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 AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben

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Sonnenschein
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BeitragThema: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptySo Jun 08 2014, 19:20

Hey!

Einige von Euch kennen diese FF bereits aus dem Sat. 1 Audl Forum. Ich habe, als ich in den letzten Tagen mich daran machte, einen neuen Zugang zu meiner FF "Der Weg ans Licht" zu finden, eben diese alte FF entdeckt. Dabei habe ich entdeckt, dass ich diese nie beendet habe und genau das möchte ich nun nachholen und dabei habe ich die Teile auch gleich etwas überarbeitet.

Die Neubearbeitung beginnt allerdings nicht wie das Original vor Felix Geburt sondern drei Monate danach, als Anna beschließt abzuhauen.

Ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß am Lesen

Liebe Grüße
Tastentante

Teil 1

Anna stand am Fenster und blickte starr in die schwarze Nacht hinaus, die gerade über Berlin ihre Pflicht abhing. Der stumme Schrei ihrer Seele schoss wie eine Rakete durch das Glas hindurch, hinaus in die geisterhafte Stille und entfernte sich immer weiter von ihr.Trotzdem empfand Anna als würde er ganz nah an ihrem Körper haften, als würde er mit immer enger werdenden Kreisbewegungen um sie rotieren. Sie fühlte sich als würde ein riesiges Feuer in ihrem Inneren lodern, das langsam alle Regionen befällt und ihr Denken blockiert.
"Was ist nur mit mir los?", Anna zermürbte diese Frage schon seit Wochen, sie hatte sich doch so über ihren Sohn gefreut und jetzt, jetzt schaffte sie nicht einmal die nötigsten Mutterpflichten zu erfüllen.
Traurig blickte sie zu der hölzernen Wiege hinüber, die neben ihrem Bett stand. Felix schlief friedlich und bekam von den Gewissenqualen seiner Mutter nichts mit. Gott sei Dank, seufzte sie gedanklich. Langsam trat sie näher und trotzdem hielt sie einen gewissen Abstand, fast so als ob Felix nicht zu ihr gehören würde bzw. von dem schlummernden Baby eine Gesundheitsgefahr für sie ausgehen könnte.
Erneut trat sie an das weißgestrichene Fenster mit dem Kreuz, bisher hatte sie das Holzkreuz nie gestört, doch seit wenigen Wochen hauchte es ihr ein beklemmendes Gefühl ein, vermittelte ihr eine Art Gefängnisflair. Es quälte sie regelrecht  in diesem Raum sein zu müssen, immer wenn sie dieses Zimmer betrat verspürte sie ein Gefühl der Enge in ihrer Brust und es bestieg sie die Ahnung, das der Druck stündlich anstieg bis er sich dann in einer riesigen Explosion entladen wird. Es fühlte sich an, als hätte ihr Herz plötzlich nicht mehr genügend Platz in ihrem Körper, als würde es verzweifelt versuchen die Rippen ihres Brustkorbs auseinander pressen um mehr Luft zu bekommen. Doch es war nicht ihr Herz das unter Atemnot litt, nein, es war ihr gesamtes Leben.
Mit einem lauten Schrei riss Felix Anna aus ihren Grübeleien. Man warum kannst du nicht einfach einmal still sein, fuhr es ihr durch den Kopf und doch war sie gleichermaßen froh, dass er mit seinem Geschrei ihre Gedanken unterbrochen hat. Einen Augenblick starrte sie auf das Bett und spielte mit dem Gedanken sich einfach ins Bett zu verkriechen, die Decke über den Kopf zu ziehen und zu warten bzw. darauf zu hoffen, dass er sich von selbst wieder beruhigte.  Letztendlich entschied sie sich aber dagegen. So eine Mutter wollte sie nicht sein, auch nicht unter diesen Umständen. Es ging ihr verdammt beschissen, doch was konnte das Kind dafür.  Behutsam hob sie Felix aus seiner Wiege und trug ihn auf ihrem Arm in die Küche, wo sie ihm ein Fläschchen machte.
"Ich muss es tun, er soll glücklich sein" sprach Anna lautlos mit in die Ferne gerichtetem Röhrenblick nach dem Felix wieder friedlich in seinem Bett lag und schlief. Die Worte konnte man lediglich an ihren Lippen ablesen.
Früher war Sie solchen Einstellungen immer nur mit Unverständnis begegnet, schließlich sind Kinder Geschenke Gottes und Geschenke soll man nicht zurückgeben, egal von wem sie kommen, deshalb hat man die vom lieben Gott ohne einen anderen Gedanken zu behalten. Anna war mittlerweile wieder ans Fenster getreten und blickte auf die Ruhe der eigentlich unruhigen Stadt hinunter.Die Welt vor ihren Augen verschwamm zu einer einzigen dunklen Ebene mit gelben Punkten. Erst jetzt begann sie die Bedeutung des Wortes Nacht zu verstehen. Man sagt dieses Wort nur achtlos vor sich hin, doch hat es eine riesige Bedeutung. Es ist nicht bloß ein Wort, nein, es ist eine Macht, die einen überrollt, jeden Tag aufs Neue und ohne Gnade. Sag mal Anna spinnst du eigentlich, stoppte sie sich kurz darauf. Du hörst dich langsam an wie Helmfried von Lüttichau in „Hubert und Staller“, wenn er versucht sich in einen Mörder hineinzuversetzen. Normal hätte sie über diesen Gedanken gelacht, doch sie war  selbst dafür zu müde. Nein, müde war vielleicht das falsche Wort, es war eher energielos. Sie fühlte sich wie ein Berg, der all seiner Rohstoffe und Bodenschätze beraubt wurde. Eine Hülle, die verdammt war zu existieren, weil ihr nie jemand erklärt hat, wie sie sich auflösen kann.
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BeitragThema: Re: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptyMo Jun 09 2014, 16:09

