner Park
grenzte. Wir gingen eine ganze Weile einfach nur spazieren, keiner von uns
beiden sagte auch nur ein Wort. Ich sah Sarah ab und zu an, sie wirkte so
verdammt zerbrechlich.

Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus, ich blieb stehen, nahm ihre
Hand und hielt sie fest.

„Sarah, wir müssen reden.“

„Ja ich weiß Ben. Setzen wir uns?“, sie zeigte auf eine Bank ganz
in unserer Nähe.

„Klar.“

Wir liefen zusammen hinüber und sie ließ meine Hand die ganze Zeit über
nicht los. Sie setzte sich, zog mich dann zu sich, hielt immer noch meine
Hand.

„Ben hör zu ich...“, sie schluckte, konnte nicht weiter reden, ich
sah, dass sie Tränen in den Augen hatte.
„Sarah jetzt rede endlich.“, ich drücke ihre Hand.

„Ich bin krank Ben.“, Tränen liefen ihr übers Gesicht und auch mir
stiegen sie jetzt in die Augen.

„Wie krank Sarah?“, ich musste mich so sehr zusammen reißen.
Sie sagte nichts, legte plötzlich die Hand an ihre Mütze und zog sie langsam
nach unten. Ich war geschockt, sie hatte keine Haare mehr.

„Hmm...“, sie sah mich eine ganze Zeit lang einfach nur an, weinte
immer noch. „Chemotherapie, die Nebenwirkungen sind sichtlich
erkennbar.“

„Was hast du Sarah?“, ich konnte kaum mehr reden, auch mir
liefen jetzt Tränen übers Gesicht.

„Leukämie, ich weiß es seit...“, sie stoppte kurz. „Seit dem Tag, an
dem ich versucht habe mich umzubringen.“
Ich war total geschockt, das durfte doch alles nicht wahr sein, das musste
doch ein schlechter Traum sein. Ich hoffte so sehr, im nächsten Moment
aufzuwachen und alles wäre vorbei, aber es passierte einfach nicht.

„Was sagen die Ärzte? Können sie dir helfen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Sie finden keinen passenden
Knochenmarkspender, sie hatten mir bei der Diagnose schon
gesagt, dass das Ganze unheimlich schwer werden wird. Und das
ich im schlimmsten Fall...“, wieder stoppte sie, es fiel ihr alles
unheimlich schwer.

„Was passiert im schlimmsten Fall Sarah?“, ich sah sie an, nahm
ihre Hände und hielt sie ganz fest.
Sie sah auf unsere Hände, es dauerte eine Weile, bis sie weiter
sprach. „Dass ich im schlimmsten Fall nur noch ein halbes Jahr zu
Leben habe.“

Ich konnte erst einmal nichts dazu sagen, stattdessen fing ich an zu rechnen.

Als ich ihr damals auf der Brücke das Leben rettete, hatten wir Anfang

Januar und jetzt war es Juni, das hieß... Oh mein Gott.

„Sarah, das ist ein Witz, oder? Sag mir, dass das ein Witz ist. Sie
können dir doch helfen! Sag mir bitte, dass sie dir noch helfen
können!!“, ich war plötzlich total aufgelöst, die Tränen liefen nur
noch, ich konnte mich kaum noch beherrschen.

„Es tut mir leid Ben...“, sie legte eine Hand an mein Gesicht, strich
mir die Tränen weg. „Wenn sie nicht in der nächsten Zeit einen
Spender finden, dann... Dann habe ich nur noch ein paar Wochen.“

Ich schluckte, brachte kein einziges Wort mehr heraus, war total am Ende.
Warum hatte sie mir nicht gesagt was los ist? Warum hatte sie wochenlang
geschwiegen? Und was mich am meisten beschäftigte war die Frage, warum
ausgerechnet Sarah? Warum sollte sie sterben? Ich konnte und wollte das
alles einfach nicht glauben, ich wollte es nicht wahr haben.

„Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist.“, flüsterte ich.

„Wenn ich es könnte, würde ich es tun. Aber ich kann nicht.“
Wieder war Stille, wir sahen uns nur an. Keiner von uns beiden wusste, wie
er mit der Situation umgehen sollte. Die Minuten, die wir da saßen, fühlten
sich an wie Stunden, es war einfach unerträglich.

„Warum hast du mir nichts gesagt? Warum hast du alles für dich
behalten Sarah?“, so langsam hatte ich mich wieder einigermaßen
gefangen.

„Weil ich keinen von euch belasten wollte und dich schon mal gar
nicht. Ich wollte einfach alleine damit klar kommen und euch nicht
leiden sehen wegen mir.“

„Aber wir haben DICH leiden sehen? Meinst du nicht, dass ich
nicht gemerkt hab dass etwas nicht stimmt? Du wolltest dich
umbringen, du bist ständig umgekippt. Als ich dich heute morgen
gesehen hab, hab ich dich fast nicht wieder erkannt. Du hättest es
doch nicht ewig verstecken können. Und vor allem, wenn du was
gesagt hättest, ich wäre für dich da gewesen Sarah.“

„Du hast schon genug für mich getan Ben. Und was hab ich getan?
Ich habe dich immer wieder verletzt.“

„Hör auf damit bitte.“

„Nein, ist doch so. Ich meine, du hast mir das Leben gerettet, du
warst für mich da, wenn ich dich gebraucht habe. Und ich, ich habe
dir immer wieder in den Arsch getreten und dir verdammt weh
getan. Das weiß ich.“

„Hey...“, ich nahm ihre Hand wieder in meine. „Vergessen wir das
ok?“

Sie nickte, sagte einen Moment lang nichts. „Ich will nicht sterben
Ben, hörst du? Ich will einfach noch nicht sterben.“, wieder fing sie
an zu weinen und brach jetzt völlig zusammen.

Ich nahm sie in den Arm, hielt sie fest bei mir. Auch ich fing wieder an zu
weinen, lies meinen Gefühlen einfach freien Lauf. Wir saßen eine ganze
Zeit lang so da, Arm in Arm, gaben uns gegenseitig den Halt, den wir
gerade brauchten, doch Sarah beruhigte sich einfach nicht. Sie weinte und
weinte, sagte immer wieder, dass sie nicht sterben wollte. Es war
schrecklich für mich, sie so zu sehen und ich wollte irgendetwas dagegen
tun.

Ich zog sie sanft von mir weg, nahm ihr Gesicht in meine Hände und sah ihr
in die Augen. Ich musste sie einfach irgendwie beruhigen.

„Sarah, hey... sieh mich an ja? Sieh mich bitte an Sarah.“

„Lass mich bitte.“, sie schüttelte den Kopf, weinte immer mehr.

„Ich kann einfach nicht mehr.“

Ohne weiter großartig darüber nachzudenken, zog ich sie an mich und
küsste sie. Immer und immer wieder.

„Es wird alles wieder gut hörst du? Ich bin bei dir und wir beide
finden einen Weg. Du wirst nicht sterben, das verspreche ich dir.“

Plötzlich sah sie mich an und auch wenn ihr immer noch Tränen über das
Gesicht liefen, schien sie sich so langsam wieder einigermaßen zu
beruhigen.

„Was tust du denn da?“, fragte sie mich.

„Das was ich damals schon hätte tun sollen.“, ich küsste sie erneut.

Sie lies es zu, stieß mich nicht wieder von sich. Ich genoss ihre Nähe, hätte
sie am liebsten nie wieder los gelassen.
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BeitragThema: Kapitel 7   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:44

Kapitel 7

„Ich muss langsam zurück, die warten auf mich.“, Sarah lag immer
noch in meinen Armen.

„Ja ich weiß, komm ich bringe dich zurück.“
Ich stand auf, nahm ihre Hand und zog sie zu mir. Sie hatte immer noch
total verweinte Augen, ich strich ihr die letzten Tränen aus dem Gesicht und
sah sie an.

„Geht es?“, fragte ich sie.

Sie nickte nur und nahm mich noch einmal fest in den Arm. Ich hätte am
liebsten die Zeit angehalten und somit einfach alle Sorgen von uns
geschoben.

Kurz darauf ließ sie mich wieder los und wir liefen zusammen zurück zum
Krankenhaus. Sarahs Blick war starr geradeaus gerichtet, er war leer. Ich
hätte alles dafür gegeben, jetzt zu wissen was sie denkt, um ihr doch nur
irgendwie zu helfen, ihr ihre Sorgen zu nehmen, aber das konnte ich nicht.
Ich fühlte mich so hilflos, war total verzweifelt, wollte das alles einfach
immer noch nicht glauben.

Sarah klopfte an die Tür und kurze Zeit später öffnete uns auch schon die
selbe Krankenschwester wie vorhin. Sie ging hinein und ich wollte ihr
hinterher, doch sie hielt mich auf.

„Geh bitte nach Hause Ben.“, sie sah mich nicht an.

„Nein Sarah, ich möchte bei dir sein, für dich da sein.“

„Ben bitte, ich möchte nicht, dass du das alles mit bekommst, dass
du mich so siehst. Geh bitte nach Hause, ich melde mich bei dir.

Okay?“, jetzt sah sie mir direkt in die Augen.

„Sarah... Bitte schick mich nicht weg.“, sagte ich flehend.

„Ich kann nicht anders. Es tut mir leid.“, mehr sagte sie nicht, schloss dann die Tür hinter sich und ließ mich einfach stehen.

Jetzt stand ich hier, wie bestellt und nicht abgeholt, total am Ende. Warum
nur schickte sie mich jetzt weg? Ausgerechnet jetzt, wo ich wusste was los
war? Das konnte sie doch nicht bringen. Das konnte sie mir einfach nicht
antun.

Ich blieb noch eine ganze Weile vor der Tür stehen, in der Hoffnung, sie
würde es sich noch anders überlegen. Aber das tat sie nicht, sie kam nicht
wieder, ließ mich wirklich einfach so vor der Tür stehen.

Irgendwann machte ich mich dann auf den Rückweg, lief wie in Trance
zurück zu meinem Auto. Ich habe keine Ahnung, wie ich es überhaupt
wieder bis nach Hause schaffte, aber wahrscheinlich hätte ich besser nicht
mehr fahren sollen.

Ich ging in meine Wohnung, blieb einfach mitten im Flur stehen und brach
plötzlich komplett zusammen. Nach und nach kapierte ich, was ich da in
den letzten paar Stunden alles erfahren hatte, was das alles bedeutete, was
das alles für Sarah bedeutete. Sie würde sterben, sollten sie nicht in
absehbarer Zeit einen geeigneten Spender finden. Ich würde sie verlieren,
für immer verlieren.

Nun saß ich auf dem Boden, Tränen liefen mir über das Gesicht und sie
hörten nicht auf. Ich wünschte mir, endlich aus diesem Alptraum
aufzuwachen, wünschte mir, dass es Sarah gut geht. Ich wollte doch nur,
dass alles wieder gut werden würde. Doch so einfach war das nicht, es
würde noch ein verdammt langer und harter Weg bis dahin werden, wenn es
überhaupt so weit kam.

