das Eingangsposting lautete :Diese Kurz-FF ist nicht neu und manche werden sie kennen.
Allen anderen, und natürlich auch denen, die sie erneut lesen, wünsche ich viel Spaß
Informationen zur VorgeschichteTom und Carla sind verlobt und Natascha sitzt im Gefängnis, wegen des Vorwurfes Steve Welder umgebracht zu haben. Anna, die mit Enrique zusammen ist, der sich aber gerade im Ausland aufhält, hat den Verdacht geäußert, dass Carla und David etwas mit dem Tod Steve Welders zu tun haben, und damit Toms Zorn auf sich gezogen, der seine Verlobte überzeugt in Schutz nahm.
Augangspunkt dieser Geschichte ist der Tag, an dem die Polizistin Fr. Fuchs aufgrund eines Hinweises das zweite Mal das Alibi von Carla Rhonstedt überprüft und David Darcy im Beisein von Carla, Fr. Fuchs und Tom die Affäre zwischen sich und Carla offenbart.
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Teil 1Anna saß an ihrem Schreibtisch und beobachtete gespannt das Atelier. Fr. Fuchs von der Polizei war im Hause und David hatte Carla und auch Tom hinzu gezogen um mit ihr zu sprechen.
Hoffentlich haben sie endlich einen Beweis dafür gefunden, dass die Beiden etwas mit dem Mord an Steve zu tun haben. dachte sie nervös. Sie wusste, dass sie sich auf verdammt dünnem Eis bewegte. Sie war es, die der Polizei den Tipp gegeben hatte, das Alibi von Fr. Rhonstedt noch einmal anhand der Computer-Protokolle zu überprüfen. Wenn Tom erfährt, dass ich was damit zu tun habe, schmeißt er mich vermutlich endgültig raus. Und dann steh ich da, mit meinen Schulden. dachte Anna deprimiert, während sie Löcher in die Luft starrte. Aber sie hatte einfach nicht aufgeben können. Obwohl Natascha viel zu zutrauen war, konnte sie sich einfach nicht vorstellen, dass sie zu einem kaltblütigen Mord fähig war. Und wenn sie es tatsächlich gewesen wäre, würde sie nicht so gegen ihre Strafe ankämpfen, denn dann wäre sie von der Richtigkeit ihrer Tat überzeugt und würde dazu stehen. So gut kannte Anna sie mittlerweile.
Plötzlich zuckte Anna zusammen. Ein lauter Knall hatte die Ruhe im Atelier durchschnitten. Es war bereits später Nachmittag und nur noch wenige Mitarbeiter befanden sich an ihren Arbeitsplätzen. Anna schaute sich verwirrt um, aber im Eingangsbereich rund um den Empfang konnte sie nichts erkennen, was das Geräusch hätte auslösen können, als sie sich plötzlich von einem Blick erdolcht fühlte. Sie schaute auf, und da stand er. Tom, direkt an der Glaswand in seinem Büro. Er bedachte sie mit eiskalten Augen und seine Mimik war wie eingefroren. Sie zuckte erneut zusammen und fühlte die eisige Kälte in sich eindringen, die er ihr scheinbar zusandte. Seine Tür hat geknallt. Aber warum schaut er mich so wütend an? Ob sie Carla überführt haben? Es fröstelte sie und sie rieb sich über die mit Gänsehaut bedeckten Oberarme und überlegte was sie tun sollte. Ihren Blick auf ihre Entwürfe gerichtet, versuchte sie die Situation zu erfassen, aber es gelang ihr nicht, da sie keine Ahnung hatte was passiert war. Am Empfang waren die Polizistin, Carla und David zu sehen. Die beiden Lanford-Angestellten wurden zwar nicht abgeführt, bestiegen aber gemeinsam mit Fr. Fuchs den Fahrstuhl. Carla sah mit einem unglücklichen Blick zu Toms Büro, während sie mit schwerem Schritt das Atelier verließ.