Teil 2
Anna kullerten die Tränen über ihre Wangen, als ihre Augen den Grabstein mit der Inschrift "Jonas Broda 1979-2010" musterten. Nun waren schon 8 Monate vergangen, seit ich dir hier geschworen habe, das ich für immer dein bleiben und gut für unser Kind sorgen werde. Es kam ihr vor als wäre es gestern gewesen und es wäre wohl heute gewesen würde sich die Zeit an den Schmerzen orientieren und nicht an der Uhr.
Der Tränenfluss wurde stärker. "Ich habe es nicht geschafft. Es tut mir leid" schluchzte sie in die Stille. Erschrocken fuhr Anna herum, wie aus dem nichts hatte sich aus den Baumkronen hinter ihr, ein Vogelschwarm erhoben und war unter lautem Getöse in die Ferne geeilt.
"Sogar die Tiere fliehen vor mir" schniefte sie weiter und sah einen Augenblick lang dem Vogelschwarm hinterher.
"Jonas du warst mein Leben, du gabst mir das Gefühl wetvoll und liebenswert zu sein, bei dir hatte ich das fühlte ich mich sicher. Ich war mir sicher, dass du mich vor der Welt beschützen kannst, doch plötzlich warst du weg. Einfach bumm und weg…und ich, ich war wieder allein. Ich fühlte mich wie ein Kind, das ein Kind bekommt. Unbeholfen, verzweifelt, einfach unfähig.Bitte verzeih mir also, ich konnte nicht anders", versuchte die Witwe ihrem Mann das unerklärliche zu erklären.
"Ich habe ihn Felix getauft, weil ich mir wünschte, dass unser Sohn glücklich ist und das wird er auch sein, so wie ich es als Kind war. Mama und Papa werden gut zu ihm sein und ihm die Liebe schenken, die ich nicht fähig bin ihm zu schenken" beendete sie ihren verzweifelten Versuch, die Unfähigkeit ihrerseits begreiflich zu machen.
"Ich hoffe du verstehst es oder kannst mir wenigstens irgendwann verzeihen. Es geht nicht anders“, beschämt senkte sie ihren Blick auf ihre Schuhspitzen. “ Ich liebe dich", hauchte sie dem kalten Stein entgegen, der sie nur verständnislos ansah. Anna lief ein Schauer des Grusels den Rücken hinunter, denn sie fühlte sich plötzlich unwohl am Friedhof. Eigentlich war das immer ihr Zufluchtsort gewesen, doch plötzlich verunsicherte sie die Greifbarkeit des Todes. Sie wollte nur noch weg von hier. Zum Abschied beugte sie sich über den dunkelmarmorierten Grabstein um das Foto ihres geliebten und viel zu früh verschiedenen Gatten mit ihren Lippen zum Abschied vorsichtig zu benetzen. „Bald sehen wir uns wieder“, hauchte sie dem Foto zu und meinte Jonas zwinkern gesehen zu haben.
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BeitragThema: Re: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptyDi Jun 10 2014, 21:11