Immer wieder versuchte ich mich zu beruhigen, schaffte es aber kaum, erst
als es an der Tür klingelte, gelang es mir, mich so einigermaßen wieder zu
fangen. Ich stand auf, dachte gar nicht weiter darüber nach, wer es sein
könnte und öffnete die Tür.

„Chris?“, ich war doch geschockt, dass jetzt ausgerechnet er vor
mir stand.

„Scheiße Ben, was ist denn passiert? Wie geht es deinem Dad?

Geht es ihm so schlecht?“

„Was?“, ich kapierte erst gar nicht wovon er sprach.

„Lass uns erst einmal rein gehen. Du bist ja total fertig.“

Er schob mich ins Wohnzimmer und wir setzten uns auf die Couch. Was um
Gottes Willen sollte ich ihm jetzt nur erzählen?

„So und jetzt erzähl mal, was ist los? Wie geht es deinem Dad?“

„Den Umständen entsprechend gut.“

„Warum bist du dann so fertig? Ist noch irgendetwas anderes
passiert?“

„Nein, ich...“, ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen,
fing wieder an zu weinen.

„Hey, Ben. Komm her.“, Chris nahm mich in den Arm und ich ließ
meinen Gefühlen einfach freien Lauf.

Nach einer ganzen Weile schob Chris mich wieder von sich und sah mich
fragend an.

„Möchtest du reden?“, fragte er mich.

„Selbst wenn ich wollte, ich kann nicht. Es tut mir leid.“

„Okay pass auf, pack dir ein paar Sachen zusammen, du kommst
mit zu mir.“

„Was? Aber warum?“

„Weil ich dich in diesem Zustand hier sicher nicht alleine lasse.

Und ich kann auch ein bisschen Ablenkung gebrauchen, also tun
wir uns doch gegenseitig diesen Gefallen, hmm?

„Warum? Was ist bei dir los?

„Naja, Sarah eben. Ich mache mir echt Sorgen um sie.“

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Sarah musste einfach mit Chris
sprechen, damit auch er endlich wusste was los ist. Das Ganze konnte so
einfach nicht weiter gehen.

„Ok, dann lass uns gehen ja?“

Er nickte nur und stand auf. Ich ging eben schnell ins Schlafzimmer und
packte ein paar Sachen zusammen, kurz darauf machten wir uns auch schon
auf den Weg. Wir gingen zu Fuß und ich muss sagen, dass mir die frische
Luft sehr gut tat. Wir unterhielten uns nicht sehr viel, jeder von uns war in
seinen eigenen Gedanken vertieft, was mir aber auch ganz lieb war. Ich
hätte nicht gewusst, was ich ihm hätte sagen sollen, wenn er mich nach
Sarah gefragt hätte.

Bei ihm angekommen, holte Chris und erst einmal zwei Bier, dann
schmissen wir uns auf die Couch und er legte eine DVD ein. Allerdings
bekam ich nicht wirklich viel von dem Film mit, denn meine Gedanken
kreisten die ganze Zeit nur um Sarah. Ich machte mir so große Sorgen, hatte
verdammte Angst um sie und sie hatte sich immer noch nicht bei mir
gemeldet. Immer wieder schaute ich auf mein Handy, so oft, dass es sogar
Chris schon auffiel.

„Wartest du auf einen wichtigen Anruf?“, fragte er mich.

„Ja... Nein... Ich meine, ich...“, mir fehlten die Worte.

„Schon okay, du musst es mir ja nicht sagen.“

„Sorry Chris.“

„Schon gut.“, mehr sagte er nicht, schaute wieder zum Fernseher.
Die Situation war für mich unerträglich, Chris machte sich genauso Sorgen
um seine kleine Schwester, wie ich es tat, nur aus einem anderen Grund.
Und ich, ich durfte ihm die Wahrheit nicht sagen. Ich kam mir irgendwie
total mies vor, musste meinen besten Freund belügen und ich hoffte nur,
dass Sarah die Situation bald von alleine aufklären würde.

Kurze Zeit später hörten wir, dass jemand die Tür öffnete, es konnte nur
Sarah sein. Chris stand auf, ich konnte ihm ansehen wie wütend er war.

„Wo warst du?“, fuhr er sie an.

„Das geht dich nichts an.“

„Das geht mich nichts an? Sag mal spinnst du?, er war total außersich. „Sieh dich mal an, du siehst schrecklich aus. Was zum Teufel ist los mit dir? Kannst du mir das mal bitte erklären?“

„Wie gesagt, es geht dich nichts an Chris.“, Sarahs Stimme wurde
lauter.

Ich stand auf und ging ebenfalls in den Flur, ich konnte nicht zulassen, dass
die beiden sich jetzt stritten.

„Hört bitte auf mit dem Quatsch.“, mischte ich mich ein.

„Aufhören?“, Chris sah mich entsetzt an. „Los Ben, sieh sie dir an.

Willst du mir erzählen, dass das normal ist? Sie sieht aus, als würde
sie bald sterben und du sagst ich soll aufhören???“

Sarah stand da wie angewurzelt, sagte kein Wort mehr, Tränen stiegen ihr in
die Augen und ich fühlte mich wieder einmal verdammt hilflos.

„Ich denke, es ist besser, wenn ihr euch jetzt erst einmal wieder
beruhigt und wir dann in Ruhe weiter reden.“, ich wollte Chris am
Arm wieder zurück ins Wohnzimmer ziehen, doch er ließ mich
nicht, statt dessen ging er auf Sarah los, schubste sie nach hinten.

„Verdammt noch mal, jetzt sag mir endlich, was für eine Scheiße
du in dich rein schmeißt.“, er schrie sie an.
Sarah stürzte nach hinten an die Wand, wehrte sich nicht. „Bitte
Chris, lass mich einfach.“, ihre Stimme wurde immer leiser.
Jetzt platzte Chris endgültig der Kragen, er ging auf sie zu, drückte sie mit
voller Wucht gegen die Wand.

„Ich will jetzt endlich wissen, welche scheiß Drogen du nimmst.
Sag mir endlich die Wahrheit, oder du kannst deine Sachen packen
und verschwinden.“, er schrie immer noch.

„Ich kann nicht.“, sie flüsterte nur noch, weinte.

Ich ging dazwischen, riss Chris von ihr weg.

„Man Chris, siehst du nicht, dass es reicht? Lass sie in Ruhe jetzt.“

„Stellst du dich jetzt auf ihre Seite oder was?“

„Chris bitte.“, mehr sagte ich nicht.
Chris drehte sich um, ging zurück ins Wohnzimmer und knallte die Tür
hinter sich zu. Er war sauer und ich konnte ihn verdammt gut verstehen. Ich
drehte mich wieder zu Sarah, die mittlerweile wie ein Häufchen Elend auf
dem Boden saß und weinte. Ich kniete mich vor sie, nahm sie in den Arm.

„Hey, alles ok?“, fragte ich sie.

„Geht schon.“

„Komm, wir gehen in dein Zimmer.“

Sie nickte nur und stand auf, nahm mich an die Hand und zog mich hinter
sich her. Dann setzte sie sich auf ihr Bett, starrte Richtung Fenster. Ich blieb
eine Zeit lang in der Tür stehen, beobachtete sie einfach nur, weil ich nicht
wusste, wie ich mit ihr umgehen sollte.

„Ich muss ihm die Wahrheit sagen, oder?“, sie sah mich fragend an.

„Ja Sarah, du musst. Er hat ein Recht darauf es zu erfahren.“

„Ich weiß, aber es tut so weh Ben.“, wieder fing sie an zu weinen.
Ich ging zu ihr, setzte mich neben sie und zog sie fest an mich.

„Ich weiß Sarah, aber es wäre nicht fair, ihn so lange im

Ungewissen zu lassen. Er macht sich große Sorgen um dich.“

„Ja, du hast ja recht. Aber ich...“

„Was aber Sarah?“

„Ich schaff das nicht allein.“, sie sah mich bittend an.

„Ich bin da, ok? Ich werde bei dir bleiben, werde für dich da sein.“

„Danke.“, flüsterte sie.

„Nicht dafür.“

Ich sah ihr in die Augen, meine Gefühle fuhren wieder Achterbahn, in
meinem Bauch flogen tausend Schmetterlinge. Ich legte meine Hand an ihr
Gesicht, zog sie leicht zu mir, wollte sie küssen, doch sie löste sich von mir,
stand einfach auf und ging zum Fenster.

„Aber nicht mehr heute okay?“

„Was meinst du?“, ich war total verwirrt.

„Ich möchte nicht mehr heute mit Chris reden, lass uns das morgen
früh machen, ja?“

„Ja sicher, wie du möchtest.“

„Danke, ich würde jetzt gern schlafen, bin total am Ende.“

„Ja klar, kann ich sehr gut verstehen.“

Ich stand auf, ging zu ihr zum Fenster und stellte mich hinter sie. Es war
schön ihr so nah zu sein, ihre Wärme zu spüren. Ich legte meine Arme um
sie, wollte sie einfach nur bei mir halten, doch sie stieß mich von sich und
ich verstand die Welt nun überhaupt nicht mehr.

„Du solltest jetzt gehen.“, sagte sie plötzlich.

„Was? Aber warum? Ich dachte...“

„Ich möchte, dass du gehst Ben.“, sie sprach ganz ruhig, fast
anteilnahmslos.

„Sarah bitte, ich möchte bei dir sein, für dich da sein.“

„Ich komm alleine klar, okay?“

„Aber ich...“

„KEIN ABER!“, jetzt schrie sie mich an. „Geh und lass mich
allein.“

„Gut, wenn das dein Wunsch ist.“, was hätte ich jetzt auch sonst
tun sollen. „Ich werde morgen früh da sein, wenn du mit Chris
redest.“

„Tu was du für richtig hältst Ben.“, jetzt drehte sie sich wieder von
mir weg, starre aus dem Fenster, so wie sie es so oft tat.

„Wenn irgendetwas ist, du weißt, dass ich immer für dich da bin.“

„Geh bitte.“

Mehr sagte sie nicht mehr und ich wusste auch einfach nicht, wie ich auf ihr
Verhalten reagieren sollte. Heute Mittag noch waren wir uns so nah, sie
hatte sich auf mich eingelassen und ich hatte eigentlich auch das Gefühl,
dass sie sich das genau so sehr gewünscht hatte wie ich, doch sie belehrte
mich jetzt eines Besseren.

Ich fühlte mich plötzlich so leer, so hilflos. Ich wollte doch nur bei ihr sein,
für sie da sein, ihr alles so leicht wie möglich machen. Doch sie ließ mich
nicht, stieß mich einfach von sich. Ich wollte jetzt einfach nur noch nach
Hause, in Ruhe über alles nachdenken, doch da hatte ich die Rechnung ohne
Chris gemacht. Ich stand schon an der Tür, wollte gerade rausgehen, als er
mich zurück hielt.

„Ben warte bitte.“

„Was ist Chris? Ich möchte eigentlich nur nach Hause.“

„Bitte, wir müssen reden, ich halte das einfach nicht mehr aus.“, er
hatte Tränen in den Augen, was sollte ich jetzt bloß nur tun.