Wahrscheinlich sollte ich auch lieber das Weite suchen, bevor er mich direkt feuert. … Wenn er sich bei unserer nächsten Begegnung etwas beruhigt hat, stehen meinen Chancen vielleicht besser… überlegte Anna, als sie vorsichtig in Toms Richtung schaute. Sie sah auf seinen Rücken und erkannte, dass er seinen Blick gerade wieder in seinen Raum richtete, nachdem scheinbar auch er den Abgang der drei Menschen am Empfang beobachtet hatte. Anna konnte die Spannung erkennen, die seinen Körper beherrschte und offensichtlich kurz vor der Entladung stand. Und da passierte es schon. Mit einem lauten Brüll räumte er den Schreibtisch leer. Ein Wisch mit dem Arm reichte aus um Ordner, Mappen und Stifte durch das ganze Büro zu befördern. Anschließend schmiss er sein Trinkglas, das erstaunlicherweise noch stehen geblieben war, mit einem wütenden Wurf, der Tom vermutlich den Home-Run gesichert hätte, gegen die Wand und es zersprang klirrend in tausend Scherben. Anna schaute sich erschrocken um. Außer ihr, war kein Mensch mehr zu sehen und anstatt es allen anderen gleich zu tun und schnell das Atelier zu verlassen, stand sie auf und ging ganz langsam Schritt für Schritt zu der Bürotür des Junior-Chefs. Sie hob die Hand und zögerte, … sollte sie wirklich? Immer noch unsicher ließ sie die Hand wieder sinken, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde, und sie sich eine zehntel Sekunde später dem Mann gegenüber sah, der gerade aussah als wolle er einen Amoklauf starten. Tom blieb abrupt im Türrahmen stehen und funkelte sie an. „Was willst du denn noch hier?“ brüllte er Anna an, die bereits bei seinem Auftauchen den Kopf eingezogen hatte und nun verschüchtert vor ihm stand. „Ich, … Ich…,“ „Was, Ich?“ polterte er erneut über sie hinweg und Anna ging sicherheitshalber einen Schritt auf die Seite um nicht von ihm überwalzt zu werden, falls er erneut den Vorwärtsgang finden würde. Seine Haltung glich der eines Tigers, der voller Anspannung seine Beute beobachtete und auf seinen alles entscheidenden Sprung wartete. „Ich wollte fragen, ob ich irgendetwas für dich tun kann?“ Sie schaute ihn vorsichtig von unten herauf an und schimpfte mit sich selbst. Wie doof bist du eigentlich! Entweder er reißt dir jetzt den Kopf ab, oder er feuert dich, oder… Plötzlich fühlte sie seine Hände an ihrem Gesicht, und seine Lippen, die sich auf die ihren legten. Völlig verwirrt starrte sie in seine Augen, die immer noch glühten vor Zorn, oder war es Leidenschaft? Sie versuchte sich von ihm zu lösen, aber Tom ließ es nicht zu. Anna gab ihren Widerstand auf und gab sich ihm hin. Als er spürte, dass sie seinen Kuss erwiderte, kam er ein Stück näher, legte seine Arme um sie und küsste sie voller Inbrunst. Anna fühlte wie ihr Herz wild in ihrer Brust hämmerte und sie kaum noch zu Atem kam. Tom war offensichtlich in einem Ausnahmezustand. Sie versuchte erneut, dieses Mal entschlossener als zuvor, sich von ihm zu lösen. Sie trat schnell einen Schritt zurück und sah ihn verwirrt an. „So … war das …eigentlich nicht gemeint.“ stotterte sie. Tom brauchte auch einen Moment um seine Fassung zurück zu gelangen. Dann aber sah er sie mit neutralem Gesichtsausdruck an und sagte nur. „Dann frag doch nicht, ob du was für mich tun kannst.“ Damit trat er den Rückzug an, warf ihr noch einen Blick zu, bevor er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Anna und Tom lehnten sich gleichermaßen erschöpft von dieser spontanen Wendung der Situation gegen die Tür und holten tief Luft. Tom rieb sich über die Stirn und versuchte zu begreifen, was da gerade passiert war. Ich habe Anna geküsst,… warum? Weil ich wütend bin auf Carla? Sie hat mich mit diesem Schmierlappe betrogen. Wollte ich es ihr in gleicher Münze zurückzahlen? Würde es sie überhaupt interessieren? Interessiert mich das überhaupt? Und was will diese Frau dort draußen eigentlich von mir. Alle hauen ab und sie bewegt sich freiwillig in meine Wildbahn? ... Was hat sie nur an sich, dass ich sie nicht ignorieren kann? Ihm war es als ob in seinem Kopf viele tausend Ameisen durcheinanderliefen und auf seinen Nerven herumtrampelten. Er hatte das Gefühl, dass sich die Wände des Raumes auf ihn zu bewegten und es immer enger und heißer wurde, und er riss erneut die Tür auf, um sich an die frische Luft zu flüchten. Da drang ein hohes Quieken an sein Ohr und er konnte die junge Frau, die rückwärts zu Boden fiel gerade noch auffangen. Er taumelte und gemeinsam landeten sie auf dem Fußboden. Er half Anna auf und sah sie einen Moment perplex an, bevor er sie anbrüllte „Was willst du von mir? Lass mich doch einfach in Ruhe!“ Dann eilte er an ihr vorbei und trat an den Fahrstuhl heran. Wie ein Wilder drückte er auf dem Fahrstuhlknopf herum und verfluchte die langsame Technik. Anna schaute kopfschüttelnd hinter ihm her.
Als auch Anna ihre Entwürfe zusammen packte und das Atelier verließ, war bereits früher Abend. Sie trat aus dem Lanford-Gebäude und atmete erleichtert die frische Luft ein, ehe sie den Nachmittag überdachte. Ich glaube ich bin heute haarscharf an einem Rausschmiss vorbei geschlittert. Aber ich weiß immer noch nicht, was sie Polizei denn jetzt herausgefunden hat. Warum ist Tom so unglaublich sauer?... Ich wollte ihn doch nicht leiden sehen. Obwohl, wenn er jetzt endlich mal die Augen auf macht, wäre ja schon mal ein Fortschritt. Jetzt bräuchte ich nur noch einen Beweis, dass ich mit dieser blöden Haokan-Geschichte nichts zu tun hatte, dann könnte er mir vielleicht sogar wieder vertrauen. Langsam schlenderte sie am Kanal entlang und genoss die Ruhe und die frische Luft, während sie sich damit beschäftigte, warum ihr das Wohlergehen und das Vertrauen ihres ‘Chefs’ eigentlich so wichtig war. Das Klingeln ihres Telefons riss sie aus ihren Gedanken. „Hey Enrique, wo bist du?“ Anna blieb stehen und schaute glücklich lächelnd auf das dahin fließende Wasser. „Was, du bist gerade gelandet? Weißt du was, dann komme ich dich abholen. … Ich freu mich.“ Anna lief freudestrahlend los, konnte sie sich doch in seiner Umgebung am besten von ihren verwirrenden Gedanken und Gefühlen ablenken.
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