Teil 3

Anna saß im Zug und sah aus dem Fenster, während ihr die Klimaanlage kühle Luft auf den Kopf blies. Die Landschaft zog wie an ihr vorüber, je mehr das Schienenfahrzeug beschleunigte, je schneller änderte sich das Landschaftsbild. Es erschien ihr jedoch nicht als Landschaft, die ihre Augen streifte, sondern als ihr Leben bzw. ihre Vergangenheit. Anna sah sich und Jonas am Strand von Osteroog, wie sie beide gegen das Getöse des Meeres gebrüllt hatten, vor einer Welle geflohen und aufeinander gefallen waren. Damals hatten sie sich zum allerersten Mal geküsst. Annas Körper erfüllte sich mit einem Gefühl von Wärme, obwohl sie zuvor noch gefroren hatte. Auf ihrem Gesicht breitete sich kurzfristig ein Lächeln aus. Jonas, schoss es ihr den Sinn, doch als sie den irritierten Blick ihres Gegenübers erkannte, dämmerte das sie es nicht nur gedacht sondern auch ausgesprochen hatte. Hab ich das jetzt wirklich laut gesagt? Sie versuchte sich an einem lieben Lächeln und schickte es in die Richtung des männlichen Fahrgasts, was dieser erwiderte. Innerlich wurde sie von einem Schwall aus peinlicher Berührtheit heimgesucht. Anna konnte sich nicht erklären wieso, sie hatte schließlich nur einen Namen laut ausgesprochen, doch es fühlte sich für sie an, als hätte sie unaufgefordert in mitten einer Menschenmenge die Kleider vom Leib gerissen. Das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb augenblicklich und sie senkte den Blick, denn sie spürte plötzlich wie ihr Tränen in die Augen traten. Unbeholfen versuchte sie die Tränen wegzuwischen und begann schließlich in ihren Manteltaschen nach einem Taschentuch zu suchen. Doch leider war keines zu finden und so rannen ihr die Tränen mittlerweile schon in den Mund hinein, als sich plötzlich ein weißes Papiertaschentuch in ihr Blickfeld schob. Anna sah erschrocken auf und damit direkt in das Gesicht ihres Gegenübers. Einen Moment lang überlegte sie, doch dann nahm sie es doch.
"Danke“, sagte sie zaghaft, während sie das Taschentuch auseinander faltete und damit die Tränen von den Wagen wischte.
Doch so sehr Anna auch wischte, es kamen immer mehr Tränen nach, als sie wegwischen konnte.
"Bitte gerne, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber wenn sie reden möchten, ich bin ein guter Zuhörer." formulierte er sein Angebot höflich.
Eine Weile saßen beide schweigend da. Anna hatte eigentlich nicht vor auf sein nett gemeintes Angebot einzugehen, doch plötzlich begann sie wie vom Blitz gesteift zu sprechen. Sie konnte sich diese Wandlung selbst nicht erklären.
"Jonas, er war mein Mann, aber letzten Juli ist er" abrupt stoppte sie. Anna was machst du da.Wieso erzählst du ihm das. Du kennst den Mann doch überhaupt nicht. Der kann doch weiß Gott was sein. Ein Mörder oder ein ganz normaler Mensch, so etwas soll es ja heutzutage auch noch geben. Es ist doch egal was er ist. Er kann mir nichts antun, zumindest nichts, dass mich zerstören würde. Jonas Tod hat mich schließlich schon ausgehöhlt und was bleibt, wenn das Leben einen verlässt – eine Hülle –ICH, ging es ihr traurig durch den Kopf und erneut verstärkte sich der Tränenfluss.
"Stimmt, sie kennen mich nicht, ich kann verstehen, wenn sie mir nichts weiter erzählen wollen" gab sich der Fremde verständnisvoll, fast so als hätte er ihre Gedanken gelesen.
"Ach, sie verstehen das. Dann frag ich mich, warm sie mich überhaupt so blöd anquatschen." giftete sie mit lauter Stimme in Richtung ihres Gegenübers.
Sie wusste selbst nicht wieso sie ihn so für die doch wahren Worte tadelte, aber es kam einfach so aus ihr heraus.
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BeitragThema: Re: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptyMi Jun 11 2014, 13:42