„Okay, was ist denn los?“, fragte ich, obwohl ich genau wusste was
los war.

„Komm mit bitte.“, er ging zurück ins Wohnzimmer und ich lief
ihm hinterher.

Er setzte sich auf die Couch, legte sein Gesicht in seine Hände, er war
wirklich total verzweifelt. Ich blieb in der Tür stehen, sah ihn einfach nur
an, hatte keine Ahnung, was ich ihm jetzt sagen sollte.

„Ben?“

„Hmm?“

„Du weißt genau was los ist oder?“

„Chris ich...“

„Warum zum Teufel sagst du mir nicht die Wahrheit Ben? Warum
nicht?“, er fing an zu weinen.

Ich ging zu ihm, nahm ihn in den Arm. Sarah musste endlich mit ihm reden.

„Chris hör zu, ich weiß, dass das alles gerade nicht einfach ist, aber
ich kann es dir einfach nicht sagen.“

„Und warum nicht? Man Ben, du bist mein bester Freund, Sarah ist
meine Schwester. Sagt mir endlich was los ist, ich geh sonst kaputt
daran.“, er weinte immer mehr, die Situation war einfach
unerträglich.

„Es tut mir so verdammt leid Chris.“, flüsterte ich schon nur noch.
Eine ganze Weile saßen wir da, ich hielt Chris im Arm und versuchte ihn irgendwie zu beruhigen, doch es wollte mir nicht so recht gelingen. Kein
Wunder, er machte sich Sorgen um Sarah, hatte absolut keine Ahnung, was
mit ihr los war und ich Idiot wollte ihm einfach nicht die Wahrheit sagen.

„Ich muss die Wahrheit wissen Ben, bitte.“, sagte er auf einmal.

„Ich weiß und du wirst sie erfahren, ganz sicher.“

„Aber wann Ben? Wann?“, jetzt sah er mich an.

„Chris ich...“

„Jetzt...“, plötzlich stand Sarah in der Tür.

Sie kam zu uns, setzte sich neben mich und lehnte sich nach hinten. Ich war
unglaublich froh darüber, dass sie jetzt da war und Chris nun endlich die
Wahrheit erfahren würde. Ich stand auf, hielt es für besser, die beiden
alleine und in Ruhe reden zu lassen.

„Wo willst du hin?“, fragte mich Sarah.

„Ich lasse euch in Ruhe reden.“

„Nein bleib!“, sie hielt meine Hand fest. „Ich möchte dich dabei
haben.“

Ich setzte mich wieder. „Ok, wie du möchtest.“

„Chris ich...“, sie stoppte, ich merkte ihr an, wie unglaublich
schwer ihr das fiel.

„Sarah, sag mir endlich was mit dir los ist. Egal was es ist, wir
werden eine Lösung finden, das verspreche ich dir.“

„Es wird keine Lösung geben Chris.“

„Was willst du damit sagen? Es gibt immer eine Lösung, immer
einen Weg. Und wir werden ihn finden, zusammen, das verspreche
ich dir.“

Sarah fing an zu lachen und gleichzeitig liefen ihr die Tränen über das
Gesicht.

„Chris, ich bin krank. Ich habe Leukämie und es besteht kaum
noch Hoffnung, dass ich es überhaupt schaffen werde.“

„Das ist nicht wahr. Das ist nicht wahr oder Ben? Sie lügt, sagt mir,
dass sie lügt.“

„Ich würde gern, aber ich kann nicht. Es ist die Wahrheit.“

„Wie lange weißt du das schon?“, fragte Chris.

„Ein halbes Jahr, circa.“

„Und dann sagst du mir das erst jetzt?“, er sprang auf, war völlig
außer sich. „Was hast du dir dabei gedacht, mir das so lange zu
verschweigen, verdammt?“

„Es tut mir leid, ich wollte keinen von euch belasten.“

„Du hast sie doch nicht mehr alle.“, er holte aus, schmiss die
Bierflaschen, die auf dem Tisch standen, auf den Boden.

Sarah zuckte zusammen, starrte Chris nur an, sagte kein Wort mehr.

„Chris komm mal wieder unter.“, ich stand auf, versuchte ihn zu
beruhigen.

„Ich soll wieder runter kommen? Meine Schwester verschweigt
mir seit einem halben Jahr, dass sie todkrank ist und ich soll wieder
runter kommen???, jetzt schrie er auch mich an. „Wie lange? Ich
meine, wie lange hast du noch Zeit?“, seine Stimme wurde wieder
ruhiger.

„Ich weiß es nicht, vielleicht ein paar Monate, ein paar Wochen,
vielleicht auch nur noch ein paar Tage. Ich weiß es wirklich nicht.“

Chris antwortete nicht, drehte sich um und rannte aus dem Raum, einen

Moment später hörten wir die Tür ins Schloss knallen. Sarah stand auf,
wollte ihm hinter her, doch ich hielt sie fest.

„Sarah lass ihn.“

„Aber ich...“

„Kein aber, lass ihn jetzt einfach. Er braucht jetzt Zeit für sich, Zeit
um das zu verarbeiten, was er gerade erfahren hat. Er wird wieder
kommen.“

„Verdammte scheiße.“, sie fing an zu weinen, ging zu Boden und
versuchte die Scherben aufzusammeln.

„Sarah nicht, ich mach das gleich. Komm, ich bring dich in dein
Zimmer.“

Ich stand auf, zog sie zu mir hoch und brachte sie rüber in ihr Bett. Sie
weinte die ganze Zeit, war total fertig. Irgendwie schaffte ich es dann doch
sie zu beruhigen, so dass sie dann auch irgendwann eingeschlafen war.
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BeitragThema: Kapitel 8   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:45

Kapitel 8

Nachdem ich die letzten Spuren von Chris Wutausbruch beseitigt hatte,
nahm ich mir eine Decke und legte mich auf die Couch. An schlafen war
allerdings noch lange nicht zu denken. Zu viele Dinge gingen mir mal
wieder durch den Kopf, doch ausnahmsweise machte ich mir heute mal
Sorgen um Chris. Ich hatte keine Ahnung wie er mit der ganzen Situation
umgehen würde, was er jetzt gerade tat. Ich versuchte ein paar mal ihn
anzurufen, aber er ging einfach nicht ran. Irgendwann muss ich dann aber
doch eingeschlafen sein, denn ich schreckte plötzlich hoch, weil jemand die
Tür zuschlug.

„Chris? Bist du das?“, ich war sofort hellwach.

„Ja, ich bin es.“

„Komm zu mir bitte.“, ich setzte mich auf.

Kurz darauf stand Chris auch schon im Raum, er sah schrecklich aus. Ich
klopfte neben mir auf die Couch, damit er sich zu mir setzt, was er dann
auch tat.

„Wie geht es dir?“, fragte ich ihn.

„Wie soll es mir schon gehen Ben?“

„Tut mir leid.“

„Nein, das muss es nicht. Es ist nur... Warum hat sie nichts gesagt?
Warum hast du nichts gesagt Ben?“

Ich schluckte. „Ich habe es selbst erst gestern erfahren, durch
Zufall, weil ich sie im Krankenhaus gesehen habe. Ansonsten hätte
sie es wahrscheinlich bis zum bitteren Ende durchgezogen.“

„Das darf doch alles nicht wahr sein. Ich meine, warum
ausgerechnet Sarah? Warum nur?“

„Ich kann es dir nicht sagen, aber ich verspreche dir, dass wir
kämpfen werden. Es wird sich ein Spender finden, da bin ich mir
sicher.“

Er sagte einen Moment lang nichts, ich konnte ihm ansehen, dass er über
irgendetwas nachdachte.

„Hast du vor dich testen zu lassen?“, fragte er mich plötzlich.

„Ja auf jeden Fall.“

„Gut, ich werde direkt morgen früh im Krankenhaus anrufen, einen
Termin machen und fragen, wie so etwas abläuft.“

„Das klingt gut, dann kannst du mich direkt mit anmelden.“

„Ja mach ich. Ich geh jetzt mal duschen und dann werde ich noch
einmal in Ruhe mit ihr reden. Glaube, ich habe gestern ziemlich
überreagiert.“

„Es ist verständlich, jeder hätte an deiner Stelle so reagiert.“

„Hast du so reagiert?“, er sah mich fragend an.

„Nein habe ich nicht, aber...“

„Was aber?“

„Das ist auch was ganz anderes.“

„Ist es das?“

„Ja, sie ist deine Schwester.“

„Und was ist sie für dich?“

Jetzt hatte er mich voll erwischt, was sollte ich dazu jetzt nur sagen.

„Ben, ich bin nicht doof.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Doch, das weißt du. Und ich weiß, dass das Ganze für dich
mindestens genauso schlimm ist wie für mich. Weil du sie liebst
Ben und das nicht als Freundin oder Schwester.“

„Ja...“, meine Stimme versagte plötzlich.

„Hey, wir schaffen das ok? Wir werden ihr helfen, sie wird das
schaffen.“, er nahm mich in den Arm.

„Ich hoffe es so sehr.“, wieder liefen mir Tränen übers Gesicht.

„Ganz bestimmt.“, wir blieben einen Moment so sitzen, bevor Chris weiter sprach. „Ich gehe jetzt kurz duschen okay?“

„Ja ist gut, ich wecke Sarah.“

„Alles klar, bis gleich.“

Chris ging aus dem Raum, ließ mich alleine zurück. Ich versuchte mich gar
nicht erst wieder auf diese negativen Gedanken einzulassen, deshalb stand
ich auf und ging zu Sarah ins Zimmer. Sie schlief noch und ich wollte sie
nicht gleich wecken. Ich setzte mich zu ihr ans Bett, strich ihr durch das
Gesicht, nahm dann ihre Hand, hielt sie einfach nur fest.

„Du musst bei mir bleiben hörst du? Du musst einfach bei mir
bleiben.“, ich fing wieder an zu weinen. „Ich brauch dich Sarah,
ich möchte nicht ohne dich sein. Ich...“, ich weinte immer mehr,
konnte mich kaum noch zusammenreißen. „Ich liebe Dich Sarah,
hörst du? Ich liebe dich mehr als alles andere, du darfst mich nicht
alleine lassen, du musst kämpfen.“

Ich legte meinen Kopf auf ihr Bett, weinte und weinte, hielt immer noch
ihre Hand. Mir war plötzlich alles zu viel, ich hatte solche Angst, Angst sie
zu verlieren, sie nie wieder bei mir zu haben. Es war einfach nur
schrecklich.

Am liebsten wäre ich nicht mehr aufgestanden, sondern einfach nur hier
liegen geblieben, bei ihr. Hätte die Welt um uns herum einfach
ausgeblendet. Warum musste alles nur so schlimm sein?

Plötzlich spürte ich ihre Hand auf meinen Kopf, ich schreckte hoch, sah sie
an und fragte mich, ob sie das was ich gerade alles sagte, mitbekommen
hatte.

„Sarah...“

„Hey Ben.“, sie lächelte mich an.