Teil 4

Anna konnte es nicht fassen, was bildete sich dieser Mensch eigentlich ein. Wofür hielt der sich bitte? Für den Ritter der Verständnisvolligkeit? Sie hatte sich wieder einigermaßen gefangen, da öffnete der Fremde erneut seinen Mund und in Anna begann es erneut zu brodeln. Was wollte er eigentlich von ihr? Wurde dieser Typ im Sternzeichen von Michael Mittermeier geboren? Ist der Mund einmal geöffnet, lässt sich die Zunge für die nächsten fünf Eiszeiten nicht mehr einschläfern. Um eine Deeskalation bemüht schluckte sie die aufkeimende Aggression trocken hinunter, schließlich saßen sie hier nicht alleine im Waggon.
"Die Flucht vor den Erinnerungen ist keine Lösung, wissen-", setzte ihr Gegenüber mit ruhiger Stimme in der ein besorgter Unterton mitschwang, zu einer
"Ach, ist das so“, konterte Anna in stark zynischem Ton. „Woher wollen Sie wissen wovor ich flüchte und selbst wenn sie mit ihrer Vermutung recht hätten geht es Sie nichts an, Sie Reinhard Haller für geistige Sozialhilfeempfänger, denn auch wenn sie sich dafür halten, sie sind keineswegs die Reinkarnation von Sigmund Freud oder Alfred Adler“, spie sie ihm wütend entgegen.
„Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten“, gab ihr Gegenüber peinlich berührt zu verstehen,  seine Stimme verkam zu einem unbedeutenden Flüstern und sich seine Hände in Abwehrhaltung vor seiner Brust positionierten.
„Wissen sie was, wenn sie jemanden zum flachlegen suchen, weil kein Individuum mit Verstand sich mit Ihnen einlässt  gebe ich Ihnen jetzt einen Rat! Gehen sie ins Puff, da werden die Frauen dafür bezahlt, obwohl“ Einen Moment hielt sie inne und blies wütend Luft aus ihren Lungen in den Raum, ehe sie das  Der Tränenfluss war kurzzeitig versiegt und in ihrem Kopf pulsierten die Aggressionen. „Bei ihrem Hang zu verbalen Erektionen bin ich mir allerdings nicht sicher, ob die dort die artgerechte Ausbildung für Sie haben" brüllte Anna weiter, während ihre Augen ihn mit Blicken erdolchten und sie ihre Tasche vom Sitz riss, so dass die Henkel wie Peitschenhiebe auf ihre Arme knallten und verließ unter dem lauten Widerhall ihrer Absätze den Waggon. Wobei ihr die Fahrtgeschwindigkeit des Zuges das aufrechte gehen stark erschwerte, immer wieder stieß sie gegen die Kopfstützen der Sitze und einmal fiel sie sogar fast über einen in den Gang hereinreichenden Koffer, was sie mit einem harten Fluch quittierte.
Dem jungen Mann, der völlig entgeistert auf den leeren Platz gegenüber von seinem starrte, war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen und gleichzeitig färbten sich seine Wangen in einem purpurroten Ton ein, während er sich mit einer zaghaften Geste die kleinen, feuchten Speichelexkremente die Annas emotionaler Vulkanausbruch auf seine Wangen befördert hatte, mit dem Ärmel seiner Jacke abwischte. Sein Organismus spielte aus Verzweiflung verrückt und hätte es ihm Fußboden statt eines riesigem klebrigen Flecks ein Loch gegeben, er wäre ohne große Überlegung hineingesprungen, nur um dem Gafferpranger zu entkommen. Das erste Mal in seinem Leben bekam er ein Gefühl dafür, wie es sich anfühlen musste, wenn man gesteinigt wird und diese Szenerie war die moderne Variante davon. Seine Augen schrieben unzählige Fragezeichen in den Waggonraum und sein Körper wurde zum Austragungsort der Olympischen Schamfestspiele, denn die Leute starrten ihn fassungslos an. Sie schienen wohl die Schuld bei ihm zu suchen, da sie sich anders wohl kaum vorstellen konnten, dass eine so unscheinbare, nett aussehende junge Dame aufforderungslos so ausfallend werden konnte. Sein Blick heftete sich für einen Moment an die Decke, doch sogar die Zeitungen in den Gebäckfächern schienen ihn stumm anzuklagen. Am liebsten hätte er die Antworten auf die  aus den Blicken entgegen schreienden Fragen den Augenbesitzern ins Gesicht gespukt. Doch er verwarf diesen Gedanken, ehe er sich in die Tat umsetzen konnte. Stattdessen blickte er verlegen aus dem Fenster, wo er versuchte die Bäume zu zählen, an denen der Zug vorbei raste. Es war eine ähnlich sinnvolle Beschäftigung, wie Wasser aus dem Meer zu schöpfen, damit die Malediven eines Tages nicht untergehen, aber es lenkte ab und Ablenkung war etwas, dass er gerade sehr gut gebrauchen konnte. Versuche ich einmal nett zu sein, werde ich angebrüllt. Na ja, für den Sager mit der Flucht vor Erinnerungen hast du ihren verbalen Faustschlag unter die Gürtellinie durchaus verdient. Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort, ging es ihm durch den Kopf. Das mag sein, aber muss es auf eine solch peinliche und erniedrigende Weise geschehen, fügte er seinem ersten Gedanken hinzu. Was fängst aber auch gerade du an von fataler Verdrängung und Erinnerungen zu sprechen. Du, wo du doch deine Gefühle behandelst, als wären sie die Sammelstelle für  vergammelte Innereien. Noch nie in seinem bisherigen Leben hatte er sich so inständig gewünscht endlich den Zielbahnhof zu erreichen. Eilig griff er in die rechte äußere Tasche seiner schwarzen Jacke um sein Mobiltelefon hervor zu holen. Der Blick aufs Display ernüchterte ihn. Noch eine ganze Stunde bis das Warten auf Godot in diesem Sittengefängnis der Blickterroristen ein Ende hat. Verlegen widmete er sich schließlich seinem Mobiltelefon und klickte sich lustlos durch die Apps, doch keine schien ihn so recht zu interessieren. Im Gegenteil bei einigen fragte er sich wieso er sie sich überhaupt heruntergeladen hatte.
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BeitragThema: Re: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptyDo Jun 12 2014, 19:40

Teil 5

Anna hatte derweil im völlig überfüllten Zug widererwarten einen Sitzplatz in einem anderen Wagon gefunden. Ihr Sitznachbar sah allerdings leider so aus, das einem nur inständig zu hoffen blieb, dass  sein Verhältnis zur Körperhygiene nicht dem zu seinem Erscheinungsbild entsprach, aber das war im Augenblick für sie zweitrangig. Entkräftet und stark verwirrt lies sie sich in den äußerst  schlecht gefederten Zugsitz fallen, was  mit einen dumpfen Schmerz in ihrem Gesäß bestraft wurde. Menschen gibt es, dachte sie und schüttelte zwecks der Zustimmung ihres eigenen Gedanken verständnislos den Kopf, denn sie war noch immer entsetzt von ihrer Begegnung mit diesem seltsamen Mann. Doch trotz der ganzen Aufregung und ihres äußerst desolaten seelischen Zustandes spürte sie die Müdigkeit über sich hereinbrechen. Sich der Schwere in ihren Gliedern beugend lehnte sie ihren Kopf  nach hinten gegen die Kopfstütze des Zugsitzes, während sie mit der linken Hand die immer noch stark bebende rechte überdeckte, wodurch sich ein zarter Schweißfilm über ihren Handrücken legte. Was bildete sich dieser Typ aber auch ein, sie einfach so anzuquatschen? Was bist du aber auch so blöd und antwortest ihm, wurde sie von der Stimme in ihrem Kopf getadelt. Eines blieb ihr bei all den Geschehnissen allerdings ein Rätzel. Wieso war sie nur so ausgetickt? Was war der Auslöser, schließlich war sie nie eine große Dramaqueen geschweige denn eine Schwester von Katjas Verhalten. Vielleicht lag die Ursache ja ganz wo anders – viel weniger in ihren Verhaltensmustern sondern in ihrem Vorhaben. Kann es denn nicht sein, dass der Fremde ihrer Hülle gefährlich nahe gekommen war? Seine als tröstend angedachten Worte ihren Plan ins Schwanken gebracht hatten, ohne das er eigentlich groß etwas gesagt hatte. Schön, aber wenn er nichts gesagt hat, womit soll er dann ein paar Ziegel aus meiner Hausmauer entfernt haben? Ratlos blickte Anna nun erneut aus dem Fenster. Möglicherwiese weil Worte leben bedeuten und mich zwingen mich zu erinnern. An das Leben an sich, dass logischerweise nicht erst mit Jonas begonnen hat, da war so viel mehr gewesen unendliche viele Gründe zu lächeln, lange, beschwerliche Leidenswege und nicht zu vergessen, all die Erinnerungen an die Schönheiten des Seins. Bei diesem Gedanken traten Tränen der Wehmut in ihre Augen. Sollte sie all das wirklich ein für alle Mal wegwerfen, denn der Weg den sie zu gehen erwählt hatte, ließ keinen Raum um auf der Hälfte zu wenden. Augenblicklich wurden Anna ihre Überlegungen zu beschwerlich, denn sie spürte, welche Front siegen würde, wenn sie nicht sofort den Gedankenstopp-Automaten bediente. Was ist dir nur eingefallen, du kannst ihn doch nicht einfach zum notgeilen Bock degradieren, versuchte sie zum ursprünglichen Thema zurückzukehren. Was du da gesagt hast grenzt an Ehrenbeleidigung. Mensch, Anna. Der Typ kann dich verklagen, traf sie der nächste gedankliche Schlag mitten ins Gesicht. Vielleicht wollte er ja wirklich nur nett sein, du siehst ja ernsthaft nicht aus wie das fleischgewordene Glück. Lass mich, ich falle nicht mehr auf deine Ratschläge rein, Aus, Schluss, vorbei, setzte Anna dem Gedankenkrieg in ihrem Kopf abrupt ein Ende. Geistige Peitschenhiebe brachten nun auch niemandem mehr etwas, dachte sie und legte ihre Lieder über ihre Augäpfel. Schließlich hatte sie eine Mission und auf genau diese wollte sie sich die verbleibende Reisezeit konzentrieren.
Verträumt lehnte sie an der Reling und beobachtete nachdenklich die stürmisch an den Schiffsrumpf schlagenden Wellen. In Anna kam Wehmut auf, Wehmut nach der Zeit, als das Glück in ihrem Leben noch Kanzler war. Je näher sie der Insel kam, desto unschlüssiger wurde sie. Hatte sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen oder nur den leichtesten Weg gewählt um sich in eine watteweiche Zukunft fallen zu lassen. Langsam tauchten die ersten Ausläufer des Strandes in ihrem Blickfeld auf und ihr Magen zog sich immer mehr zusammen. Das Gefühl in ihrem Bauch glich sehr stark den Schmetterlingen, die Verliebte gerne zu fühlen glauben, doch in diesem Fall waren die Schmetterlinge schon lange tot und wurden nur durch die Kraft eines Haartrockners künstlich durch die Bauchhöhle geschleudert.