„Bist du schon lange wach?“, ich musste wissen, was sie alles
mitbekommen hatte.

„Lange genug.“

„Sorry, ich wollte nicht...“

Sie legte mir einen Finger auf den Mund. „Shhh... nicht reden.“

Sie kam zu mir hoch, sah mir tief in die Augen. Alles in meinem Körper
fing an zu kribbeln, es machte mich wahnsinnig. Dann küsste sie mich und
es war einfach wunderschön. Ganz anders als das erste mal, viel intensiver,
einfach unglaublich. Ich konnte nicht glauben, dass das hier gerade
passierte, genoss einfach den Moment und wünschte mir, dass er nie wieder
aufhörte.

Doch das tat er natürlich, denn Sarah hörte kurz auf mich zu küssen, blieb
mir trotzdem ganz nah, bewegte sich keinen Zentimeter von mir weg.

„Ben?“, flüsterte sie.

„Hmm?“

„Ich liebe dich auch.“

Ich öffnete meinen Augen, sah sie an, war überwältigt von dem, was hier
gerade passierte. Ich legte meine Hand an ihr Gesicht, streichelte ihr über
die Wange, sagte nichts.

„Ben?“

„Ja?“

„Ich weiß nicht, ob das alles so richtig ist.“, flüsterte sie.

Ich ging ein kleines Stück von ihr weg, sah sie immer noch an, fragte mich,
was sie mir damit sagen wollte.

„Wie meinst du das?“

„Weißt du noch als ich dich darum bat, dich nicht in mich zu
verlieben?“

„Ja, natürlich, wie könnte ich das vergessen.“

„Ich hab das nicht aus Spaß gesagt Ben. Ich weiß, wie verdammt
weh es tun wird, wenn ich gehen muss und ich wollte nie, dass du
leiden musst, verstehst du? Ich möchte, dass du glücklich bist und
ich weiß nicht, ob du das mit mir werden kannst.“, ihr Blick ging
plötzlich nach unten.

Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände. „Sieh mich an Sarah, bitte.“,
sie sah mir jetzt wieder in die Augen. „Du wirst nicht gehen, hörst
du? Du schaffst das, du bist stark. Und ich werde dir helfen, ich bin
für dich da. Du bist nicht allein, wir werden kämpfen, für dich, für
uns. Du wirst sehen, in ein paar Monaten lachen wir darüber, ganz
bestimmt. Das verspreche ich dir.“

Sie legte ihre Stirn an meine und nickte, nahm meine Hand und drückte sie.
Wie gerne hätte ich an all das geglaubt, was ich ihr gerade gesagt hatte,
doch ich wusste nicht wirklich, ob ich mein Versprechen einhalten konnte.
Wir saßen noch eine ganze Weile einfach so da, schwiegen, genossen
einfach nur gegenseitig unsere Nähe. Chris war es, der uns schließlich
unsanft aus dieser Situation holte, denn er stand plötzlich im Zimmer.
„Entschuldigt, ich wollte nicht stören, aber ich muss mit dir reden
Sarah.“

Sarah löste sich von mir, ließ mich aber nicht los.

„Klar, komm her.“, sagte sie.

„Allein, wenn es geht, bitte.“

„Aber ich...“, ich stoppte sie.

„Ich denke, das ist eine gute Idee. Redet in Ruhe, ich fahre kurz
nach Hause duschen und komme dann später wieder ja?“

„Ja ist gut, wenn es sein muss.“

Ich gab ihr einen Kuss. „Ich komm schnell wieder, versprochen.“

Er nickte nur, ließ mich dann los und ich stand auf. Ich sah noch kurz zu
Chris bevor ich den Rum verließ, sagte aber nichts mehr. Ich machte mich
dicht direkt auf den Weg nach Hause, ging noch ein bisschen spazieren und
versuchte, irgendwie den Kopf frei zu bekommen, leider war dies nur
schwer möglich. Ich beschloss dann irgendwann doch, nach Hause zu
gehen, da ich ja auch schnell wieder zurück zu Sarah wollte.
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Stern meines Lebens Empty
BeitragThema: Kapitell 9   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:46


Kapitel 9

Ich hatte mir fürs Erste die nächsten 2 Wochen frei genommen, um
bedingungslos für Sarah da sein zu können. Nachdem Chris und ich lange
genug auf sie eingeredet hatten, akzeptierte sie es auch endlich, dass ich sie
zu den Chemotherapien begleitete. Und auch wenn es für mich fast
unerträglich war, sie so sehr leiden zu sehen, versuchte ich für sie stark zu
sein und mir nichts anmerken zu lassen, auch wenn es mir unendlich schwer
fiel.

Chris und ich hatten den Termin im Krankenhaus wahrgenommen und uns
als Spender testen lassen, aber auch dort bekamen wir keine positive
Nachricht. Wir waren als Spender ungeeignet, keiner von uns beiden,
konnte Sarah helfen. Wir baten all unsere Freunde, Verwandten und
Bekannten, sich ebenfalls testen zu lassen, aber auch unter ihnen war
niemand dabei. Ich war verdammt verzweifelt, irgendwo musste sich doch
einfach irgendjemand finden lassen, der Sarah helfen konnte. Warum
musste nur alles so verdammt kompliziert sein.

Sarah ging es zusehends schlechter, es gab Tage, an denen konnte sie nur im Bett liegen, schlief nur. Ich konnte ihr nicht helfen und das machte mich
fertig. Ich weinte ständig, war total verzweifelt und total am Ende. Ich hätte
alles für sie getan, alles damit es ihr wieder besser geht, hätte mein eigenes
Leben für ihres gegeben, aber ich konnte einfach nichts tun.

Morgen sollte ein schöner Tag werden, Sonne und knapp 30 Grad, das
Wetter war also einfach perfekt. Und ich hoffte, dass es Sarah auch relativ
gut gehen würde, denn ich hatte beschlossen, sie einfach mal von dem
ganzen Mist abzulenken. Zumindest so gut es eben ging. Es stand kein
Termin im Krankenhaus oder bei irgendwelchen Ärzten an, uns stand also
auch der ganze Tag zur Verfügung und ich war mir sicher, dass ich sie mit
meiner Aktion, wahnsinnig glücklich machen würde.

Ich packte eine Tasche voll mit den Sachen, die wir brauchten und machte
mich schon sehr früh auf dem Weg zu ihr. Als ich ankam, schlief sie noch
und ich musste sie erst einmal wecken.

„Sarah? Aufstehen...“

Sie öffnete langsam die Augen. „Ben...“, sie lächelte mich sofort
an. „Was machst du denn schon hier?“

„Ich wollte dich überraschen.“, ich gab ihr einen Kuss. „Wie geht
es dir?“

„Ganz gut soweit, denke ich.“

„Das ist schön. Komm, ich hab eine Überraschung für dich.“

„Im Ernst? Was denn?“

„Wird nicht verraten.“, ich grinste. „Los komm, zieh dich an und
mach dich fertig, dann machen wir uns auf den Weg.“

Sie stand langsam auf und ging ins Bad. Ich packte in der Zwischenzeit
noch ein paar Sachen von ihr zusammen, natürlich so, dass sie es nicht
mitbekam und brachte diese direkt ins Auto. Kurze Zeit später waren wir
dann auch schon unterwegs. Zum Glück ging es ihr heute wirklich gut, so
dass einem schönen Tag nichts mehr im Wege stand.

„Und? Wann wirst du mir endlich verraten wo wir hinfahren?“

„Das siehst du wenn wir da sind.“, ich lächelte sie an.

„Und wann wird das sein?“

„Hmm, ich würde sagen, in knapp drei Stunden sind wir da.“

„Waaaaaaas?“, sie lachte. „Immer musst du mich quälen.“

„Natürlich, ganz genau dafür bin ich da.“, ich nahm ihre Hand,
lächelte sie wieder an. Es tat unglaublich gut sie so fröhlich zu
sehen.

Die nächsten drei Stunden vergingen relativ schnell, auch wenn Sarah mich
gefühlte einhunderttausend Mal fragte, wohin wir fahren. Eine halbe Stunde
bevor wir dann endgültig da waren, bat ich sie dann noch sich ein Tuch um
die Augen zu binden, damit sie nicht schon vorher sah, wo wir waren, was sie dann auch widerwillig tat.

Endlich angekommen, hing ich mir die Tasche um, nahm Sarah an die Hand
und lief mit ihr zusammen in Richtung meines Ziels. Ich war so gespannt
darauf, ob sie sich wirklich so sehr darüber freuen würde, wie ich es mir
erhoffte.

„Man Ben, wann sind wir endlich da? Ich platze gleich vor
Neugier.“, sie wurde immer ungeduldiger und ich musste lachen.

„Die fünf Minuten wirst du jetzt wohl noch aushalten, oder etwa
nicht?“

„Nein werde ich nicht und du bist schuld, wenn hier gleich ein
Unglück passiert.“, auch sie musste lachen.

„Ja ja ja, das Risiko gehe ich gerne ein und jetzt hör auf zu
meckern.“, ich gab ihr noch kurz einen Kuss und wir liefen weiter.

Ein paar hundert Meter waren wir dann auch schon angekommen und wir
hielten an.

„Sind wir da ja?“, sie war total ungeduldig.

„Ja sind wir, kannst es wohl kaum erwarten hmm?“

„Man Ben mach es nicht so spannend. Komm schon, zeig mir wo
wir sind.“

„Also gut.“, ich fasste an ihre Augenbinde. „Bei drei... Eins...
Zwei... Drei...“, dann zog ich sie ihr ab.

Sie stand einfach nur da, sagte eine ganze Weile gar nichts und ich wusste
erst nicht, wie ich dieses Schweigen deuten sollte.

„Gefällt es dir nicht?“, fragte ich vorsichtig.

„Machst du Witze? Das ist... WOW... Wir sind am Meer. Wir sind
wirklich am Meer.“, sie sah mich an, fiel mir dann um den Hals.

„Natürlich freu ich mich, das ist der absolute Wahnsinn.“

„Schön, dass es dir gefällt. Ich hab es so sehr gehofft.“

„Ich freu mich wahnsinnig.“, sie küsste mich. „Ich liebe dich Ben.“

„Ich liebe dich auch. Wollen wir runter zum Strand?“

„Ja unbedingt.“

Sie nahm mich an die Hand, zog mich hinter sich her, rannte los wie ein
kleines Kind, das wie verrückt darauf wartete, endlich ins Wasser zu
springen.

Wir verbrachten den ganzen Tag am Strand, gingen ins Wasser, sonnten uns,
redeten viel oder lagen einfach nur Arm in Arm da. Ich genoss Sarahs Nähe,
ihre Liebe, es tat einfach unendlich gut, bei ihr zu sein. Sie war total
unbeschwert, lachte sehr viel, redete wie ein Wasserfall, sie war endlich mal
wieder einfach nur sie selbst. Wir dachten nicht über unsere Sorgen nach,
nicht über das, was vielleicht in den nächsten Wochen passieren würde,
nicht über ihre Krankheit und vor allem nicht darüber, dass sie vielleicht
bald sterben würde. Dieser Tag tat uns beiden einfach unheimlich gut.
Mittlerweile hatten wir schon fast sechzehn Uhr und es war so langsam an
der Zeit, wieder aufzubrechen, immerhin hatten wir auch noch so einiges an
Weg wieder zurück zu legen. Doch Sarah war so gar nicht damit
einverstanden.