Mit gemischten Gefühlen trat Anna von der eisernen Brücke der Fähre an Land.. Endlich  war sie am Ziel ihrer Reise angekommen und es war wie sie es sich  in den unzähligen Tagträumen ausgemalt hatte, doch ihre Gefühle machten einfach nicht mit. Alles war wie damals, sogar das Wetter machte ihr ein Geschenk. Die Insel lag vertrauenserweckend und stürmisch zu gleich vor ihr und trotzdem fehlte etwas. Jonas, er war es, der die Stimmung so perfekt machte. Oder besser gesagt, dank ihm fühlte sich jede Wetterlage wie Sonnenschein an. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens machte sie sich schließlich auf den Weg um ihr Ziel zu erreichen. Mit treibenden Gedanken steuerten ihre Schritte auf den Strand zu, IHREN Strand. Zum ersten Mal seit  über zwei Jahren spürte sie wieder das unheimlich beruhigende Knirschen unter ihren Fußsohlen. Ihre Schuhe gruben sich durch den Sand, ihre Haare wehten ihr andauernd ins Gesicht und versperrten ihr trotzig die Sicht und ihr vom Hungergefühl gezeichneter Körper versuchte der Kraft des Windes mit äußerst mäßigem Erfolg zu trotzen. Sie verkam zu einer Fahne, die der Wind einmal nach vor und einmal zurück wehte, je nachdem wie es ihm beliebte. Doch all diese widrigen Umstände konnten sie von ihrem Ziel nicht fernhalten. Mühsam kämpfte sie sich immer weiter mit der Hoffnung im Gebäck, dass sich die imaginären Stahlspitzen, die sich täglich tiefer in ihr Herz bohrten, bald in ein süßlich duftendes Blumenmeer verwandeln würden.
Der Ort an dem sie erstmals die winzigen Triebe des absoluten Glücks empfunden hatte, kam immer näher und Annas Nervosität stieg immer weiter an. Für sie war dieser Ort wie ein magischer Kraftplatz, doch leider benötigte sie keine Kraft sondern lediglich Glück um die Geschicke der Zukunft in die optimalen Bahnen zu schieben. Der Wind fegte mit all seiner Kraft über die weite Ebene die hin und wieder von einer Sanddüne durchsetzt war hinweg und verwandelte das Meer in eine enthusiastisch fauchende Todesdrohung. Anna konnte sich nur mit immer stärkerer Mühe der vorherrschenden Naturgewalt wiedersetzen und so taumelte sie mehr als sie ging den Strand entlang, zerrieben zwischen dem Kräftemessen der Lüfte.
Erschöpft ließ sie sich genau an jener Stelle unsanft in den Sand fallen, an der Jonas und sie sich zum ersten Mal geküsst hatten, während sie mit ihren von der Kälte beleidigten Fingern in den Innenräumen ihrer Jackentasche forschte. Irgendwo musste dieser Stein doch sein. Der Stein des Anstoßes , das stille Symbol ihrer Liebe.
Endlich bekam sie ihn zu fassen, zog ihn hervor und ließ sich beseelt von der tiefen Verbundenheit die sie in diesem Moment zu Jonas spürte, zurück in den Sand plumpsen, so dass sie nun ausgestreckt mit ihrem Körper den Menschenleeren Strand schmückte. Die Kälte hüllte sie schweigend ein und Anna wandte ihren Blick nicht von dem Stein, ihre Finger schmerzten bereits und nahmen eine alarmierende Röte an, ehe sie sich ein letztes Mal der Wehmut des zurückgelassenen hingab. Vor ihrem geistigen Auge erschien ein Bild von Felix. Gott sei Dank ist er noch viel zu klein um bewusst mitzuerleben, was ich ihm angetan habe, aber Mama und Papa werden sich gut um ihn kümmern, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Besser eine lebensfrohe Oma als eine todtraurige Mutter, dachte sie traurig, doch irgendwie spürte sie, dass dieser Gedanke eigentlich nur zum Trost erschaffen wurde. Jedes Kind braucht seine Mutter, egal wie es ihr geht. Die Mutter ist einfach etwas Besonderes. Doch die innerlichen Schmerzen waren zu stark und Annas Kampfgeist zu schwach um das Falsche zum Richtigen werden zu lassen.
"Weil etwas nicht perfektes auch wunderschön sein kann" schrie sie in bekannter Tradition gegen den Wind, bevor sie ihre Lieder schloss und darauf hoffte den einzigen Sieg zu erringen, den sie noch zu feiern bereit war.
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BeitragThema: Re: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptyFr Jun 13 2014, 21:43

Teil 6

Die Minuten ehe die Sirenen des Rettungswagens über den Strand gegen den Sturm anheulten, erlebte Tom wie in Trance. Er wusste eigentlich nicht mal mehr genau, wie er es geschafft hatte die Rettung zu alarmieren. Sein Herz arbeitete auf Hochtouren, plötzlich ertönte in seinen Ohren ein rauschen, dann ging alles sehr schnell. Seine Umgebung begann Karussell zu fahren, er fühlte sich wie in einem Strudel im Meer, der einen mit unbeugbarer Kraft hinunterzieht in seine Welt, die Bilder vor seinen Augen verschwammen. Alles was er sah, machte den Anschein ein viel zu schnell abgespielter Film zu sein, der einem nichts zeigt, als die Farbschattierungen seiner einzelnen Bilder und kurz darauf kam es zu einem Filmriss. Dunkelheit, nichts als Schwarz umgab ihn.
Als er wieder Herr seiner Sinne wurde, lag er auf Decken gebettet im Sand. Erschrocken fuhr er hoch, doch der Sanitäter, der an seinem Lager Wache hielt, schob ihn sachte aber bestimmt wieder zurück auf den Boden. Das Rauschen kehrte unvermittelt zurück, ich habe mich wohl zu eifrig aufgerichtet, ging es ihm durch den Kopf.
„Wieso liege ich hier? Was ist überhaupt passiert?“ Panik durchschoss seinen Körper, seine Stimme klang viel zu hoch und heiser, man konnte die Angst, die in der Melodie des Stimmklangs mitschwang regelrecht hören.
„Sie haben einen kleinen Kreislaufzusammenbruch erlitten“, antwortete der Sanitäter ruhig.
Seine Stimme klang beruhigend, doch dies hatte auf Tom keine Auswirkung. Plötzlich schoss ihm die Erinnerung wie ein Blitz mitten ins Herz. Ein tiefer brennender Stich jagte durch seinen Körper. Kalter Schweiß machte sich auf seiner Haut breit, obwohl er gleichzeitig fror, woran die Decke, die ihm von den Sanitätern über den Leib gelegt wurde, auch nichts ändern konnte. Wärme von außen konnte Kälte von Innen einfach nicht bekämpfen. Noch im selben Augenblick schickte er seine Augen auf Erkundungstour, doch konnte er die Fremde weder rechts noch links erkennen, auch vor ihm war sie nicht zu erspähen, als er sich sachte etwas aufrichtete. Sollte er es als gutes oder als schlechtes Zeichen werten? Wenn ich nicht bald etwas erfahre, sterbe ich hier noch den Herztod, dachte er kurzfristig panisch, ehe sein Geist wieder von der Angst und der Sorge um die fremde Frau okkupiert wurde. Tote transportiert die Rettung nicht, das wusste er, aus eigener Erfahrung und wieder kamen die Erinnerungen an Fanny hoch, an ihren leblosen Körper und die makellose Schönheit die sie vom Leben mit in den Tod genommen hatte. Seine Augen wurden zu einem Kaktus, bis zum Zerbersten gefüllt mit Wasser, eine erste Träne übertrat den Augenrand und rann behutsam seine gerötete Wange herab.
"Keine Panik, ihre Frau ist bei uns in den besten Händen" erklang plötzlich die väterlich fürsorgliche Stimme des Sanitäters.
"Meine Frau...aber...das...sie...ist nicht... meine Frau. Ich weiß nicht" verzweifelt schwenkte sein Blick auf das immer noch gefährlich tosende Meer.
„Beruhigen Sie sich“, gab der Sanitäter mit sanfter Stimme zurück und drückte Toms Kopf sachte, aber bestimmt zurück auf den Polster des provisorischen Bettes.
"Wird sie...es...schaffen? Ich meine" fragte er nach einer Weile des blanken Schweigens.
"Sie haben sie im wahrsten Sinne des Wortes im letzten Moment gefunden. Sie ist bei uns in guten Händen. Die Ärzte werden ihr Möglichstes tun"
"Sie darf...ich...nicht...sterben", aus Toms Stimme schrie die blanke Angst.
Obwohl er diese Frau nicht kannte, würde er ihren Tod nicht verwinden, das wusste er. Sein Körper befand sich in einem Ausnahmezustand. Es fühlte sich an als hätte in seinem Inneren ein Selbstmordattentäter eine Bombe gezündet und er würde in Zeitlupe seine eigene Explosion miterleben, aber vor allem mitfühlen. Er empfand als sei nur noch seine äußere Hülle intakt, der Rest wurde schon von der Wucht des Sprengstoffes in Milliarden kleiner Einzelteile zerfetzt, die hektisch durch sein Inneres flitzten, weil ihnen das Tor in die Welt hinaus versperrt war. Ein zweites Mal das Gefühl zu spät zu sein, nicht helfen zu können durchleben zu müssen würde er nicht ertragen. In diesem Moment wurde Tom schmerzlich bewusst, dass auch Tote noch sterben konnten. Der Sanitäter erwiderte nichts auf Toms flehendes Gestammel, wohl auch weil er kein Recht hatte ihm zu wiedersprechen. Was nützen schließlich tröstende Worte, wenn sie eigentlich auf Unwissenheit aufgebaute Tröstungsversuche waren, die letztendlich sogar zu Lügen werden konnten. Der Rotkreuzmann hielt lediglich für eine Weile seine Hand und Tom dankte ihm insgeheim dafür.
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BeitragThema: Re: AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben   AnTom - Verlust, Verzweiflung,Hoffnungsschimmer - Der Weg zurück ins Leben EmptySo Jun 15 2014, 20:18