„Können wir nicht noch ein bisschen bleiben?“, sie sah aufs Meer.

„Ich würde gerne, aber wir müssen noch drei Stunden zurück. Der
Tag war lang genug Sarah.“

„Ja ich weiß, aber ich finde es sehr schön hier.“

„Mir geht es genauso. Wir kommen wieder, was hältst du davon?“
Sie sah zu mir. „Versprichst du mir das?“

„Ja, das verspreche ich dir.“, ich zuckte ein bisschen zusammen, hatte plötzlich Angst, dieses Versprechen nicht halten zu können.

„Gut.“, sie kam mir näher. „Weißt du, was ich jetzt am liebsten tun
würde?“, immer noch sah sie mir in die Augen.

„Hmm, ich weiß nicht?“, ich musste grinsen.

„Das hier...“, anders als ich erwartet hatte, küsste sie mich nicht,
sondern warf sich auf mich und kitzelte mich.

Ich musste lachen, konnte mich kaum wehren, das war mein wunder Punkt
und das wusste sie ganz genau. Kurz darauf sprang sie wieder auf, rannte
weg und ich ihr hinterher.

„Warte, das kriegst du wieder.“, ich lachte immer noch.

„Erstmal musst du mich kriiiiiiiiiiiiiiegen.“, auch sie lachte.

„Nichts leichter als das.“, und so war es auch.

Ich war schon kurze Zeit später bei ihr, griff von hinten um sie und zog sie
zu Boden. Ich rächte mich, kitzelte sie und wir lachten gemeinsam. Doch
kurze Zeit später wurde sie plötzlich ruhiger, sackte in sich zusammen und
ich bekam es auf einmal mit der Angst zu tun.

„Sarah? Hey... Sarah? Was ist los? Sag doch was bitte.“

Ich zog sie zu mir hoch, sah sie an, sie hielt sich die Hand vors Gesicht, sie
hatte wieder Nasenbluten.

„Es tut mir leid Ben.“, flüsterte sie.

„Rede nicht so einen Schwachsinn. Komm, wir müssen nach
Hause.“

Ich nahm sie in den Arm und wir gingen zurück zu unseren Handtüchern.
Schnell packte ich alle Sachen in die Tasche und wir machten uns sofort auf
dem Weg zurück zum Auto. Ich machte mir schwere Vorwürfe, vielleicht
hätte ich ihr diesen Tag nicht zumuten sollen, vielleicht war doch alles viel
zu anstrengend für sie gewesen.

Wir fuhren zurück und je länger wir unterwegs waren, umso schlechter ging
es ihr. Sie war noch blasser, als sie es sonst eh schon war, zitterte am ganzen Körper. Ich nahm ihre Hand, wollte sie beruhigen, ihr zeigen, dass ich da war, doch dann kam der nächste Schock, sie hatte hohes Fieber.

„Ich fahre hier jetzt ab und bringe dich in ein Krankenhaus.“

„Nein Ben, bitte nicht. Ich will nicht ins Krankenhaus. Bring mich
nach Hause und dann ruf meinen Arzt an, der wird wissen, was zu
tun ist.“

„Aber Sarah ich...“

„Kein aber... Bitte Ben, ich schaffe das.“

„Ich habe solche Angst...“

„Musst du nicht haben, fahr nach Hause Ben. Alles wird gut.“

Ich sagte nichts mehr, versuchte mich nur noch auf die Straße zu
konzentrieren, was mir allerdings nur schwer gelang. Sarah schloss
irgendwann die Augen und ich hoffte, dass sie wenigstens ein bisschen
schlafen konnte. Die ganze Zeit hielt ich ihre Hand, ließ sie nicht ein
einziges Mal los.

Zuhause angekommen, half ich ihr aus dem Auto, brachte sie nach oben. Sie
konnte sich kaum auf den Beinen halten, war nur noch ein Häufchen Elend.

„Chris? Bist du da? Ruf Sarahs Arzt an, schnell!“, rief ich in die Wohnung, als ich dabei war Sarah in ihr Bett zu legen.

Chris kam sofort angerannt. „Was ist passiert? Wo zum Teufel
ward ihr?“

„Erkläre ich dir später, jetzt ruf endlich den Arzt an, verdammt!“

Chris ging raus und rief den Arzt an, ich setzte mich zu Sarah ans Bett, hielt
wieder ihre Hand und fing an zu weinen. Wieder machte ich mir Vorwürfe,
machte mich für das verantwortlich, was gerade los war. Ich hätte den Tag
am liebsten rückgängig gemacht, dann würde es ihr jetzt wenigstens nicht
so schlecht gehen. Kurze Zeit später kam Chris auch schon zurück ins
Zimmer.

„Was ist passiert Ben?“

„Nicht jetzt, ich erkläre dir das gleich. Lass uns warten bis der Arzt
da ist.“

„Gut, ich warte so lange draußen.“

„Ja...“

Chris verließ das Zimmer und ich blickte wieder zu Sarah. Sie schlief tief
und fest, was im Moment wahrscheinlich auch das Beste war.

„Es tut mir so leid Sarah, ich hab das nicht gewollt.“, flüsterte ich
kaum hörbar und immer noch weinend.

Plötzlich drückte sie meine Hand, ich hatte gar nicht
mitbekommen, dass sie schon wieder wach war. „Ben... Hör auf zu
weinen bitte.“

„Ich kann nicht.“, ich küsste ihre Hand. „Das ist alles meine
Schuld.“

„Hey nicht... Nichts ist deine Schuld, hörst du? Das war der
schönste Tag, den ich seit Ewigkeiten erlebt habe und ich danke dir
so sehr dafür.“

„Aber wenn ich nicht diese dumme Idee gehabt hätte, dann würde
es dir jetzt nicht so schlecht gehen.“

Sie legte mir einen Finger auf die Lippen, lächelte mich an. „Mir
ging es heute so gut wie schon lange nicht mehr. Zum ersten Mal
seit Wochen, brauchte ich einen ganzen Tag lang nicht an diese
scheiß Krankheit denken. Ich war unendlich glücklich, glücklich
mit dir. Es war absolut keine dumme Idee, es war das Schönste,
was je ein Mensch für mich getan hat Ben.“

Jetzt fing ich noch mehr an zu weinen, brach zusammen, ich konnte einfach
nicht mehr.

„Ich liebe dich so sehr Sarah... So sehr...“

„Ich weiß... Und ich bin dir so verdammt dankbar für diese Liebe.
Dankbar dafür, dass ich diese Liebe und all das, was du mir gibst,
noch erleben darf.“, sie strich mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ich
liebe dich auch und ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich
dich liebe.“

Wir sahen uns in die Augen und ich war wieder hin und her gerissen von
meinen Gefühlen, die auf der einen Seite unendlich glücklich waren, einen
Menschen wie Sarah gefunden zu haben. Und auf der anderen Seite
zerbrachen sie fast daran, diesen geliebten Menschen vielleicht bald für
immer wieder zu verlieren.

„Ben? Der Arzt ist da.“, Chris stand plötzlich in der Tür.

„Ist gut, ich komme.“, ich stand auf und wollte gehen, doch Sarah
hielt mich zurück.

„Du kommst wieder oder?“, sie sah mich bittend an.

„Natürlich, bin gleich wieder bei dir.“, ich küsste sie und ging dann

Chris hinterher ins Wohnzimmer.

„So und jetzt mal Klartext hier. Was ist passiert? Wo zum Teufel
ward ihr den ganzen Tag?“, er war sauer, das war klar.

„Ich war mit ihr in Holland, am Meer.“

„Du warst bitte WAS?“, er war sofort auf hundertachzig.

„Ja ich weiß, war wohl keine so gute Idee.“

„Bist du eigentlich noch zu retten? Geht es ihr nicht schon schlecht
genug? Musst du so etwas dann auch noch herausfordern? Du hast
sie doch nicht mehr alle, ich könnte ausrasten, wenn ich so eine Scheiße höre.“

„Glaubst du wirklich, das war meine Absicht?“, jetzt schrie ich
zurück. „Ich wollte sie ablenken, ich wollte ihr einfach nur einen
Tag schenken, an dem sie nicht an ihre Krankheit denken muss. An
dem sie nicht daran denken muss, dass sie vielleicht Morgen schon
sterben könnte. Ich wollte ihr etwas Gutes tun. Ich wollte doch
einfach nur, dass es ihr gut geht, verdammt.“, beim letzten Satz
wurde meine Stimme wieder leiser, ich merkte, wie mir wieder die
Tränen in die Augen stiegen und versuchte vergeblich dagegen
anzukämpfen. „Es hat ihr gut getan, sie war schon lange nicht mehr
so glücklich Chris. Und trotzdem mache ich mir große Vorwürfe
ok? Ich wollte nicht, dass es ihr jetzt so schlecht geht. Das wollte
ich einfach nicht.“

Chris drehte sich um und ging in Richtung Tür, ich sah ihm hinterher,
wusste nicht wirklich, was er jetzt vor hatte. Er blieb vor der Tür stehen,
schlug mit voller Wucht mit der Faust gegen den Türrahmen. Ich zuckte
zusammen, rechnete in diesem Moment mit allem, sogar damit, dass er jetzt
vielleicht auch auf mich los gehen würde. Doch das tat er nicht, er brach
weinend zusammen, kniete auf dem Boden, hielt sich mit einer Hand am
Türrahmen fest.

„Es tut mir leid Ben, es tut mir so leid.“

„Das muss es nicht, ich hätte an deiner Stelle nicht anders
reagiert.“

„Ich weiß doch, dass du nur willst, dass es ihr gut geht. Das will
ich doch auch. Aber ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht
mehr. Diese Ungewissheit macht mich fertig, die Zeit läuft uns
davon und wir können nichts tun außer warten, warten und
nochmal warten.“

Ich ging zu ihm, nahm ihn in den Arm.

„Ich weiß Chris, aber uns bleibt nichts anderes übrig. Wir können
nichts tun.“

„Ich will aber nicht mehr warten. Sie darf nicht sterben... Sie darf
einfach nicht sterben.“

„Das wird sie nicht, das wird sie nicht Chris.“, ich flüsterte nur
noch.

Kurz darauf ging Sarahs Zimmertür auf und der Arzt kam heraus. Chris und
ich standen gleichzeitig auf, gingen zu ihm. Hoffentlich ging es Sarah gut.

„Wie geht es ihr?“, fragte ihn Chris.

„Ich habe ihr Medikamente gegen das Fieber und die Schmerzen
gegeben. Wir müssen die Nacht abwarten, aber sie ist eine
Kämpferin, sie wird das schaffen.“

„Können wir irgendetwas tun?“, fragte ich dann.