Teil 7

Tom stand am Fenster seines Appartements und starrte hinaus in die kalte Nacht, die eine beängstigende Stimmung über die Landschaft streifte, obwohl das Meer immer noch gegen den Strand peitschte und der Wind mit verstörten Lauten um das Haus jaulte. Mit etwas Poesie könnte man meinen, dass zwei Windböen miteinander fangen spielen. Für die Sekunde eines Augenblickes lag auf seinem Gesicht ein mildes Lächeln. Oder vielleicht machten genau diese Geräusche die beklemmende Stimmung aus. Wer sagt schließlich das nur Stille beängstigend sein kann? Seine Augen glitten hinaus auf das imposant und ebenso erschreckend unruhige Meer, doch sie nahmen die Landschaft vor dem Fenster nicht wirklich war, denn der echte Film lief vor seinem inneren Auge ab. Die Bilder aus dem Zug, sein Ausflug, die Panik, ihr Anblick, all das kam wiederhervor. Er wusste nicht ob er es verdrängen oder der Erinnerung einfach mit einem Lächeln die Tür öffnen sollte? Einerseits schmerzte ihn die Erinnerung an die Szenen am Strand, andererseits hatte er sich eben dort geschworen, dem ewigen Verdrängen ein Ende zu setzen. Aber was war nun wirklich das richtige? Tom konnte es nicht sehen im Strudel der Emotionen, die sich in ihm auftaten. Irgendwann wandte er seinen Blick von der geräuschvollen Finsternis ab und legte sich aufs Bett. Sein Kopf schmerzte, seine Gedanken rotierten und so kam es, dass er anstatt in die heilenden Welten der Träume abzudriften, unentwegt an die Decke starrte, die Souvenirs der Abnutzung an den Wänden musterte und sogar das Schäfchen zählen wieder aus der Kindheitsecke in seinem Kopf hervorholte. Doch nichts half, die Müdigkeit kam nicht und so erwischte er sich, trotz unzähliger Versuche sich dessen zu erwehren, immer wieder dabei sich durch die Bilder des heutigen Tages zu klicken. Nach gefühlten 1224 Jahren blickte er schließlich völlig entnervt auf die Anzeige des Weckers, es war 3.38. Nicht gerade die passende Zeit für einen morgendlichen Ausflug, aber er hielt es einfach nicht mehr aus in diesem Zimmer. Wenn ich jetzt nicht gehe, fange ich vielleicht noch an die Milben in der Matratze zu zählen, dachte er und verzog dabei angewidert seinen Mund. Also schnappte er sich seine Jacke vom Stuhl, griff nach der Zimmerkarte und schlug die Tür hinter sich ins Schloss. Der Nachtportier schaute ihn aus seinen verschlafenen Augen an, als wäre er der Geist von John F. Kennedy, doch das war ihm egal. Sollte er doch denken was er wollte. Schließlich maß er sich auch kein Urteil darüber an, das der Mann fürs Wache Halten und nicht fürs Schlafen bezahlt wurde und sich trotzdem gedankenlos letzterem hingab. Tom trat durch die Glastür, die nur äußerst mühselig und unter lautem gequietschte ihren Dienst tat, hinaus in die Dunkelheit, wo ihm sogleich die Kälte ins Gesicht schlug und ihm der Duft von Regen in die Nase stieg
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