„Das Beste wäre, sie würde ins Krankenhaus gehen, aber das
möchte sie nicht. Kümmern sie sich um sie und lassen sie sie nicht
alleine. Das wichtigste ist, dass sie jetzt ihre Familie und Freunde
um sich hat, die ihr Kraft geben.“

„Danke, dass sie so schnell hier waren.“

Er nickte nur und verließ dann die Wohnung. Ich hoffte wirklich, dass Chris
und ich ihr die Kraft geben konnten, die sie jetzt so dringend brauchte,
obwohl wir sie eigentlich selber bitter nötig hatten...
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BeitragThema: Kapitel 10   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:47


Kapitel 10

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Sarah noch tief und fest. Ich
hatte mich am letzten Abend zu ihr gelegt, wollte sie einfach nicht alleine
lassen. Und das würde ich auch nicht mehr tun, ich beschloss nur noch für
sie da zu sein, so lange es eben möglich war. Ich musste mir so langsam
eingestehen, dass uns vielleicht nicht mehr viel Zeit blieb und ich wollte
diese Zeit nicht unnötig verschenken.

Ich stand langsam auf, damit ich sie nicht weckte, nahm mir mein Handy
und ging kurz raus in den Flur. Kurze Zeit später hatte ich auch schon
meinen Chef am Telefon, der nicht besonders begeistert darüber war, dass
ich fürs erste nicht mehr zur Arbeit erscheinen würde, es aber auch verstand,
als ich ihm die Situation erklärte.

Ich ging zurück in Sarahs Zimmer, schloss die Tür leise hinter mir, doch sie
war in der Zwischenzeit schon aufgewacht.

„Ben?“

„Hey, du bist ja schon wach. Schlaf doch noch ein bisschen.“

„Ich kann nicht, wo warst du?“

„Ich hab kurz telefoniert. Wie geht es dir?“, ich setzte mich neben
sie aufs Bett.

„Ganz okay. Mit wem hast du gesprochen?“

„Das ist doch unwichtig.“

„Sag schon, bitte.“

„Mit der Arbeit, ich hab...“, ich stoppte. Ich wusste nicht so recht,
ob ich ihr die Gründe für mein Telefonat wirklich nennen sollte.

„Du hast was? Jetzt sag endlich.“

„Ich habe gekündigt.“

„Was? Aber warum?“, sie sah mich entsetzt an.

„Damit ich bedingungslos für dich da sein kann, Sarah. Ich möchte
dich nicht mehr alleine lassen, ich möchte für dich da sein, immer.“

„Das hättest du nicht machen müssen, das habe ich nicht gewollt.“

„Ja das weiß ich, ich möchte es aber so, ok?“

„Okay.“, sie küsste mich. „Legst du dich wieder zu mir?“

„Ja sicher.“, ich legte mich neben sie, sah sie an. „Was macht denn
das Fieber?“, ich legte meine Hand an ihre Stirn.

„Ich glaube, es ist runter gegangen.“

„Ja, das ist es. Das ist gut. Und wie fühlst du dich sonst?“

„Ganz okay eigentlich.“

Sie drehte den Kopf zur Seite, sah aus dem Fenster und nahm meine Hand.
Ich schob meine Finger zwischen ihre, hielt sie ganz fest und zog sie an
mich. Dann schloss ich meine Augen, genoss die Nähe zu Sarah, genoss es,
jetzt und hier, einfach nur bei ihr zu sein und neben ihr zu liegen. Es war
immer wieder etwas besonderes zwischen uns, denn auch wenn wir nicht
redeten und einfach nur beieinander waren, hatte ich nicht das Gefühl, dass
wir uns nichts mehr zu sagen hatten, sondern auch diese Stille, war einfach
unendlich angenehm.

Ich lag eine ganze Weile einfach nur so da, dachte über nichts großartig
nach, fühlte mich verdammt wohl und schreckte erst wieder hoch, als ich
merkte, dass Sarah anfing zu zittern. Ich öffnete die Augen, sah sie
erschrocken an, Tränen liefen ihr über das Gesicht und ich fragte mich, was
plötzlich los war.

„Hey... Sarah... Was ist los?“, ich setzte mich ein bisschen auf und
sah sie an.

„Ich weiß auch nicht.“, flüsterte sie. „Es ist nur...“

„Was? Erzähl es mir.“, ich strich ihr die Tränen aus dem Gesicht.
„Ich habe gerade so darüber nach gedacht, was ich noch gerne alles
machen würde.“

„Magst es mir erzählen?“

Sie nickte, drückte meine Hand fest. „Das ist eine ganze Menge.“,
jetzt lachte sie ein wenig.

„Dann los, wir haben den ganzen Tag Zeit.“, ich grinste sie an.

„Okay, also, ich wollte immer schon mal Fliegen.“

„Du bist noch nie geflogen?“

„Nein.“, jetzt lachte sie noch mehr. „Irgendwie hatte ich immer
Angst davor, keine Ahnung warum, aber letztes Jahr hatte ich mir
das fest vorgenommen, ich wollte unbedingt mal auf die
Malediven.“

„Das klingt doch sehr schön und weiter?“

„Ich wollte mir einen Hund kaufen, Bungee Jumping machen, mit
Delfinen schwimmen, mit meinen Mädels als Vorband bei
irgendeiner super bekannten Band spielen, ein Haus bauen. Das
sind nur wenige Beispiele, aber meinen größten Wunsch, den hast
du mir ja bereits erfüllt.“, sie sah mir in die Augen.

„Ans Meer fahren?“, ich lächelte sie an.

„Nein du Nuss.“, sie kniff mir in die Seite.

„Autsch, heyy...“, ich lachte. „Was denn dann?“

„Ich hab meine große Liebe gefunden.“, sie sah mich immer noch
an und hatte wieder Tränen in den Augen.

„Hey, nicht weinen, das ist doch wunderschön.“, ich küsste sie.

„Ja schon, aber...“

„Was aber?“

„Ich bin froh, dass ich wenigstens diese Sache, die schönste von
allen, noch erleben darf.“

„Sarah...“, ich küsste sie erneut. „Alles davon ist realisierbar.“

„Nicht mehr für mich.“

„Shhh...“, ich legte ihr meinen Finger auf die Lippen, doch sie zog
ihn weg.

„Nicht, wir brauchen uns das doch nicht schön reden. Ich werde
nicht einmal mehr Weihnachten miterleben. Und dabei wollte ich...“, sie stoppte.

„Was wolltest du?“

„Ich liebe Weihnachten, den Schnee, die Lichter, die Musik. Die
Weihnachtsmärkte, den Geruch von gebrannten Mandeln.
Heiligabend um den Tannenbaum sitzen und in die Gesichter
gucken, wenn alle ihre Geschenke auspacken. Sich darüber freuen,
wenn man weiß, man hat genau das Richtige geschenkt. Und man
selbst gar keine Geschenke mehr braucht, weil einem genau das
reicht, um glücklich zu sein.“

Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, sah ihr tief in die Augen.

„Ich verspreche dir, dass wir beide dieses Jahr zusammen
Weihnachten feiern werden. Das verspreche ich dir hoch und
heilig.“

„Versprich bitte nichts, was du nicht halten kannst Ben“, sie
flüsterte nur noch.

„Ich verspreche es dir, weil ich weiß, dass ich es halten kann,
wirklich. Wir beide erleben Weihnachten dieses Jahr zusammen,
ok?“

„Okay...“

Ich gab ihr wieder einen Kuss. „Gibt es irgendetwas, was du dir
wünscht? Was du schon immer mal haben wolltest?“

„Ja, das gibt es in der Tat, aber das sag ich dir nicht.“, sie lächelte
ein wenig.

„Warum nicht? Peinlich?“, ich grinste.

„Ein wenig.“, auch sie grinste mich an.

„Los, sag es mir. Vertrau mir.“

„Du bist ganz schön gemein heute.“, sie schubste mich leicht nach
hinten.

„Heute?“, ich lachte. „Komm schon, so schlimm kann es ja nicht
sein.“

„Also gut, aber wehe du lachst.“, sie versuchte böse zu gucken und
ich musste noch mehr lachen. „Man Ben du nimmst mich nicht
ernst.“

„Doch tu ich, jetzt sagt schon.“

„Ich habe mir als Kind immer schon einen Stern gewünscht.“

„Einen Stern?“

„Ja du weißt schon, Sterntaufe und so. Kitschig oder?“

„Ja ein bisschen, aber auch verdammt süß. Genauso wie du.“, ich
lächelte sie an, zog sie dann zu mir und küsste sie.

Ich war froh über dieses Gespräch, froh darüber, dass Sarah sich mir
gegenüber so geöffnet hatte, dass sie mir so sehr vertraute. Wir waren uns so unglaublich nah und es hätte eigentlich alles perfekt sein können...

Wir blieben noch eine ganze Weile liegen, kuschelten, redeten, bis dann
Chris plötzlich im Raum stand.

„Guten Morgen ihr zwei.“

„Guten Morgen Chris“, sagten wir wie aus einem Mund und
mussten lachen.

„Ben, deine Mutter hat gerade angerufen. Ob du nicht vielleicht
kurz vorbei kommen kannst, sie möchte irgendetwas mit dir
besprechen.“

„Und das geht nicht am Telefon?“

„Wohl nicht.“

„Aber ich wollte Sarah gleich zum Arzt begleiten. Wartet, ich
regele das eben.“

Ich stand auf, wollte meine Mutter anrufen, doch Sarah hielt mich zurück.

„Ben warte.“

„Was denn?“, ich sah sie fragend an.

„Du kannst nicht immer alles und jedem wegen mir absagen. Es ist
deine Familie. Fahr hin und schau was sie möchte, es wird ja nicht
ewig dauern. Und zum Arzt kann Chris mich auch fahren. Oder

Chris?“, sie sah ihn an.

„Ja natürlich fahr ich dich.“

„Aber ich...“, sagte ich.

„Kein aber Ben. Fahr zu deiner Mutter, sie braucht dich auch.“

„Ist gut, ich beeile mich ja? Vielleicht bin ich pünktlich wieder
zurück.“

„Keine Hektik, ich lauf ja nicht weg.“, sie küsste mich. „Bis später.“

„Ja bis später.“

Ich machte mich fertig und dann sofort auf den Weg zu meinen Eltern. Was
konnte nur so wichtig sein, dass es nicht am Telefon zu besprechen war?
War bestimmt nur wieder irgendein Mist. Dabei wäre ich viel lieber bei
Sarah geblieben und hätte ihr irgendwie Kraft gegeben. Ich konnte nur
hoffen, vielleicht doch rechtzeitig wieder zurück zu sein.

Als ich bei meinen Eltern ankam, stand meine Mutter bereits in der Tür,
dabei hatte ich ihr nicht einmal Bescheid gesagt, dass ich schon unterwegs
war. Das war wieder typisch für sie.

„Da bist du ja endlich.“, sagte sie, anstatt mich erst einmal zu
begrüßen.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen Mum.“

„Tut mir leid, wie geht es dir?“

„Geht so. Was gibt es denn so dringendes?“

„Jetzt komm doch erst einmal rein. Ich habe uns Kaffee gemacht.“

„Mum ich wollte mich eigentlich nicht so lange aufhalten, ich
muss wieder zurück.“

„Du hast kaum noch Zeit für mich.“, sagte sie vorwurfsvoll und sie
hatte ja auch recht.

„Mum bitte, warum sollte ich kommen?“

„Ja, also pass auf. Ich werde mit deinem Vater nächste Woche in
Kur fahren. Nach dem ganzen Mist, hat er das auch echt verdient.“

„Ja das ist sehr schön und welche Rolle spiele ich jetzt dabei?“

„Du musst dich um das Haus kümmern solange, Blumen gießen, die Katze füttern. Solche Sachen.“

„Und um mir das zu sagen musstest du mich hier her bestellen? Das ging jetzt nicht am Telefon?“, ich wurde sauer.

„Ich kriege dich doch sonst nicht zu Gesicht. Irgendwie muss ich
dich doch mal hier her bekommen. Du bist doch nur noch
unterwegs.“, wieder machte sie mir Vorwürfe.

Jetzt war ich richtig sauer, sie hatte keine Ahnung von dem, was in den
letzten Monaten los war und jetzt musste ich mir Vorwürfe machen lassen,
weil ich nicht regelmäßig zum Kaffee trinken kam.

„Hör verdammt noch mal auf mir Vorwürfe zu machen, du hast
keine Ahnung, was im Moment in meinem Leben los ist und wie es
mir geht. Ich hab genug Sorgen und keine Lust und Zeit mit dir
hier Kaffekränzchen zu halten.“, ich schrie sie schon an, was ich
im nächsten Moment aber auch schon wieder bereute.

„Woher soll ich wissen was mit dir los ist Ben, wenn du nicht mehr
kommst? Nicht mehr mit mir redest? Also mach DU mir jetzt auch
keinen Vorwurf daraus, dass ich meinen Sohn sehen wollte.“

„Es tut mir leid Mum.“, flüsterte ich und fing an zu weinen.
Sie kam zu mir, nahm mich in den Arm und tröstete mich. Dann brach alles
aus mir heraus und ich erzählte ihr alles. Sie hörte mir zu, lies mich einfach
nur reden und war für mich da. Es tat verdammt gut, auch einfach mal mit
jemandem zu sprechen, der nicht direkt betroffen war.
Allerdings erschrak ich, als ich eine Zeit lang später auf die Uhr schaute und
feststellte, dass ich schon seit fast drei Stunden hier war.

„Scheiße, ich muss zurück.“

„Was ist denn los?“

„Ich bin schon viel zu lange hier Mum. Ich muss zurück zu Sarah.“

„Ok mach das.“, sie gab mir einen Kuss auf die Wange. „Und wenn
irgendetwas ist, du kannst jederzeit zu mir kommen, das weißt du.“

„Danke Mum, ich melde mich.“

„Alles klar, machs gut Ben.“

Ich machte mich sofort auf den Weg zu meinem Auto, fuhr direkt zu Sarah
nach Hause. Ich war schon viel zu lange weg, wollte eigentlich schon längst
wieder zurück sein.

Chris öffnete mir die Tür, als ich nach 20 Minuten endlich wieder bei ihnen
ankam.

„Hey Ben.“

„Hey, sorry hat länger gedauert.“

„Kein Problem, ich war ja da.“

„Was sagt der Arzt?“

„Ich weiß es nicht.“, erst jetzt merkte ich, dass er ziemlich
niedergeschlagen war.

„Wie du weißt es nicht? Was ist denn passiert?“

„Sarah hat mich nicht mit reingelassen und auf dem Rückweg hat
sie kein Wort gesagt, war total in sich gekehrt. Ich habe keine
Ahnung was los ist.“

„Ok, ich geh zu ihr, oder schläft sie?“

„Ich weiß es nicht, aber es macht ihr sicher nichts, wenn du sie
weckst hmm?“, er lächelte mich an und ging ins Wohnzimmer.

Ich ging direkt in Sarahs Zimmer, schloss die Tür hinter mir und schaute auf
ihr Bett, allerdings lag sie nicht wie erwartet darin. Ich war im ersten
Moment etwas verwirrt, dachte mir dann aber, ok, vielleicht ist sie nur kurz im Bad. Ich ging wieder aus ihrem Zimmer raus, direkt zum Bad um nach
zu schauen, ob sie da war. Aber auch dort war sie nicht.

„Chris? Wo ist Sarah?“

„In ihrem Zimmer, das sagte ich doch.“, er kam zu mir.

„Nein, da ist sie eben nicht und auch sonst scheint sie nirgendwo
zu sein.“, so langsam bekam ich Panik.

„Aber wo soll sie schon sein? Ich war doch die ganze Zeit hier.“

„Ich habe keine Ahnung. Sarah?“, rief ich durch die ganze
Wohnung, aber es kam nichts zurück. „Sie ist nicht hier Chris.“

„Ja, aber ich verstehe das nicht. Wo soll sie schon hingehen, sie
kann doch eh nichts machen, dafür ist sie viel zu schwach.“

„Nein, außer vielleicht...“, plötzlich kamen mir die Bilder von
damals wieder in den Kopf, als ich sie auf der Brücke sah und sie
sich das Leben nehmen wollte. „Scheiße Chris, ich glaube ich weiß
wo sie ist.“, ich rannte direkt Richtung Tür.

„Warte ich komm mit.“, rief Chris mir hinterher.

„Nein du bleibst hier. Falls sie doch zurück kommen sollte, damit
jemand hier ist.“

„Ist gut, aber kannst du mir vielleicht sagen was du denkst?“

„Jetzt nicht, dafür ist keine Zeit mehr.“, ich knallte die Tür hinter
mir zu.

Ich hatte die böse Vermutung, dass Sarah ihr Vorhaben von damals genau
jetzt wahr machen wollte. Vielleicht war sie mittlerweile wirklich so
verzweifelt gewesen, dass sie sich jetzt endgültig das Leben nehmen wollte.
Ich fuhr zu der Brücke, wo sie es schon damals versucht hatte. War hin und
her gerissen zwischen der Angst, dass ich eventuell schon zu spät sein
könnte und der Hoffnung, dass alles nur ein riesiges Missverständnis war.

Als ich anhielt, sah ich sie auch schon. Sie stand vor dem Geländer, nicht so
wie damals dahinter, schaute nach unten. Ich bekam immer mehr Panik,
auch wenn ich froh war, dass sie noch lebte. Ich stieg aus, rannte direkt zu
ihr, hatte immer noch verdammte Angst.

„Sarah bitte nicht.“, rief ich ihr zu und sie drehte sich um.

„Ben...“

Ich zog sie fest an mich, hielt sie einfach nur nah bei mir und sie stand
einfach nur da, bewegte sich nicht, war total anteilnahmslos. Ich war total
außer Atem, fing an zu weinen, konnte absolut nicht mehr.

„Ich bin so froh, dass du noch lebst. Du hast mir einen solchen
Schrecken eingejagt. Mach das bitte nie, nie wieder, hörst du?“, ich
weinte immer mehr.

„Ben...“, sie vergrub ihr Gesicht an meinem Hals, umarmte mich
auch endlich. „Es tut mir so leid.“, flüsterte sie.

„Schon gut.“, mehr sagte ich nicht, war einfach nur froh, sie wieder
bei mir zu haben.

Wir bleiben eine ganze Weile so stehen, doch irgendwann musste ich
einfach wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig gelegen hatte.

„Sarah?“

„Hmm?“

„Wolltest du? Ich meine...“, ich zog sie ein Stück von mir weg, sah
ihr in die Augen.

Sie nickte. „Ja, ich wollte mich umbringen, aber ich konnte nicht.
Ich konnte einfach nicht. Vielleicht hätte ich woanders hingehen
sollen, denn hier, ausgerechnet hier, das habe ich nicht fertig
gebracht.“

„Ich kann dir nicht sagen, wie froh ich darüber bin.“, ich küsste sie.

„Du musst bei mir bleiben Sarah... Du musst bei mir bleiben.“

Ich nahm sie wieder in den Arm, hätte sie am liebsten nie wieder los
gelassen. Doch dann fragte ich mich, was sie damit meinte, als sie sagte
„ausgerechnet hier“. Ich zog sie wieder von mir weg, sah sie wieder an.

„Was meinst du mit„ausgerechnet hier“?“

Sie lächelte ein wenig. „Naja, hier hab ich dich zum ersten Mal
getroffen, ohne zu wissen wer du bist und hier hab ich...“, sie
stoppte.

„Hier hast du was?“

„Hier hab ich mich in dich verliebt Ben.“

„Was?“, ich musste ein wenig lachen.

„Ja, als du auch über das Geländer klettern wolltest, als du mich
angesehen hast, deine Augen... Da war es voll und ganz um mich
geschehen.“

„Wow...“, mehr bekam ich nicht heraus. Das war einfach nur
wahnsinnig schön.

„Ich habe dir mein Leben zu verdanken Ben und das nicht nur
einmal.“

Ich küsste sie und mir wurde wieder einmal mehr klar, wie sehr ich diesen
wundervollen Menschen liebte.

„Sarah?“

„Ja?“

„Was ist beim Arzt passiert?“

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ich bin nicht doof und ich weiß, dass du nicht ohne Grund vor
hattest, also... Du weißt was ich meine. Also was ist passiert? Was
hat er gesagt?“

„Mein Zustand hat sich dramatisch verschlechtert Ben. Ich muss
ins Krankenhaus, ich brauche andere Medikamente. Sie müssen
mich beobachten und das alles, ansonsten...“

„Ansonsten was?“

„Kann es morgen vielleicht schon vorbei sein.“

Sie sah mich an und ich wusste einfach nicht, was ich darauf sagen sollte.
Die Zeit ging zu Ende, es fand sich einfach kein passender Spender und das
bedeutete, dass Sarah sterben musste. Dass sie bald nicht mehr da war, nicht mehr bei mir war. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, was sie gerade durch machte, wie sie sich fühlte. Ich wusste nur, dass ich den Gedanken nicht mehr ertragen konnte und ich wusste nicht, wie ich ohne sie weiter leben sollte.

Ich nahm sie in den Arm, lief mit ihr zum Auto und wir fuhren zurück nach
Hause. Die ganze Fahrt über sprachen wir kein Wort, ich hielt einfach nur
ihre Hand und dachte darüber nach, wie das jetzt alles nur weiter gehen
sollte...
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BeitragThema: Kapitel 11   Stern meines Lebens EmptyFr Okt 18 2013, 08:48

Kapitel 11

Zwei Wochen waren vergangen, seit Sarahs zweiten Selbstmordversuch und
seitdem, lag sie auch im Krankenhaus. Wir hatten Chris weder von dem
einen, noch von dem anderen Versuch erzählt, damit wir ihn nicht noch
mehr mit der ganzen Geschichte belasten mussten, es ging ihm so schon
dreckig genug.

Sarah ging es von Tag zu Tag schlechter, sie war total abgemagert, noch
schlimmer als vorher, schlief sehr viel und war teilweise kaum mehr
wirklich ansprechbar. Auch mir ging es nicht gut, all das zehrte so sehr an
mir und ich hatte kaum noch die Kraft, das alles durchzustehen.

Am heutigen Tag ging es Sarah zu unser aller Überraschung sogar ganz gut
und ich beschloss, sie heute zu überraschen und zwar mit dem Versprechen,
was ich ihr vor ein paar Wochen gegeben hatte: Ich wollte heute mit ihr
Weihnachten feiern.

Natürlich musste ich das ganze vorher mit dem Arzt absprechen, nicht, dass
es da hinterher irgendwelche Probleme geben würde. Doch er war
einverstanden, fand die Idee, Sarah abzulenken, sogar total super. Jetzt
musste ich nur noch Sarah verständlich machen, warum ich kurz für ein
oder zwei Stunden verschwinden würde.

„Sarah?“

„Ben?“

„Ich bin mal kurz weg ja?“

„Wo willst du denn hin?“

„Ich muss kurz was besorgen, aber ich beeile mich, versprochen.“

„Muss das heute sein? Ich möchte nicht allein sein, bitte.“

„Sarah...“, ich gab ihr einen Kuss. „Es ist wichtig, wirklich. Aber
ich bin schnell wieder da, ok?“

„Hmm, ok.“, ich konnte ihr ansehen, wie traurig sie war und ließ
sie auch nur ungern zurück.

Ich küsste sie. „Bis gleich, ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch.“

Ich machte mich sofort auf den Weg, besorgte alles, was ich so brauchte.
Eine Lichterkette und Christbaumkugeln hatte ich noch zuhause und im
Wäldchen nebenan, besorgte ich mir dann noch einen kleinen Tannenbaum.
Ich fuhr mit dem Baum nach hause, schmückte ihn und holte noch schnell
das Geschenk, welches ich ihr schon vor ein paar Tagen besorgt hatte.
Auf dem Weg zum Krankenhaus und auch dort wurde ich natürlich ständig
dumm angeguckt und belächelt. Aber wen wundert es, wer läuft schon
mitten im Juli mit einem geschmückten Weihnachtsbaum durch die
Gegend? Allerdings war mir so ziemlich egal, was die Leute dachten, denn
ich wusste, dass ich Sarah gleich zum glücklichsten Menschen der Welt
machen würde und das war mir das Wichtigste.

Bevor ich zu Sarah ins Zimmer ging, stellte ich den Baum und das
Geschenk vor der Tür ab, erst einmal musste ich etwas anderes tun.

„Hey, da bist du ja wieder.“, sie lächelte mich an.

„Ja, entschuldige, hat etwas länger gedauert.“, ich küsste sie.

„Macht nichts, jetzt bist du ja da. Was hast du denn besorgt?“

„Das zeige ich dir gleich, aber erst einmal...“, ich holte die

Augenbinde heraus, die sie schon damals auf dem Weg nach
Holland trug.

„Oje, du bringst mich jetzt aber nicht ans Meer oder?“, sie lachte.

„Nein, nicht ganz, aber ich bin mir sicher, das wird dir auch
gefallen.“

Ich ging zu ihr, legte ihr die Augenbinde um und gab ihr noch einen Kuss.

„So, aber nicht schummeln, ok?“

„Nein, versprochen.“, sie grinste vor sich hin.

Ich ging wieder vor die Tür, holte den Baum und stellte ihn direkt vors
Fenster. Ich dunkelte das Zimmer ein bisschen ab und steckte die
Lichterkette in die Steckdose, es sah verdammt schön aus.

„Was zum Teufel tust du da Ben?“

„Bin gleich fertig, einen Moment noch.“

„Du weißt genau, wie ungeduldig ich bin.“, sie lachte wieder ein
wenig.

„Ja das weiß ich, du bist schlimmer wie ein kleines Kind.“, auch ich musste lachen.

„Genau und deshalb liebst du mich.“

Ich setzte mich zu ihm aufs Bett, küsste sie erneut. „Nicht nur
deswegen. Bist du bereit?“

„Ja und wie.“

„Gut, dann wieder bei drei ja? Eins... Zwei... Drei...“

Ich zog ihr die Augenbinde ab und sah sie an, sah ihre großen Augen, wie
sie strahlten und wie sehr sie sich freute.

„Du bist doch verrückt.“, sagte sie.

„Gefällt es dir?“

„Es ist wahnsinnig schön Ben, danke.“

„Ich hatte es versprochen, weißt du noch?“

Sie nickte. „Das ist... Ohne Worte, ich bin wirklich sprachlos.“

„Ich habe auch noch ein Geschenk für dich.“

„Ein Geschenk?“, sie sah mich fragend an.

„Na klar, Geschenke gehören doch zu Weihnachten dazu, oder
nicht?, ich lächelte sie an, ihr Gesicht sprach Bände.

„Ja schon, aber ich habe nichts für dich und vor allem, du hast
schon so viel für mich getan Ben. Das alles hier ist schon
Geschenk genug.“

Ich sagte nichts weiter dazu, holte das Geschenk, welches ich unter den
Tannenbaum gelegt hatte und setzte mich wieder zu ihr aufs Bett. Dann
hielt ich ihr den Umschlag hin.

„Frohe Weihnachten Sarah.“

„Was ist das?“, sie sah mich an.

„Mach es auf, dann siehst du es.“

Sie öffnete den Umschlag, zog das Papier heraus und sah es sich an. Dann
blickte sie zu mir, hatte Tränen in den Augen.

„Einen Stern? Du hast mir einen Stern gekauft?“

„Schau mal.“, ich schob ein weiteres Blatt unter dem anderen
hervor. „Eigentlich sind es zwei.“

Sie sah mich an, schaute dann immer wieder auf die beiden Blätter, konnte
es wohl einfach nicht glauben.

„Ich habe ihnen unsere Namen gegeben. Denn ich finde, sie sind
wie wir.“, auch ich hatte jetzt Tränen in den Augen, konnte das
Weinen kaum noch zurück halten.

„Wie meinst du das?“

„Auch wenn sie hunderte von Lichtjahren von einander entfernt sind, so sind sie doch immer da und tief miteinander verbunden. Sie werden für immer zusammen gehören.“

Sie sah mir in die Augen, Tränen liefen ihr über das Gesicht und auch ich
konnte meine jetzt nicht mehr zurück halten.

„Ich liebe dich, hörst du? Das werde ich immer und ganz egal wo
du bist, du wirst immer in meinem Herzen bleiben.“

„Ich liebe dich auch Ben. Das war das schönste, was je ein Mensch
zu mir gesagt hat.“

Ich küsste sie, hielt sie fest bei mir und hätte alles dafür getan, diesen
Moment nie zu Ende gehen zu lassen. Allerdings klopfte es ein paar
Minuten später an der Zimmertür und der Arzt stand plötzlich im Raum.
„Ich störe ja nur ungern, aber ich müsste dringend etwas mit ihnen
besprechen.“

„Kein Problem, kommen sie rein.“

Ich stand auf und zog die Vorhänge wieder vom Fenster, damit es wieder
hell im Raum war.

„Wie geht es ihnen?“, fragte er Sarah.

„Ganz gut, denke ich.“

„Sehr schön. Also, passen sie auf, ich denke heute ist wirklich der
perfekte Zeitpunkt, um ihnen das mitzuteilen, wenn ich mich hier
so umsehe.“, er grinste uns beide an und ich fragte mich, was nur
los war.

„Was ist los?“, Sarah war mindestens genauso verwirrt wie ich.

„Wir haben einen Spender für sie gefunden und wir werden ihnen
sobald es möglich ist, das Knochenmark transplantieren.“
Sarah und ich sahen uns an, keiner von uns konnte etwas glauben, keiner von uns realisierte sofort, was das zu bedeuten hatte. Erst als der Arzt uns
noch einmal darauf hinwies, konnten wir es erst wirklich glauben.

„Sie dürfen sich freuen, sie haben eine sehr gute Chance wieder
richtig gesund zu werden.“

Ich ging zu Sarah, nahm sie in den Arm und weinte nur noch. Doch zum
ersten Mal seit langer langer Zeit, waren es die Tränen des Glücks. Man
hatte einen Spender für Sarah gefunden, sie hatte also wieder eine Chance,
sie hatte die Chance weiter zu leben. Und auch wenn es noch keine
100 %ige Garantie dafür war, dass alles wieder gut wird, so war ich in
diesem Moment wieder der glücklichste Mensch der Welt...

Ein paar Monate später...

Sarah hatte die Knochenmarktransplantation sehr gut überstanden, alles war
gut verlaufen und wir konnten endlich wieder nach vorne schauen. Und
auch wenn Sarah natürlich noch nicht wirklich wieder total fit war, so
wussten wir doch, dass der ganze Alptraum endlich ein Ende hatte und es
nur noch eine Frage der Zeit war, bis es ihr wieder richtig gut gehen würde.
Mittlerweile hatten wir auch damit angefangen, ihre Wünsche in die Tat
umzusetzen. In Absprache mit dem Arzt hatten wir für den nächsten
Sommer unseren Urlaub auf den Malediven gebucht und so konnte Sarah
sich schon mal ihren Traum vom Fliegen endlich erfüllen.
Ich hatte mittlerweile auch einen sehr guten Job gefunden, als Anwalt und
das, obwohl ich in dieser Richtung eigentlich gar nicht arbeiten wollte. Aber
lange Gespräche mit Sarah haben mir gezeigt, dass es doch der richtige Weg
ist und dass ich so die Möglichkeit hatte, auch anderen Menschen zu helfen.
Bald konnte Sarah auch endlich wieder anfangen mit ihrer Band zu proben
und das tun, was sie am allerliebsten tat, singen. Und ich würde sie in allem
unterstützen, so gut ich konnte.

Ich liebte Sarah, ich liebte sie mehr als mein eigenes Leben. Hätte immer
meines für ihres gegeben und das würde ich immer und immer wieder tun.
Und jetzt, nach all den Sorgen, all den Tränen und all dem Schmerz,
konnten wir endlich unsere Liebe genießen. Wir konnten unbeschwert
zusammen sein, uns lieben und glücklich sein. Für immer...
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katha

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BeitragThema: Re: Stern meines Lebens   Stern meines Lebens EmptySo Okt 20 2013, 09:51

Hey Lana,
also in der Zwischenzeit habe ich deine Geschichte zuende gelesen und ich muss sagen, ich fand sie wirklich packend. Ich hatte schon fast vermutet, dass Sarah krank ist. Krebs, HIV, oder vielleicht doch Drogen ...
Die Bemühungen von Ben, um ihr zum Ende hin noch einige ihrer Wünsche zu erfüllen, fand ich toll. Die Idee mit der Weihnachtsfeier, war wirklich süß.
Und dann gab es das beste Weihnachtsgeschenk, was es geben konnte ...

Insgesamt von den Ideen eine tolle Geschichte, die man vom Thema und der Charaktere sicherlich auch zu einem ganzen Buch ausweiten könnte. Smile 

Danke für diesen Beitrag  Embarassed 

Liebe Grüße
Katha
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